Im Interview blickt Mariybu auf die Wahlerfolge der Linken und die AfD-Kanzlerkandidatin, deren Ehefrau einen ihrer Auftritte besucht hat.
Berlin (dol) - Ihre Wahlempfehlung fiel eindeutig aus. Im Rahmen der Aktion "Deutschrap geht wählen" appellierte Mariybu dazu, für die notwendige "starke Opposition im Bundestag" die Linke zu wählen. Im laut.de-Interview zeigt sich die Hyperpop-Künstlerin zufrieden mit den erzielten 8,8 Prozent der Partei. "Ich hätte natürlich gerne zehn Prozent gehabt. Dann hätte ich mir ein Herz auf den Arsch tätowiert", sagt sie belustig. "Aber ich bin mega happy. Das Abgehen der Linken hat mich richtig durch die Zeit getragen. Es gibt mir die Hoffnung, dass es vier Jahre scheiße wird und danach besser werden kann."
Ein entscheidender Grund für die jüngsten Zustimmungswerte der Partei dürfte die Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek gewesen sein. Ihre Wut-Rede gegen Friedrich Merz und dessen Abstimmung zum Zustrombegrenzungsgesetz unter Inkaufnahme von AfD-Stimmen hatte sie bundesweit bekannt gemacht. "Es ist alles kompliziert, aber manchmal muss man Dinge vereinfachen, um Leute zu erreichen", erläutert Mariybu. "Heidi kommt rein, sagt Dinge in einer Sprache, die alle verstehen, und hat Emotionen dabei. Sie ist so leidenschaftlich, sie hat so Feuer. Damit erreicht sie einfach die Menschen."
Die Rapperin plant nun selbst, sich der Partei anzuschließen. "Es wird einfach Zeit, sich ganz klar zu positionieren. Ja, vielleicht wird es Zeit, dass ich der Linken beitrete", erklärt sie feierlich. In ihrer Anhängerschaft dürfte sie damit auf wenig Probleme stoßen. Diese sei ohnehin "sehr links und queer", wie sie sagt. Vereinzelt verirren sich aber auch Rechte auf ihre Seite, bei denen sie sich dann bemüht, Überzeugungsarbeit zu leisten. "Ich bin davon abgerückt, zu sagen, alle AfD-Wähler sollen mir entfolgen", gesteht Mariybu. "Damit verändere ich nichts."
"Es muss eine riesige Verleugnung stattfinden."
Einigermaßen überrascht war sie allerdings, als Sarah Bossard auf einem ihrer Konzerte aufgetaucht war und Auszüge des Auftritts auf Instagram gepostet hatte. Die Schweizer Filmproduzentin ist die Frau von AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel. "Ich habe ein bisschen recherchiert und auf TikTok sehr viele Kommentare von Leuten bekommen, die sie ein bisschen besser kennen", erzählt Mariybu. "Anscheinend ist sie oft im KitKat Club in Berlin, macht eher linke Politik in der Schweiz, hat sich vor einigen Jahren für das Recht auf die Ehe für alle eingesetzt und macht wirklich das Gegenteil von Weidel."
Wie das zusammenpasst, treibt Mariybu um. "Ich kann doch nicht mit jemandem zusammen sein, der gegen meine und auch unsere Rechte ist. Es muss eine riesige Verleugnung stattfinden." Mit ihrer Kritik wolle sie Bossard aber keineswegs bloßstellen, wie sie betont. "Ich habe mich dafür entschieden, es zu posten, aber ohne mich dabei über sie lustig zu machen. Ich finde es einfach weird, aber auf der anderen Seite auch gut, dass sie auf meinem Konzert war. Nicht sagen: 'Alle Nazis verpisst euch!'", sondern im Dialog bleiben. Und falls sie ihre Meinung ändern wolle: "You're always welcome."
Tatsächlich hatte sich Bossard vor einiger Zeit im Tagesanzeiger gegen Kampagnen ausgesprochen, die sich gegen die Ehe für alle richten. Diese seien "geschmacklos" und gingen an der "Lebenswirklichkeit völlig vorbei". "Ähnlich dem Frauenstimmrecht wird sich diese Entwicklung nicht aufhalten lassen", prophezeite sie in der Schweizer Tageszeitung. Auf Nachfrage dieses Mediums reagierte Bossard indes nicht. Um so mehr hatte noch Mariybu zu sagen über Einsamkeit, Rollenkonflikte und ihr Album "Ein Tag Göttin". Das ganze Interview lest ihr in einigen Tagen auf laut.de.
1 Kommentar mit 2 Antworten
"Ich kann doch nicht mit jemandem zusammen sein, der gegen meine und auch unsere Rechte ist. Es muss eine riesige Verleugnung stattfinden."
Naja, vielleicht sitzen beide ab und zu abends am Tisch und lachen sich bei Rotwein und veganem Ragout halb tot darüber, dass sie Alice Weidel in eine rechte Partei eingeschleust haben, um der Politik in Richtung Investitionen und Bildung mal gehörig in den Arsch zu treten. Alternative Theorie: Anziehung bzw. "Liebe" existiert unabhängig von politischen Überzeugungen oder wird sogar intensiver, je stärker die Meinungen voneinander abweichen, insbesondere dann, wenn auch nicht mehr alles soooo klar kategorisierbar ist in links und rechts und es ja eigentlich nur um Arm und Reich geht bei gleichzeitiger bereits lang bestehender Bindung zweier Individuen.
Ich würde auf die erste Variante tippen.
... weiß nicht, wie das bei Linken ist, aber wenn die beziehungstechnisch alles so detailreich ausdiskutieren wie auf politischer Ebene, sehe ich ehrlich gesagt in Zukunft schwarz für linke Ehen.
Cool, mein Patenkind hat zwei Hosentaschen voller Matsch und den materiellen Gegenwert deiner Meinungen damit bereits vierfach wieder reingeholt.