Gestern tauchten die Toten Hosen mit einem LKW in Dresden auf und spielten ein Konzert gegen die Pegida-Zusammenrottung.

Dresden (alc) - Dass Die Toten Hosen gegen rechte Strömungen ansingen, dürfte sattsam bekannt sein. Jetzt verbanden die Düsseldorfer Veteranen das angenehme mit dem Nützlichen: Da sich die Jungs um Campino derzeit auf Wohnzimmer- und Promotour für ihr Anfang Mai erscheinendes neues Album "Laune Der Natur" befinden, legten sie gestern einen Zwischenstopp in Dresden ein, der es in sich hatte.

"Wer Schweigt, Stimmt Zu"

Das Aktionsbündnis Nope, das unter dem Motto "Wer Schweigt, Stimmt Zu" versucht, den Protest gegen Pegida in Dresden auf die Straße zu bringen, hatte die Band mit der Bitte kontaktiert, auf der Demonstration gegen den Fremdenhass von Pegida zu spielen. Die Band nahm das Angebot sofort an, wollte im Vorfeld aber dafür keinerlei Werbung machen. Es sollten nur diejenigen Unterstützung erfahren, die jeden Montag in Dresden gegen die Fremdenfeinde auf die Straße gehen.

Zweieinhalb Stunden gegen Pegida

So kam es, dass zunächst ein LKW auf den Dresdner Neumarkt rollte, ohne dass irgendjemand wusste, was gleich vor sich gehen sollte. Das Bündnis Nope hatte zuvor weder dem Ordnungsamt Bescheid gegeben, noch wussten Mitorganisatoren anderer Protestaktionen etwas über den Coup. Die Überraschung gelang auf ganzer Linie, als um 18:30 Uhr die LKW-Plane gelüftet wurde und die Toten Hosen ein zweieinhalbstündiges Set hinlegten. Sänger Campino verkündete: "Wir freuen uns aufrichtig, jetzt mit euch hier einen kleinen Spaziergang hinzulegen". Vom Neumarkt zog der Trupp dann frohgemut zum Altmarkt, wo die Hosen den Pegida-Anhängern mit Songs wie "Madelaine Aus Lüdenscheid“, "Willkommen In Deutschland" oder dem Ärzte-Song "Schrei Nach Liebe" ihre Aufwartung machten.

Hier der Moment, als die Plane fiel:

"Wir wollen mit dem Konzert jenen Danke sagen und den Respekt erweisen, die hier Woche für Woche die Stellung halten", so Campino gegenüber den Dresdner Neuesten Nachrichten.

Die Veröffentlichung des neuen Albums "Laune der Natur" ist für den 4. Mai angesetzt. Das Cover-Artwork bewirbt sich aber jetzt schon mit Nachdruck für den Titel hässlichstes Cover 2017.

Fotos

Die Toten Hosen

Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof) Die Toten Hosen,  | © laut.de (Fotograf: Rainer Keuenhof)

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5 Kommentare mit 16 Antworten

  • Vor 7 Jahren

    Super PR-Aktion! Um Pegida ist es in den letzten Monaten viel zu ruhig geworden. Da hilft der Campino natürlich gerne und sorgt dafür, dass Pegida es mal endlich wieder in die Schlagzeilen schafft und die Aufmerksamkeit bekommt, die ein langsames Verkümmern dieser Bewegung effizient verhindert. Endlich können sich die "Spaziergänger" wieder in die Opferstellung begeben und einen Mainstream herbeifabulieren, der sie angeblich ausgrenzt und in die rechte Ecke drängt.

    Und nebenbei machen die CDU-Rocker von den Hosen geschmeidig Werbung für ihr neues Album. Eine klassische Win-Win-Situation. Da können die ganzen deutschen Rapper mit ihren endlos langen Promophasen inklusive inszenierter Beefs, Videostatements und youtube-blogs einpacken.

