Platz 11: All That You Can't Leave Behind (2000)
So klassisch U2 wie es nur geht. Melodiöser Gitarrenrock mit endlich wieder echten Instrumenten (okay, eine Prise Keyboard) und richtigen Mitgrölrefrains. Mehr "The Joshua Tree" gab's davor nur auf "The Joshua Tree". Kein Song fährt den aus Bandsicht größtenteils misslungenen Experimenten des Vorgängeralbums "Pop" so sehr mit dem Hintern ins Gesicht wie "Beautiful Day": Eine optimistische Aufbau-Hymne für die darbenden Langzeit-Fans, geschundene Seelen, unglücklich Verliebte, für Sportvereine, Parteitage und Pick-up-Truck-Radios im Mittleren Westen. "Teach me love / I know I'm not a hopeless case": Bono singt nicht mehr von Michael Jackson oder Big Macs, sondern kehrt zur Jahrtausendwende zurück als Kümmerer mit der Engelsstimme.
"Beautiful Day" katapultiert U2 aus dem Stand zurück in die Riege der Rock-Superstars, aus der sie nach "Pop" Gefahr liefen herauszufallen. Der Radio-Hit fühlt sich für Millionen Menschen an wie eine innige Umarmung mit der besten Freundin oder dem besten Freund. Bei aller kompositorischen Finesse, die im Refrain zur Explosion führt, fehlt dem Song dennoch die emotionale Qualität und Wärme früherer Hymnen.
Die Terroranschläge auf das New Yorker World Trade Center im Folgejahr verleihen dem ähnlich konzipierten "Walk On" (geschrieben für die inhaftierte Aung San Suu Kyi, ehemalige Regierungschefin von Myanmar) einen zusätzlichen Resonanzschub, mit dem Live-Knaller "Elevation" und der trauerbeflorten Michael-Hutechence-Erinnerung "Stuck In A Moment You Can't Get Out Of" sind zwei weitere Highlights der U2-Spätphase dabei. Und Joey Ramone verlangte 2001 auf dem Sterbebett, dass ihm "In A Little While" aufgelegt werde.
Anspieltipps:
"Elevation", "Walk On", "In A Little While", "Stuck In A Moment You Can't Get Out Of"
Besser weiträumig umfahren:
"Beautiful Day", "Wild Honey", "Kite"
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5 Kommentare mit 4 Antworten
Sehr frontloaded, die Platte, in der zweiten Hälfte geht dem Ding gehörig die Luft aus. Leider wurden seit dieser Platte Adam und Larry so absurd weit in den Hintergrund gemischt (Bei Elevation hört man die Drums fast gar nicht), dass Bonos mitunter anstrengenden Gesten umso mehr im Vordergrund stehen.
Für mich die letzte gute, relevante U2 Platte, deshalb würde ich sie dementsprechend weiter vorne einordnen.
"Besser weiträumig umfahren:
"Beautiful Day", "Wild Honey", "Kite""
Geht's noch???
Beautiful Day einfach viel zu erfolgreich für laut.de
Genauso lächerlich wie die niedrige Einordnung des ganzen Albums
Genau.
Nach Joshua Tree und „Achtung Baby“ ein weiteres Hit-Album. Fast jeder Track hätte eine Single werden können. Allerdings klangen sie hier schon ziemlich glattgebügelt und blutleer. Ironie, dass sie das sperrigere Vorgängerwerk „Pop“ genannt haben und nicht dieses radiofreundliche Album.
Die Songs sind definitiv besser in den jeweiligen Live-Versionen, aber das Album ist definitiv eines der besseren, von vorne bis hinten.
Dieser Kommentar wurde vor einem Jahr durch den Autor entfernt.