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Fridl erklärt den Falco-Fetisch

Wenn es etwas zu erklären gibt, ist man bei Fridl Achten meistens an einer guten Adresse. Der Puls-Musik-Chef-Analyst dürfte also auch der richtige Mann sein, um Deutschraps Obsession mit Falco unter die Lupe zu nehmen. Den aktuellen Aufhänger lieferte ihm, klar, RAF Camora. Nicht nur mit einem, sondern gleich mit zwei Vorboten auf sein angedrohtes Album "Anthrazit Forever":

Kollege Achten rollt das Thema gewohnt sauber auf: Er seziert erst einmal, wer dieser Falco überhaupt war, was er gerissen hat und wieso ihn einige als den ersten deutschsprachigen Rapper betrachten. Falcos Erfolge kommen da zur Sprache, sein unerwarteter Tod und die gruselig passende, posthum erschienene Erfolgssingle "Out Of The Dark", an der sich RAF Camora jüngst vergangen hat.

Okay, man hätte durchaus wenigstens am Rand erwähnen können, dass auf jeden von Falcos ikonischen Tracks, die jede*r und die zugehörigen Mütter kennen, zwei bis drei Rohrkrepierer kamen, an die sich aus guten Gründen niemand erinnern mag. Ich denk' da zum Beispiel an seine wahrhaft beschissenen Kollabos mit Désirée Nosbusch oder Brigitte Nielsen oder das schauderhafte Album "Data De Groove" ... aber: Schwamm drüber. Diese Songs sind von denen, die unentwegt gebetsmühlenartig auf Falco referieren, wahrscheinlich allenfalls Bibiza vertraut.

Auch ungeachtet der Tatsache, dass er selbst immer wieder sagte, er habe mit Rap nichts am Hut, feiert Deutschrap Falco als seinen Vater, und deutschsprachige Rapper sind besessen von ihm. Was in aller Regel zu Gruseligkeiten wie jüngst RAFs "Out Of The Dark" führt, oder zu Klogriffen, wie sie "Sterben Um Zu Leben" versammelte. An dem 2018 erschienenen Sampler mit Falco-Coverversionen von deutschen Rappern lässt Fridl mit jedem Recht der Welt kaum ein gutes Haar.

Woher die Hölzl-Obsession im hiesigen Hip Hop jetzt genau kommt, weiß ich trotzdem immer noch nicht so genau. Nur daran, dass Fler Falco für den Erfinder von quasi allem hält, kanns ja wohl hoffentlich nicht liegen? Im Fall Camora rührt es halt einfach von seinem immer offensichtlicher zutage tretenden Mangel an Kreativität her, vermute ich. Ich schätze, RAF kennt neben sich selbst einfach nicht besonders viele Musiker*innen aus Wien, mit denen er sich auf eine Stufe stellen könnte, und hat schlicht keinen Bock, sich nach einer Alternative umzusehen.

Wozu auch? Seine Fans kaufen ihm seit Jahren Alben ab, die allesamt gleich klingen, gleich aussehen und nahezu gleich heißen. Diese Klientel stört sich sichtlich nicht an Wiederholungen. Deswegen vergleicht RAF sich seit Jahren immer wieder mit Falco und wird das wahrscheinlich auch noch bis zum Erbrechen und darüber hinaus fortsetzen. Anthrazitfarbene Aussichten!

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1 Kommentar

  • Vor 11 Stunden

    "Auch ungeachtet der Tatsache, dass er selbst immer wieder sagte, er habe mit Rap nichts am Hut, ..."

    Also wenn nicht *genau das* Falco zum Stammvater aller deutschen ... ähhh.... Sprechgesangsakrobaten von '93 bis mindesten 2010 prädestinierte, dann würden da auch kein Kommisar und Amadeus mehr nachhelfen können.