Die Hamburger Rapper wollen das besetzte Gebäude als Kulturstätte bewahren.
Hamburg (mau) - Die Rote Flora im Hamburger Schanzenviertel gilt Autonomen als besonderes politisches Projekt und hat auch darüber hinaus in über 20 Jahren der nicht-kommerziellen Nutzung Kultstatus erreicht. Der Besitzer Klausmartin Kretschmer sieht in dem besetzten Gebäude aber nach wie vor das finanzielle Potenzial.
So plant er auf dem Gelände ein modernes, sechsstöckiges Kulturzentrum zu errichten und Anteile daran sogar in die USA verkaufen. Die Besetzer wollen die Rote Flora jedoch mit allen Mitteln verteidigen - und haben mit der Hamburger Band Fettes Brot prominente Unterstützung an ihrer Seite.
Hausverbot und Anzeige
Das Trio spielte dort nun am Sonntagabend vor 600 Fans, weitere 600 sollen sich den Gig über Beamer und Lautsprecher vor dem Gebäude angesehen haben. Das Konzert diente nicht nur der Vermarktung der neuen Platte "3 Is Ne Party", sondern sollte auch den Standpunkt des Trios in der hitzigen Diskussion um das besetzte Gebäude verdeutlichen: "Wir unterstützen die Flora als Kulturstätte. So ein neues Entertainment-Zentrum am Schulterblatt braucht kein Mensch", betonte King Boris.
Mit dem Gig trotzten Fettes Brot den Drohungen des Besitzers. Der hatte der Band bereits vor Sonntag Hausverbot erteilt und Strafanzeige gestellt - angeblich "wegen der drohenden Straftat eines Hausfriedensbruchs". Schließlich müsse die Gruppe wissen, dass "die alternativlose Abschaffung der deutschen Demokratie, Abschaffung der deutschen Verfassung und Abschaffung des deutschen Staates" das Ziel der Besetzer sei, meint Investor Gerd Baer.
Die Polizei schreitet nicht ein
Kretschmer selbst erwartete wohl, die Polizei würde sich schützend vor die Rote Flora stellen, um das Konzert zu verhindern. Die sah in der Angelegenheit aber lediglich eine zivilrechtliche Auseinanderstzung, die vor einem Gericht, nicht aber von der Polizei geklärt werden müsse - und blieb der Veranstaltung fern.
Vor dem Konzert hatte Kretschmer Fettes Brot angeboten, die Location gegen eine Gebühr von 5.000 Euro nutzen zu dürfen. Eine faire Sache, findet Investor Baer, schließlich ließen sich mit dem Konzert über 10.000 Euro Gewinn machen. Außerdem solle der Besitzer, nicht die Besetzer, das Geld einstreichen. König Boris, Doc Renz und Björn Beton schlugen das Angebot aus - und spielten trotzdem.
13 Kommentare mit 25 Antworten
Gilt denn Privatbesitz nun garnichts mehr? Sind wir schon im Kommunismus gelandet?
Du hast offensichtlich keine Ahnung von der Flora und ihrem Status und den Besitzverhältnissen. Das ist ein vom HH Senat und Polizei geduldetes KUlturzentrum. Der Besitzer konnte es nur kaufen unter der Auflage und der Regelung, dass dort von den ehrenamtlichen Nutzern organisierte Kulturveranstaltungen stattfinden, ohne dass er sich einmischt.
nöö leider nicht. wäre aber mal wieder eine nette Veränderung. Weg vom stinkenden Kapital und Ellenbogengesellschaft.
In einem Land wo die reichsten 10% 60% des Gesamtvermögens besitzen, und das reichste 1% 35,5% des Gesamtvermögens, erscheint es zynisch, von Kommunismus zu sprechen.
wieso? Tönt für mich nach Vorzeigekommunismus. Klar ... in der Theorie wärs anders.
in der Praxis nicht.
Ich frage mich ja eher, wer 2013 wirklich noch ein neues FB-Album hoeren will. Abgesehen von Leuten, die noch auf "Hamburgstyle" vor 2000 stehen.
Naja.. die Brote hören sich heute schon extrem anders an als 2000, das hat mit dem Style von damals kaum noch was am Hut, das erkennen sogar die "Hängengebliebenen".
Na, wo habt ihr denn abgeschrieben?? Ich war da und da waren mit Sicherheit weit über 2.000 Personen draussen vor der Tür - das Schulterbaltt (strasse vor der Flora) war schliesslich über einige 100 Meter von Kreuzung zu Kreuzung gesperrt und pickepacke voll. Das schafft man nicht mit ein paar Hundert Leuten...
War ein geiler abend, Props an die Brote! Ragism kann ich mich nur anschliessen.
Gute Aktion.
Also zum Thema Kommunismus: Erstens wurde das Kapital eines Käufers ja eh von vielen erarbeitet und nur ungleich verteilt, zweitens gibt es eine gesetzliche Schieflage, die bestimmte Interessengruppen nicht gerade marktwirtschaftlich bevorzugen und drittens beinhaltet Spekulation eh keine erbrachte Leistung.
Mal abwarten, in der Hafenstraße hat es ja auch geklappt.