    • Vor 7 Jahren

      Schwachsinnige Argumentation. Die Hosen beziehen klar Position gegen rechte, nationalistische und populistische Tendenzen, was sie unabhängig von jeder Promo gemacht hätten. Das weiß jeder, der sich mal länger als drei Minuten mit deren Geschichte befasst hat. Abgesehen davon ist die Aktion im LKW top und 2,5 Std für den guten Zweck ohne Gage, das will ich mal von anderen deutschen Künstlern sehen, die schon 60 sind oder wie alt Campino eben ist. Und ich bin nicht mal Hosen-Fan ...

    • Vor 7 Jahren

      Mit soviel Naivität durchs Leben zu gehen muss schön sein. Das allgemeine Engagement der Hosen ändert allerdings nichts daran, dass mal wieder Licht ins Tal der Ahnungslosen geworfen wurde. Und zwar auf eine Art und Weise, die die Pegida-Anhänger in ihrem Selbstbild bestätigen wird.

    • Vor 7 Jahren

      Wenn sich die Toten Hosen länger mit ihrer Geschichte befasst hätten, hätten sie sich in dem Moment aufgelöst, als ihre Musik den CDU Parteitag unterhalte. Und zwar in löschkalk

    • Vor 7 Jahren

      @George Costanza:
      Also das Problem wieder in den dunklen Keller zurückschweigen, aus dem dereinst die Sauce nach oben gekocht kam.
      Dann köchelt die Scheiße im Untergrund wieder so lange vor sich hin, bis der nächste Phrasendrescher oder Schreckgespenstergeschichtenerzähler wieder die Gunst der Stunde nutzt. Ist doch auch keine Lösung.
      Gruß
      Skywise

    • Vor 7 Jahren

      "Wenn sich die Toten Hosen länger mit ihrer Geschichte befasst hätten, hätten sie sich in dem Moment aufgelöst, als ihre Musik den CDU Parteitag unterhalte. Und zwar in löschkalk"

      qft

    • Vor 7 Jahren

      @skywise: Totschweigen wäre besser, als mit so einer platten Aktion für Auftrieb zu sorgen.

    • Vor 7 Jahren

      Lieber dabeistehen und nichts sagen, das hat schon immer geholfen.

    • Vor 7 Jahren

      Die Berichterstattung der vorherigen Jahre hat Pegida definitiv eher gestärkt und vergrößert und somit nicht geholfen. Seitdem das Thema ruhiger angegangen wird, geht es mit den teilnehmerzahlen wieder bergab. Jetzt muss man aber nur mal auf die Facebookseite von Pegida gehen um zu bemerken, dass die Leute in ihrer Opferrolle wieder erblühen.

    • Vor 7 Jahren

      @George Costanza:
      Jo, meinetwegen schweigen wir halt und machen das Problem damit nur noch größer als es zu lösen. So eine tägliche Nachtruhe ist ja auch viel geiler als eine Diskussion, und was kümmert es mich, wenn eines Tages Pegida 2.0 um die Ecke kommt und mir meine Demokratie mitnimmt ... ich bin ja heute müde und nicht in drei, vier Jahren.
      Gruß
      Skywise

    • Vor 7 Jahren

      @George Costanza:
      Und weil sie nicht mehr auf Facebook aktiv sind, bedeutet das, daß die Unzufriedenheit nicht mehr existiert, die sie auf die Straße geführt hat?
      "Mit so viel Naivität durchs Leben zu gehen muss schön sein."
      Gruß
      Skywise

    • Vor 7 Jahren

      @Skywise: Ich war schon auf einigen Pegidagegendemonstrationen. Und durfte auch schon einige Diskussionen mit Pegidaanhängern führen, die allerdings meist sehr fruchtlos waren, da diese Menschen sich gern für die Verkünder einer unterdrückten Wahrheit halten. Mir Naivität oder Passivität zu unterstellen ist daher nicht angebracht.
      Und das der Frust dieser Mernschen wegen fehlender Facebookaktivität schwindet habe ich nie behauptet. Ich habe lediglich darauf hingewiesen, dass solche lahmen Aktionen der Selbstbeweihräucherung diese Menschen in ihrer Haltung bestärkt.

