Ruhepol in Zeiten der Polykrisen: Die britische Waverock-Legende liefert den ersten Song ihres neuen Albums "Songs Of A Lost World".
Konstanz (mis) - Es mögen 16 Jahre vergangen sein seit ihrem letzten Studioalbum und noch weitere vier seit dem letzten überzeugenden Werk, aber The Cure nutzten die lange Zeit offensichtlich, um wieder zu sich selbst zu finden. Zielgenauer als mit dem voluminösen Keyboard-Sound der neuen Single "Alone" kann man Cure-Fans einfach nicht ins Herz treffen, und diese pauschale Feststellung ist empirisch belegt, denn es existieren keine Cure-Fans, die "Disintegration" nicht mögen.
Noch dazu serviert uns Robert Smith mit "This is the end of every song that we sing" eine programmatische Zeile wie zu seinen besten Zeiten. Hier schwingt nicht nur das Ende der Band, sondern auch jenes der Welt mit, schließlich befinden wir uns im Zeitalter der Polykrisen, in dem eine Band wie The Cure also systemimmanent sein sollte. Im Text blickt Smith auf die Wünsche und Sehnsüchte nach einer besseren Welt zurück und kommt zu einem ernüchternden Fazit: "The fire burned out to ash and the stars grown dim with tears."
Die Zeilen bergen so viel Kraft wie vor vier Jahrzehnten der juvenil herausgebrüllte Adoleszenz-Hass "It doesn't matter if we all die." Nur ist es heute das Gewicht der Lebenserfahrung, das den Worten des 65-Jährigen eine tiefere Ebene verleiht, sein ehrlicher Ausdruck der Verwunderung darüber, am eigenen Leib miterlebt zu haben, wie schnell die Zeit vergeht. Der Unaufhaltsamkeit des Alterns setzen The Cure trotzig alterslose Düster-Akkordfolgen entgegen. Mit "Broken voiced lament to call us home" fängt der Songwriter die ganze Faszination um seine Band dann ungewollt perfekt ein. Denn all das Übel dieser Welt lässt sich ertragen, so lange der Urheber der mit gebrochener Stimme hervorgebrachten Klagen Robert Smith heißt.
"Alone" ist einer der fünf neuen Songs des kommenden Albums "Songs Of A Lost World", die die Briten schon auf ihrer Welttournee live vorstellten. Das Album, für dessen Artwork wieder Andy Vella verantwortlich zeichnet ("Faith", "Disintegration"), erscheint am 1. November. Das Cover zeigt die Skulptur "Bagatelle" von Janes Pirnat aus dem Jahr 1975.
In den letzten Tagen wies die Band mit verschiedenen Social-Media-Clips auf die nahende Veröffentlichung hin.
6 Kommentare mit 12 Antworten
toll ♥
yep.
Schöner Song, aber ein bisschen zu viel dystopisches Buzz-Wording, m.E.:
In einer Strophe "Fire/Ashes", "Stars", "Ghosts" sowie im nachfolgendem Refrain sogleich "Birds falling out of our Sky" unterzubringen, ist auch ein Kunststück, weil: der Kontext an sich ist stimmig, wie ich finde, also passt's irgendwie.
Das in der zweiten Strophe befindliche "And we close our eyes to sleep To dream a boy and girl Who dream the world is nothing but a dream" ist zwar ebenfalls kitschig aber durch die "Binnenträume" ganz originell gelöst bzw. etwas zwangloser aufgebrochen...
Schöner Beitrag, aber ein bisschen zu viel Hermeneutik für Anfänger, m.E.
Schöner Konter, aber ein bisschen zu viel Fanboitum für den Fanboi mit dem Fanboi-Avatar
Deines Erachtens!
Ja, du darfst auch nicht vergessen, als Hermelin muss ich nah am Gericht ähh... Gedicht bleiben
Oma Smith trägt hier selbst für Cure-Verhältnisse dick auf. Trotzdem oder gerade deswegen funktioniert das hervorragend. Mochte den Song live, die Studioversion wirkt noch elegischer. Steigert die Vorfreude.
Dass der Gesang erst nach dreieinhalb Minuten einsetzt ist allein schon Grund, den Song zu feiern. Nicht weil ich Smiths Gesang nicht mag, sondern weil es mir einfach die Möglichkeit gibt, langsam in den Song zu versinken. Ich bin glücklich, dass es die Band noch gibt.
Ein wirklich schöner Song und ich finde, man sollte ihn völlig ohne ihn zu analysieren oder den Text zu interpretieren auf sich wirken lassen.
Auf jeden Fall, das ist wie in einer guten Ehe!
Dieser Kommentar wurde vor einem Monat durch den Autor entfernt.
Voll! Wobei ich mir eine Ehe mit Smith schon „interessant“ vorstelle ;D
Nach allem, was er dazu so sagt (und das ist erstaunlich viel), scheint das sehr unspektakulär und aufrichtig zu sein. Was allen Beteiligten zu wünschen ist.
Jetzt schon besser als die Oasis-Reunion.
Fast schon gemein, die Messlatte so tief zu hängen.
Äpfel und Birnen.
Die gemeine Birne ist dem Apfel gegenüber allerdings komplett zu Unrecht unterbewertet.
Noch besser als bei den Live Shows . Toller Song warte schon sooooooooooooo lange darauf !