Ein Hauch von Hollywood im Serenadenhof: Der weltberühmte Schauspieler spielt Country-Bluesrock und erzählt Anekdoten.
Nürnberg (laut) - Ein Hauch von Hollywood weht durch den so gut wie ausverkauften Nürnberger Serenadenhof an einem der bisher wärmsten Tage des Jahres. Schon zum zweiten Mal besucht Kiefer Sutherland die Franken-Metropole.
Schauspieler und Rockmusik
Die Schauspielerei scheint einigen Filmstars offenbar nicht zu reichen, um sich kreativ auszuleben. Jared Leto hat Thirty Seconds To Mars, Johnny Depp die Hollywood Vampires, Kevin Bacon The Bacon Brothers - und Kiefer Sutherland hat Kiefer Sutherland. Präsentierte sich der ambitionierte Country-Rocker 2018 im Nürnberger Hirsch Club noch bemüht szenekonform mit Cowboyhut und Leo-Jacket, tritt er heute ganz in schwarz vor das begeisterte Publikum im bestuhlten Innenhof des Serenadenhofs.
Kiefer kommt an
Es scheint, als hätte Sutherland in den vergangnen Jahren sämtliche Klischees (und Bandmitglieder) über Bord geworfen und sich jetzt seiner Kernkompetenz gewidmet: Musik machen und Anekdoten aus seinem Leben erzählen. Beweisen muss er sich nicht(s) mehr. Und das kommt an, in Windeseile erliegen die Fans seinem Charisma und hängen an seinen Lippen. Im Laufe des Konzerts erheben sich immer mehr Zuschauer:innen von ihren Plätzen, denn eigentlich ist das, was auf der Bühne geboten wird, keine Musik zum Stillsitzen. Ob es nun seine eigenen Songs wie "Friday Night" oder "Going Home", in dem es um Fomo geht, sind, die die Menschen mitreißen, oder das Patty Loveless-Cover "Blame It To My Heart" - Sutherland beherrscht den Country-Bluesrock perfekt.
So resümiert Sutherland die vergangenen Jahre, etwa das Thema Corona. Er habe viele Songs geschrieben und sei sehr in seiner Blase sehr geschützt gewesen. Die Pandemie habe ihm aber auch eindringlich aufgezeigt, wie privilegiert er lebe und fast ehrfürchtig, aber in erster Linie bescheiden, bedankt er sich bei seinenSupportern mit dem Song "So Full Of Love". Der Hollywood-Star erzählt daneben von seinen ersten Kneipenbesuchen als Teenager, wie er standesgemäß Zeuge einer Schlägerei wurde und Frauen auf dem Tresen tanzen sah, wie fasziniert er von dieser für ihn neuen Welt war, und wie sehr er es nun genieße, ein Teil davon zu sein.
Mam vergisst glatt, wer da auf der Bühne steht
Musik gibts natürlich zwischen all den Geschichten auch. Kiefer gibt sich an diesem Abend so publikumsnah, dass man glatt vergisst, wer da vor einem auf der Bühen steht. Sutherland wirkt wie der nette Typ, den man am Tresen dieser kleinen Spelunke trifft, in die einen das Schicksal hineingespült hat. Ein Kerl, dem man nach zwei Whiskey gerne seine Lebensgeschichte anvertraut, weil er so sympathisch und vertrauenserweckend wirkt.
Im idyllisch bewaldeten Serenadenhof ist der Sound an diesem Abend makellos, die Band eingespielt. Man hat sichtlich Spaß am Musizieren. Alles wirkt homogen, was nicht zuletzt daran liegt, dass sich Kiefer Sutherland nicht in den Vordergrund drängt, sondern seinen hervorragenden Mitmusikern durchaus die Bühne überlässt. Diese bleibt spartanisch, ein bisschen Nebel, ein bisschen Licht, kein Schnickschnack. 80 Minuten dauert das Set, kurz vor 22 Uhr ist Schluss. Am Ende bleibt großer Country – und ein bisschen Hollywood.
Text und Fotos: Désirée Pezzetta.
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