GuteZeit Festival: Sven Väth, Lilly Palmer u.a. am Bodensee

Wochenende, herrliches Wetter, hochkarätiges Line-up: Review zur Techno-Party in Konstanz.

Konstanz (jah) - September in Konstanz, das bedeutet: GuteZeit. Allerdings nicht nur für die Urlauber:innen, die im Bodensee baden oder an der Uferpromenade spazieren gehen wollen, sondern auch für die Fans des eintägigen Konstanzer Elektro- und Hip Hop-Festivals. Ursprünglich immer im Bodenseestadion zuhause, musste man in diesem Jahr in die neue Location in Klein Venedig, neben dem Sea Life gelegen, umziehen: Samstag, direkt am Seeufer, herrliches Wetter und ein hochkarätiges Line-up – alles ist für eine ausgelassene Party angerichtet.

In Techno schwelgen - und in House

Schon gegen 17 Uhr ist das Festival in vollem Gang. Direkt am Eingang spielen die Jugglerz auf der Arena-Stage, die heute fest in Hip Hop-Hand bleibt. Die drei anderen Bühnen widmen sich der elektronischen Musik. Uns zieht es zur größten der Stages, der Imperia Stage, auf der um diese Zeit Karotte einheizt. Der hat eine sichtlich gute Zeit, kommt vor allem beim älteren Publikum gut an und ist selber "auch schon ganz schön alt geworden", wie mein Dancefloor-Nachbar befindet. Wir kommen schnell ins Gespräch, er erzählt von seiner ersten Sven Väth-Platte und wie er Dr. Motte, der später auf der Afterparty spielt, damals auf der Loveparade 1996 zum ersten Mal gesehen hat.

Leute wie ihn trifft man häufiger an: Viele der Besucher:innen sind jung gebliebene Elektro-Fans der alten Schule, die mit den Anfängen der deutschen Techno-Szene aufgewachsen sind und beim GuteZeit Festival einen zweiten Frühling feiern. Aber natürlich sind auch viele junge Festivalgäste am Start - kein Wunder, nimmt das Techno-Genre doch gerade wieder mächtig an Fahrt auf. Und man hat hier den Eindruck, dass alle gut miteinander auskommen und vermehrt sogar ins Gespräch kommen, verbunden durch ihre Liebe zur selben Musik. Wunderschön.

Wir machen einen kurzen Abstecher zur kleinen Wald Stage und werden fürstlich belohnt: Wankelmut, der Berliner DJ, spielt das beste Set des Abends, ausgerechnet der House-Act zwischen so viel Techno stellt alle in den Schatten. Leider fallen seine super tanzbaren Tunes dem wenig kulanten Timetable zum Opfer, und der Dancefloor vor der Bühne ist recht dünn besiedelt. Denn parallel spielen große Namen auf.

Sven Väth: souverän

Ein Teil der Menschen schaut sich Stella Bossi an, die wie gewohnt Mainstream-Hard-Tech auflegt und ordentlich rumhampelt. Der Shootingstar bekommt für sein danebenes Verhalten beim S.T.A.R. Festival in Stuttgart gerade zurecht mächtig Gegenwind auf Social Media und von DJs aus der Szene. Dem jüngeren Publikum scheint ihr Auftritt trotzdem zuzusagen, die Geschmäcker sind nun mal verschieden.

Deutlich überzeugender kommt der Headliner Number One, der ab 18:30 Uhr die Imperia Stage beschallt. Eine der größten deutschen Techno-Legenden himself ist ans schwäbische Meer gereist: Sven Väth. Der 58-Jährige spielt ein gewohnt souveränes Set und sorgt in der Dämmerung für ausgelassene Stimmung. Zeit, sich mal auf dem Gelände umzusehen. Dieses bleibt überschaubar und dem Rahmen entsprechend perfekt: Aus dem Umzug vom Bodenseestadion nach Klein Venedig haben die Veranstalter:innen das beste gemacht. Ein wenig Kritik gibt es nur dafür, dass die Bühnen doch recht nah beieinander stehen und so teilweise ein wenig gegeneinander ankämpfen müssen.

Einmal das Abendrot über dem Bodensee genossen, der 30 Kilometer langen Schlange am Aperol Spritz-Stand ausgewichen und kurz bei Aka Aka vorbei, und man kriegt noch das gewohnt sehr überzeugende Ende des Gigs von Majan mit: Der kommt aus seiner Euphorie gar nicht mehr heraus und gesteht den Konstanzer:innen seine Liebe ein.

Stage-Hopping ist angesagt

Dann sieht man wieder Line-up-Struggles konfrontiert, denn zum Ende hin ballen sich noch mal hochkarätige Acts auf allen Bühnen. Da bleibt nur eines: Stage-Hopping. Angefangen bei Lilly Palmer. Sie übernimmt das Closing Set auf der Elektro Liebe-Stage, die an diesem Abend komplett in weiblicher Hand liegt. Für die Zürcherin ist der Gig quasi ein Heimspiel, entsprechend lässig tritt sie auf: Der perfekte Mix aus schranzigen Techno-Klassikern und modernen Sounds sorgt für ein weiteres Highlight.

Ben Klock spielt derweil auf der Imperia Stage. Der Berghain-Resident hat gute Tunes im Gepäck und die coole Lightshow der Bühne im Rücken, das macht ziemlich Spaß. Aber ein kleiner Abstecher zu Lexy & K.Paul muss auf jeden Fall sein. Deren Auftritt ist nicht das ganz große Ding, was aber vielleicht an unserer unfair hohen Erwartungshaltung liegen könnte. Wir schauen noch mal zurück zu Lilly Palmer, um mit ihr den Abend ausklingen zu lassen.

Um 23 Uhr ist erst mal Zapfenstreich, und das feierwütige Volk zieht entweder in die Stadt oder zur Afterparty mit Dr. Motte im Club Nachtbarhaus (Berrys) weiter. So geht ein sehr gut organisiertes und spaßiges Festival am Bodenseeufer zu Ende. Das starke Line-up hat die musikalischen Erwartungen erfüllt, vor allem bleiben aber die Sets von Wankelmut, Sven Väth und Lilly Palmer in Erinnerung. Wir schließen mit den Worten einer spontanen Crowd-Bekanntschaft bei Lexy & K-Paul: "Es ist Samstag, die Sonne hat geschienen, die Musik ist geil, die Leute sind geil. Einfach eine GuteZeit eben."