In der Deutsch-Rap-Exklave Bern im Bierhübeli gibt der Iron Man der Reimketten sein Comeback auf der Bühne.

Bern (kluk) - "Keine Fotos, das ist ein Secret Gig!" Okay, okay. Klar, die Ankündigung eines einzelnen Dendemann-Gigs 2024 in der Deutsch-Rap-Exklave Bern kam schon irgendwie überraschend. Aber so geheim war sie dann irgendwie auch nicht. Doch er möchte sich wohl erst mal langsam herantasten, dieser gerade erst die fünfte Dekade vollendende Daniel Ebel. Mittlerweile sind auch zwei weitere Konzerte in Hamburg für März (Grosse Freiheit 36 und Docks) bestätigt. Aber heute wird erst einmal abgestaubt: "Ich will ja nicht sagen, dass ich lange weg war, aber das Banner roch schon verdammt nach Keller."

50 Jahr, blondes Haar

Fünf Jahre ist der letzte Gig im Rahmen der "Da Nich Für!"-Tour inzwischen her, acht Jahre der Ausstieg beim Neo Magazin und – ach komm, fühl' dich alt – "Gefährliches Halbwissen" feiert gerade seinen 25. Geburtstag. Blick nach vorne: Nach dem dem Autor unbekannten, bestenfalls brandneuen Opener-Track braucht es lediglich zwei Nummern ("Beste Wo Gibt" und "Keine Parolen"), um klarzumachen, dass das Banner hier doch das einzig Eingestaubte bleiben sollte. 28 Tracks in 105 Minuten bringt der Iron Man der Reimketten im Bierhübeli aufs Tapet, Rückendeckung gibts von (ja, wirklich) DJ Robert Smith, den Dende bei einem Songstart liebevoll mit "Hold your horses, junger Reiter" ausbremst. "Ohne Brille kann ich diese Setlist nicht ansatzweise lesen", gibt er zu.

Von Söder und Habeck

Ein paar Sprüche zum Altern gibts noch obendrauf, ein paar Politgags, deren Auflösung "Einmal so verliebt in Hip Hop sein wie Söder in Habeck" dann eine gewisse Deutschen-Quote im eidgenössischen Publikum offenbart. Angelehnt an die "Freestyles" der jungen Leute schiebt Dendemann noch ein paar A-cappella-Skizzen hinterher ("Bitte nicht mitfilmen, ich will das noch verwenden"), dann gehts ohne Verschnaufpause und Backup weiter: Ähnlich wie 2019 mit ziemlich viel "Da Nich Für!" und "Die Pfütze des Eisbergs", ehe das derbste Doppelpack "Danke, Gut" und "Hand Auf's Herz" den Raum mit jugendlicher bis pränataler Nostalgieeuphorie überschwemmt.

Danke, gut!

Auch über den klaren Eins Zwo-Höhepunkt hinaus behält Dende die Spendierhosen an: Der 2019er-Hitproduktion "Alle Jubilare Wieder" schenkt er im Zugabenblock eine neue Strophe, fürs finale "Nochn Gedicht" warnt er vor "blumiger Sprache". Die Triggerwarnung hätte es gar nicht gebraucht, ebenso wenig wie der heute mehrfach betonte Struggle mit dem eigenen Altern: Schließlich zeugt der Closer seines 2019er-Spätwerks von noch immer rosigem lyrischen Talent: "Denn weil auch dieses Spiel nur ein paar Regeln gehorcht / Brauchst du mehr Themen als Chrysan und Ideen als Orch." Wo das herkommt, wächst doch bestimmt noch ein bisschen mehr.

Setlist, Bierhübeli:

  • Mein Rapsong
  • Beste Wo Gibt
  • Keine Parolen
  • Ich Dende Also Bin Ich
  • Kommt Zeit Dreht Rad
  • Zeitumstellung
  • Das Erste Mal
  • Inhalation
  • Siebenschläfer
  • Nummer 7
  • Gut Und Gerne
  • Sensationell
  • Und Wenn Ja, Warum?
  • O Robota
  • Menschine
  • Littbarski
  • Endlich Nichtschwimmer
  • Freestyles / Skizzen
  • Müde
  • Drauf & Dran / Arbeitstitel: Aller Achtung
  • BGSTRNG / Ahnmehr / So Schön
  • Lieblingsmensch
  • Sachmagehtsnoch
  • Danke, Gut / Das Verbotene Z-Wort
  • Hand Auf's Herz
  • Hörtnichtauf
  • Alle Jubilare Wieder
  • Nochn Gedicht

Text: Alex Klug.

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laut.de-Porträt Dendemann

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