Bring den Schrubber mit, heute wird das Image aufpoliert. Samy und Co. huldigen Xavier Naidoo.
Südafrika (kluk) - Elvis has left the building. Der Kaiser dankt ab. Der Lotse geht von Bord. Bei VOX herrscht Krisenstimmung – und gleichzeitig regiert die Quotenjagd. Nachdem Xavier Naidoo am vergangenen Montag überraschend ankündigte, den Sing meinen Song-Dirigentenstab aus der Hand zu geben, funktionieren die Herren Programmdirektoren den ehrwürdigen Dienstagabend kurzerhand zur zähen Gedenkzeremonie um.
Schon vor der eigentlichen Prime Time erfreut sich das hauseigene "Star-Magazin" "Prominent" am heißesten Society-Input seit Jamie-Lees ESC-Klatsche. "Ohne ihn hätte Sarah Connor nie Deutsch gesungen." Mahlzeit.
Xavier holt die Underdogs zu Sing meinen Song
Interessant sind aber vor allem die Lobpreisungen, Naidoo habe für VOX ein paar echte Underdogs ins Boot geholt – namentlich Gregor Meyle, Wirtz und Seven. Je einen pro Staffel. Langsam blickt man also hinter die Prinzipien des Sing meinen Song-Kandidatenirrgartens. Herausfordernd gestaltet sich der heutige Abend aber insbesondere für die Regie, die die sonst wahllos platzierten Glorifizierungen der Kollegen heute so anordnen muss, als wäre Xaviers Abschied damals schon längst in aller Munde gewesen.
Nena: "MEINE große Premiere"
"In den Jahren, wo er angefangen hat, wusste ich gar nicht, wer das ist", sagt BAP-Chef Wolfgang Niedecken über den Mannheimer, dessen Songs heute ein letztes Mal im Mittelpunkt stehen. Angesichts Naidoos teils durchaus gelungenem Frühwerk kann einem der Alterspräsident dafür fast schon leidtun. Wenig überraschend hingegen, dass sich an dieses auch in der dritten Staffel mal wieder keiner der Kandidaten wagt.
Abgesehen von Nena, die eine flotte (oder wie Naidoo zu sagen pflegt: "punkige") NDW-Version von "Freisein" raushaut. Neben dem gewohnten Wort zum Sonntag ("Wir machen uns so oft selber klein, jeder Mensch ist einzigartig") versteht sich Germany's next Esoterik-Queen inzwischen auch bestens darauf, anderer Herrschaftens Sendung zu ihrer eigenen zu machen. "Heute wird MEINE große Premiere, denn ICH werde einen Song von Xavier singen."
Samy Deluxe als Nachfolger?
Das breit gesessene Gastgeberplätzchen nimmt dann heute aber Samy Deluxe für sich ein – in weiser Voraussicht? Xavier kommentiert: "Ich sehe da was für die Zukunft, du machst das klasse. Falls ich mal nicht kann oder was auch immer." Ja, genau, oder was auch immer. Samy spricht hingegen längst von "meiner Show" und checkt schon mal die Lage mit den Kollegen: "Ich mach euch gute Quote, wenn ihr nächstes Jahr wiederkommt." Say what?
Dabei fällt Herr Sorge heute auch durchaus positiv auf. Statt Autotune-Rasur wagt er sich zu "Alles kann besser werden" endlich einmal an fremde Gesangslinien heran – und zerstört damit erstmals seit Wochen keinen Teil seiner Performance. "Also, hier, Song des Abends, ich würde mich schon mal selbst ins Rennen werfen." Zumindest Nena und Louisan kichern. Das Eis wäre gebrochen. Läuft bei dir.
BossHoss und Niedecken überzeugen mit Standard-Kost
Annett Louisan widmet sich heute grausiger Weise einem Song von Naidoos visionärem Dubstep-Projekt Der Xer. Statt Wobbles und Autotune gibt's mit "Ich Wär Gar Nichts Ohne Dich" aber die standardisierte Klavierballade, die spätestens mit Zeilen wie "Der Kaiser von China, er steht für sich" zum Tischplatten-Headbanging einlädt.
Wesentlich stärker hingegen die aufgelockerte Version des XAVAS-Radiorotators "Schau Nicht Mehr Zurück", die BossHoss im üblichen Stil vortragen. Gleichsam vorhersehbar und gelungen auch Niedecken mit der einstigen WM-Hymne "Was Wir Alleine Nicht Schaffen", angesichts derer Naidoo noch mal zum großen Menschenfreund hochstilisiert werden muss.
Einseitige Berichterstattung at its best
Da kann Moderator Deluxe doch gleich noch einmal intervenieren: "Xavier, du kommst ja nie zur Ruhe, du versuchst immer deine Freiheit auf andere zu übertragen. Im Grunde bist du ja schon so ein Troublemaker." Junge, Junge, er tut's ja wirklich. Jetzt kommt mit "Das System kann dir Fußschellen anlegen" (Zitat Naidoo) endgültig der befürchtete Beschönigungs-Scheißehaufen ins Rollen, der im anschließenden VOX-Portrait in einer Lawine aus einseitiger Berichtserstattung gipfelt. Dafür ist das Leben dann aber einfach zu kurz. Gute Nacht.
4 Kommentare mit einer Antwort
Bevor nicht Wölfi (Kassierer) unter den Teilnehmern ist, werde ich mir dieses Format nicht ansehen.
Off Topic: Beim öffnen dieses Artikels erscheint bei mir immer ein Login Dialog für den Redaktionsbereich. Ist jetzt nicht direkt ein Sicherheitsproblem , aber auch nicht optimal
Gefixt, merci, danke!
Es heißt nicht "Sing meinen Song" sondern "Schleimen wir uns gegenseitig voll" aka "C-Promi Analraupen Show"
Wackness ist nunmal eine Charakereigenschaft