    • Vor 7 Jahren

      @George Costanza:
      Welche "Selbstbeweihräucherung" genau? Meinst Du das "Danke an alle, die da waren #nopegida" von der Facebook-Seite?

      Wenn sie Verkünder der unterdrückten Wahrheit sind - was genau sollen dann weitere Schritte der Informationsunterdrückung Deiner Meinung nach bringen? Letzten Endes ist doch das genau die Bestätigung, die am Ende die Zündschnur für die nächste Runde anzündet. Und wahrscheinlich wird diese dann nach der Erfahrung der ersten deutlich heißer werden; zumindest wenn die nachfolgende Generation aus den Fehlern der ersten Pegida-Köpfe lernt.
      Fruchtlose Diskussion - d'accord. Kann ich nachvollziehen. Aber da Pegida die Bürger mit öffentlichen Diskussionen und Provokationen aus dem Keller gelockt hat, scheint ja ein entsprechender Wunsch nach Austausch vorhanden zu sein. Vollhonks, Verschwörungstheoretiker und Verfassungsgegner wird's immer geben, aber mir hat nicht gefallen, wie viele Leute in Zeiten von Pegida gefordert haben, daß die Politik gefälligst ihnen persönlich bei ihren alltäglichen Problemen zur Seite stehen solle, oder Ansichten geäußert haben, die sie selbst nicht als verfassungsfeindlich eingestuft haben.
      Das sehe ich eher als Hebelpunkt an als die persönliche Diskussion mit Leuten, die schwammige Aussagen ohne fundierte Argumente dazu nutzen, sich wieder öffentlich zum Volk zu erklären.
      Gruß
      Skywise

    • Vor 7 Jahren

      @George Costanza

      Vollste Zustimmung. Man muss das Problem nicht totschweigen, aber es einfach heiß zu kochen, hilft auch nicht weiter. Die extreme Berichterstattung und der extrem starke öffentliche Gegenwind hat diese Leute in eine Opferrolle gedrängt, aus der ihre ganze Bewegung überhaupt erst ihre Kraft zieht.

      Von Seiten der Hosen ist das nichts weiter als Promo und Image Polierung. Dabei will ich ihnen eine halbwegs gute Absicht aber nicht absprechen. Nur wird das einfach nicht den gewünschten Effekt haben. Pegida hat von seiner öffentlich zur Schau gestellten Opferrolle gezerrt. Ohne Öffentlichkeit funktioniert dieses Konzept nicht, wie man im letzten halben Jahr gemerkt hat, wo die Besucherzahlen und der allgemeine Zulauf stark zurück gegangen ist.

      Arbeit gegen Rassismus ist wichtig, und Aufklärung noch wichtiger. Die braune Sauce darf nicht den Raum bekommen, unbemerkt vor sich hin zu köcheln, wie sie das in einigen ländlichen Regionen in unserer Republik munter tut.

      Aber man darf dabei nicht den Fehler begehen, den Populisten genau die Bühne zu geben, die sie für ihren Populismus brauchen. Hysterische Berichterstattung und solche Auftritte tun allerdings genau das.

  • Vor 7 Jahren

    Eine schöne Aktion. Dass vorher nicht die Werbetrommel gerührt wurde, ist doch sehr löblich. Und wenn sie ihr neues Album damit promoten können, haben sie es sich damit auf jeden Fall verdient.

  • Vor 7 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 7 Jahren durch den Autor entfernt.

  • Vor 7 Jahren

    2,5 std. dilettierende karnevalsmusiker in der dresdener innenstadt.
    hat die stadt im februar 45 denn nicht wirklich schon hart genug gelitten?

    ehrliche anteilnahme aus köln,
    dhvw

  • Vor 7 Jahren

    wie war das mal mit ülüsü???