Mit "Violinen wachsen nicht auf Bäumen" bekommen Hardcore-Fans das wohl umfangreichste Buch über den deutschen Elektro-Pionier.

Konstanz (alc) - 540 Seiten stark ist das Buch "Violinen Wachsen Nicht Auf Bäumen - Leben Und Werk Von Klaus Schulze". Autor Olaf Lux hat sich der Mammut-Aufgabe verschrieben, sämtliche Schulze-Veröffentlichungen an einem Ort zu bündeln. Nicht nur das: Wer schon immer wissen wollte, wie viele Alternativ-Versionen eines Albums existieren, welche Cover-Variationen es gibt und wie viele Edits einzelner Tracks wann, wo, wie und warum auftauchen, wird hier fündig. Jede Filmmusik ackert Lux akribisch durch und liefert sogar Zusammenfassungen der Handlungen der Streifen, die eines Pornos inklusive.

Mehr Werk als Leben

Die Herangehensweise an das Werk folgt Prinzipien, die man eigentlich eher von wissenschaftlichen Veröffentlichungen her kennt. Das führt mitunter dazu, dass das Lesevergnügen eben auch dem gleicht, das man bei einer wissenschaftlichen Arbeit hat: Da staubt es doch etwas, wenn man nicht beinharter Schulze-Aficionado ist. Aber es gilt: Wer Schulzologe ist, oder Schulzologe werden will, kommt an diesem Buch nicht vorbei.

Der Titel beinhaltet mit "Leben Und Werk Von Klaus Schulze" zwei Begriffe, die im Buch aber ungleich aufgeteilt sind. So dreht sich das Gros eben doch um das Werk und eher weniger um das Leben des umtriebigen Schulze. Anekdoten flicht Lux zwar immer wieder ein, aber diese nehmen im Gesamt-Kontext einen vergleichbar kleinen Umfang ein. Olaf Lux hat den Musiker nicht selbst vors Mikro bekommen und sich deshalb bei Kommentaren von Zeitgenossen und aus alten Interviews bedient, um Schulze als Person greifbarer zu machen. Die Texte von Kollegen und Zeitzeugen/Wegbegleiter tauchen erst am Ende in einem gesonderten Kapitel auf. Vielleicht wäre es für den Lesefluss dienlicher gewesen, diese O-Töne in Passagen innerhalb des Buches einzubinden.

Erschlagende Detailfülle

Die Detailfülle, die Lux auffährt, erschlägt den unbedarften Teilzeit-Schulze-Fan. Aber für die ist dieses Buch auch nicht geschrieben. Mit welchem Musiker Klaus in welchem Jahr im Studio oder auf der Bühne stand und Informationen über die verwendete Hardware? Check! Kein noch so nischiges Thema bleibt unberührt. Wann er wo unter welchen Umständen ein Konzert gegeben hat? Alles da. Das nötigt dem Leser im Laufe des Buches doch eine gehörige Portion Respekt ob der Recherche-Arbeit ab.

Wer nach der Lektüre von "Violinen Wachsen Nicht Auf Bäumen" immer noch keine Ahnung von der Bedeutung Klaus Schulzes für die elektronische Musik hat, dem ist nicht mehr zu helfen. Einzig das nerdige Bis-ins-kleinste-Detailwissen, das Lux vermittelt, trübt den Lesespaß bei denen, die nicht der Hardcore-Fanfraktion angehören, etwas. Aber wie oben erwähnt: Für diese Noobs ist das Buch auch nicht geschrieben worden.

Erhältlich ist das Werk auf Olaf Lux' Bandcamp-Seite, die erste Auflage ist leider schon vergriffen. Aber der Erfolg des Buches sollte einen zweiten Schwung ermöglichen.

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