Fred Durst in Topform und Bruce Dickinson im Muskelshirt: In Basel rockten die Metall-Dinos.
Basel (giu) - Dritte Location in drei Jahren – das Sonisphere kommt in hiesigen Breitengraden nicht zur Ruhe. Nach dem deutschen Hockenheim und dem beschaulichen Uzwil rockte das Metal-Festival diesmal erneut in der Schweiz, im Baseler Dreiländereck. Mussten sich die Bands bei der ersten Auflage die Bühne noch teilen, waren es in Uzwil zwei nebeneinander und in Basel diesmal gleich vier Bühnen.
Das brachte leider den Nebeneffekt mit sich, dass man nicht eben mal kurz von einer zur anderen laufen konnte. Und so blieben die 'Nebenschauplätze' eher schwach besucht, wobei in der geräumigen und dunklen Jakobshalle die beste Stimmung herrschte: Heavy Metal, Sonne und sommerliche Temperaturen passen nur bedingt zusammen, wie sich in der Hauptarena zeigte.
Kreaturen der Nacht
Gehören Slipknot eigentlich zu den spektakulärsten Kreaturen der Nacht, wirkten sie gestern bei Tag mit ihren roten Overalls und weißen Strichcodes auf dem Rücken eher wie Ferrari-Mechaniker beim Boxenstopp. Die maskierten Mannen um Corey Taylor ließen es auf ihrer Gedächtnistour für den verstorbenen Bassisten Paul Gray mächtig krachen, doch auch Pyro, akrobatische Einlagen der Perkussionisten und ein gewagter Stage-Dive aus sieben Metern Höhe ließen nicht wirklich Stimmung aufkommen.
Mit Bewegung nichts am Hut hatte Alice Cooper, der kurz danach in der Halle eine Krücke durch die Gegend warf und vor allem seine Band arbeiten ließ. Im "Black Widow"-Kostüm mit acht Armen kam das eher hilflos rüber: ein auf dem Rücken liegender Käfer statt angsteinflößender Rock-Opa.
Wenig mitreißend präsentierten sich auch Iron Maiden. Zwar verzichtete Bruce Dickinson auf lächerliche Kostümierungen und machte im Muskelshirt eine gute Figur, doch stand vor allem neues Material auf dem Programm, was bei Festivals selten funktioniert. Zumal sich die Jungfrauen auf Powerballaden versteiften. So richtig Stimmung kam erst bei der Zugabe mit den alten Krachern "Number Of The Beast", "Hallowed Be Thy Name" und "Running Free" auf.
Redcap disst die Jungfrauen
So blieb der überzeugenste Auftritt der von Limp Bizkit am Nachmittag. Unter sengender Sonne erwischte Fred Durst einen guten Tag, disste Iron Maiden ("Run for the hills, bitch"), hampelte mit einem Zuschauer auf der Bühne herum und machte sich über Wes Borland lustig, der in seiner Kostümierung aussah wie eine Kreuzung aus Mumie und Albino-Moorleiche. Mit den Crossover-Recken ist jedenfalls zu rechnen.
Unterm Strich waren die Auftrittszeiten der knapp 50 Bands im Basler St. Jakobspark in den anderthalb Tagen so gelegt, dass man als Fan beim besten Willen kaum mehr als ein Drittel der Acts schaffen konnte. Ein Konzept mit Verbesserungspotential.
Ob die eher verhaltenen Zuschauerzahlen dem Termin, dem erneuten Standortwechsel oder dem diesjährigen Headliner – turnusgemäß Maiden statt Metallica – geschuldet waren, lässt sich schwer sagen. Die vielen Bands und die gewaltige Baseler Infrastruktur hätten aber auf jeden Fall mehr Interesse verdient gehabt!
8 Kommentare
Die Running Order ist mal sehr schlecht angesetzt gewesen.
limp bizkit scheint auf dieser tour auch so energiegeladen zu sein, wie noch nie.
limp bizkit scheint auf dieser tour auch so energiegeladen zu sein, wie noch nie.
@fcportomo (« allerdings, gestern in Mannheim die SAP-Arena abgerissen - LB waren aber letztes Jahr in Düsseldorf ebenfalls schon schwer gut! »):
Das kann ich nur bestätigen.
ich war leider nicht da
Open Air Sursee: Hank Shizzoe und Bob Dylan waren angesagt.
Auch wenn zweiterer der unsympathischste Mensch auf der Bühne ist, war es doch ein toller Abend in gelungener Athmosphäre. Sehr nett und klein das ganze, eher wie ein Dorffest
mit viel Bier.
Ja - die 1,5 Tage waren für das geniale Line-up einfach zu kurz und die hohe Parallelität wurde den Bands nicht gerecht und war für für Bands und Besucher sehr traurig (hätte mir gerne mehr und mit mehr Zeit angeschaut - so geht das alles etwas unter).
Und nicht nur hierbei hat die Sonisphere ihren schlechten Ruf in Sachen Organisation bestätigt - auch von den Internet-Informationen, über die Beschilderug bis hin zu den sanitären Anlagen "sehr bescheiden".
Ansonsten kann ich Euer eher negativen Eindruch überhaupt nicht bestätigen - ganz im Gegenteil:
Erstmal fand ich, dass das schweizer Publikum (im Vergleich zum Berliner oder Hannoveraner) echt sehr, sehr gute Stimmung gemacht hat - dickes Lob.
Auch die Location fand ich richtig gut: Gerade weil in der Halle nicht so ein Gedränge war, konnte man Club-mäßig alle Konzerte von vorne verfolgen und voll in der Action sein - wo hat man das sonst schon bei einem solchen Traum-Lineup?
So gab es in der Halle einige (zumindest für mich) mitreißende und denkwürdige Auftritte:
Freitag:
- Whitesnake (kamen trotz deutlicher Heiserkeit von Coverdale sogar und speziell bei den jungen Metallern gut an)
- Judas Priest (schlicht fulmiant die Meute RICHTIG weggerockt! - ein würdiger Wacken-Headliner)
Samstag:
- MonsterMagnet (wie immer schön stonig)
- Hammerfall (macht einfach immer riesig Spaß und richtig Dampf)
- Alice Cooper (hat einfach Super-Song-Material und machte auch mit 62 Jahren tolle Stimmung (Euren Kommentar kann ich nicht so richtig nachvollziehen))
- InFlames (gaben solide Vollgas und rockten auch noch die letzte Kraft aus den Metallern)
- InExtremo: (Prinzipiell ein stimmungsvoller Auftritt für nach halb zwei, litten aber deutlich unter übermüdeten Fans)
Auch die Open-Air-Arena fand ich nicht schlecht, zumal man auch von der Hochgarage von oben aus schauen konnte.
Eure Aussage zum Slipknot-Auftritt kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Di haben aus meiner Sicht sehr wohl mitgerissen - zig Circle of Death und jede Menge Mosh etwas weiter hinten (man kam ja kaum zur Bühne).
Also - insgesamt kann ich dieses Festival, insbesondere wegen der genialen Club-mäßigen Hallen-Auftritte nur wärmstens empfehlen!