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Sorry not sorry

Apropos Alben mit großem Potential: Vergangenen Freitag veröffentlichte Noname ihr erstes vollwertiges Projekt seit fünf Jahren. Potential brachte "Sundial" sicherlich jede Menge mit, doch schon vor dem Release überschattete die Musik die Inklusion eines Feature-Gasts, der, so müsste man meinen, nicht mit dem Weltbild einer Rapperin wie Noname vereinbar sein dürfte.

Auf dem Song "Balloons" teilt sich die 31-jährige des Mikrofon mit Jay Electronica, der in den letzten Jahren vermehrt mit seinem Antisemetismus und seiner Nähe zur Nation Of Islam, die nicht gerade ein besonders liberales Weltbild predigen, auffiel. Eigentlich wollte Noname den Song als Single veröffentlichen, doch sie zog ihre Entscheidung zurück, nachdem erstmals die Inklusion von Electronica bekannt wurde und sie jede Menge Gegenwind dafür erfuhr. Nun ist das Album da, der Song zu hören, und Electronica rappt erwartungsgemäß antisemitischen Müll.

Es dürfte ebenso niemanden überraschen, dass Nonames Fanbase, nicht besonders erfreut darauf reagierte und die Rapperin angeprangerte, wieso sie sich in und außerhalb ihrer Musik so sehr für linke Politik und Antikapitalismus starkmache und für die schwarze Community einstehe, und dann ohne mit der Wimper zu zucken solchem Gedankengut eine Plattform biete. Noname, die bereits in der Vergangenheit mehrfach bewiesen hat, nicht besonders kritikfähig zu sein, reagierte daraufhin in einem Instagram-Posting mit den Worten: "Ich bin nicht antisemtisch [...] Ich werde mich nicht für einen Verse entschuldigen, den ich nicht geschrieben habe [...] Eure Enttäuschung bedeutet mir absolut nichts und das kommt von Herzen."

Joa, ne. So kann man auch damit umgehen. Erst eine Fanbase kultivieren, die sich für gesellschaftliche Ungerechtigkeiten interessiert, und wenn sie dann eine solche Ungerechtigkeit im eigenen Schaffen ankreidet, ihr den Rücken zukehren und figurativ den Stinkefinger zeigen. Das trübt nicht nur weiter Nonames öffentliche Wahrnehmung, sondern auch die Aufrichtigkeit der Politik, die sie in ihren Songs thematisiert, was einer eigentlich hörenswerten LP einen sauren Beigeschmack verleiht.

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1 Kommentar mit 4 Antworten

  • Vor einem Jahr

    Linke Politik und Antikapitalismus gehen in Amerika, gerade in der schwarzen Community, nicht selten einher mit Antizionismus / Antisemitismus. Das ist nun alles nicht neu.

    • Vor einem Jahr

      das klingt alles sehr schlau bruder aber ich denke ich besser warte auf urteil von capslokk und ragism sie sind schwer gewicht in themen politikz hier in forum

    • Vor einem Jahr

      Faschistische Propagandisten benutzen oft reale Probleme (Kapitalismus und seine Folgen) und bieten dann ein einfaches Erklärungsmodell, in dem eine out-group als Feind dargestellt wird. Linker Politik und Antikapitalismus deshalb eine Nähe zum Antisemitismus zu unterstellen grenzt da selbst schon an faschistischer Propaganda. Ein kurzer Blick auf die antisemitischen Strömungen in den USA genügt, um zu sehen, dass neben religiösem Extremisten vor allem "Konservative" Rechte daran beteiligt sind. Da wird ja die Antifa als von George Soros bezahlte Terrororganisation des internationalen Finanzjudentums bezeichnet, Neonazis rennen "Jews will not replace us" skandierend durch die Straßen.

    • Vor einem Jahr

      "Linke Politik und Antikapitalismus gehen in Amerika, gerade in der schwarzen Community, nicht selten einher mit Antizionismus / Antisemitismus"

      Unbelegten Schwachsinn auszukotzen geht auch nicht selten mit ner ernsten Untervögelung einher. Just saying.