Wie schweineteuer lassen sich fehlende Ideen verpacken? "Blessed", die erste Single aus "Don't Trust Bitches", gibt ein paar Antworten.

Berlin (dani) - Nach den gemischten Gefühlen, den ihr ewig und drei Tage vorher angekündigtes Album "Survival Mode" hinterließ, nimmt Badmómzjay neuen Anlauf. Ganz offensichtlich geht diesmal alles schneller, ihr nächstes Tape bekommt jedenfalls nicht endlos viel Vorlauf. "Don't Trust Bitches" soll bereits am 8. März erscheinen, bestimmt nicht ganz versehentlich am Internationalen Frauentag. Den ersten Vorgeschmack, "Blessed", gibt es bereits. Na, komm schon, Jumpa, dann make it halt jump!

So, wie finden wir das nun? Überraschend ... schon mal nicht. Im Grunde birgt das wieder alles, was man eh schon wusste: Badmómzjay kann rappen. (Ach!) Sie ist immer noch da (Tatsache), auch wenn ihr das manch eine*r nicht zugetraut hat. (Na, sowas.) Sie hat Geld gemacht, das kriegen wir gleich in der ersten Line aufs Brot geschmiert: "Roll im Merce mit Multibeam, ich brauch von dir kein Spotlight." (Hand hoch, wer das gedacht hätte.)

Ab Zeile drei lässt Jordy wissen, was sie von ihrer erfolgreichen Kollegenschaft und deren Playlist-kompatiblen Charts-Pop-Rap hält. (Wenig bis nichts, da schau her, is' ja 'n Ding), ehe sie noch schnell fallen lässt, dass sie alte, treue Freunde habe und deswegen keine neuen brauche, genau so wenig einen Back-Up. (Mach! Sachen!!) From-Rags-to-Riches heißt bei ihr: "Komm von Ketchup auf der Toastbrotscheibe zu Jetzt-stecken-meine-Haare-jede Nacht-unter-der-Lotussalbe."

Nichts im Loop

Wie 08/15 kann ein Rap-Text sein? Die Antwort, laut "Blessed": JA, VERDAMMT! Ehrlich, ich kann wirklich nicht mehr zählen, wie oft ich das alles schon gehört habe. Es verwundert ja nicht, dass eine Frau, die schon als Teenager in die Mühlen der Major-Musikindustrie geriet und dort zu einer Marke aufgebaut wurde, in den letzten Jahren wenig Chancen hatte, um irgendetwas zu erleben, das sich zu verarbeiten lohnte ... aber so dermaßen nichts im Loop hat mir tatsächlich schon lange niemand mehr aufgetischt, bei aller Liebe.

... und, ja, natürlich bekommen wir das wieder mit großem Budget verpackt. Aber auch das zugehörige Video zu "Blessed" zeigt schmerzhaft deutlich: Geld kauft vielleicht teure Accessoirs und noble Drehorte. Kreativität und Ideen einzumarkten dagegen, scheint weit kniffliger - oder es KANN einfach wirklich niemand in Badmómzjays Team. Das Innovativste an diesem Clip, der mit Sicherheit ein Schweinegeld gekostet hat, ist, dass die im Rudel im Hintergrund der Hauptdarstellerin herumstehenden Homies allesamt Frauen sind. Wow. Ich bin voll und ganz und ehrlich unterwältigt.

Immerhin passen die Bilder zum Text, es ist eine einzige Rap-Video-Klischeeparade. Teure Autos? Check. Stehen sie in einer dunklen Tiefgarage herum? Yepp. Die erwähnte Horde Kumpels im Hintergrund? Ei, sichi. Szenenwechsel? Okay, aber ... wohin? Na, in ein weitläufiges Hotelzimmer, wohin denn auch sonst? Ist es, passend zu Badómz' corporate design ganz in Weiß mit knallroten Akzenten eingerichtet? Selbstverständlich. Sie selbst, Haare, Nägel, Make-Up? Selbstredend alles on fleek.

Hui, guck mal, wir haben noch Budget übrig!

Hui, guck mal, wir haben immer noch Budget übrig, was machen wir denn damit? Komm, lass' noch ein paar Motorräder mieten, Frauen auf Bikes, das kommt immer gut. Irgendwer darf die Nobelkarosse dann noch durch eine nächtliche Straße fahren, und dann brauchen wir dringend noch eine Einstellung im Späti, Kontakt zur Hood, Sie wissen schon, knickknack, ehe wir den ganzen Bumms auf ein Dach stellen. Dronen-Shot von oben auf die Lichter der Großstadt, Abspann, danke! Haben wir sie doch rumgekriegt, knapp drei Minuten, ohne eine einzige Idee.

Dass diese totale kreative Bankrotterklärung so sackteuer produziert aussieht, ist das zweitgrößte Trauerspiel an "Blessed". Das größte steckt in der Zeile "Dieses Rap-Ding ist kein Spaß, Mann." Och, Menno. Haben sie ihn dir wirklich ausgetrieben bekommen, Jordy? Es sieht zumindest schwer danach aus - und das ist sehr, sehr bitter.

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