nulldB - " Endzeit"

Viele versehen nulldB mit dem Label Neue Deutsche Härte. Das drängt die junge Würzburger Band aber zu Unrecht in eine Ecke, in der sie kaum etwas zu suchen hat. Auch Nu Metal oder Nu Rock dürfte sich eher auf die Schminke von Gitarrist Micha beziehen, auch wenn sich musikalisch hier wenigstens Orientierungspunkte bieten.

Mit "Tyrannei" legen nulldB jedenfalls furios los, mischen leicht orientalische Melodien mit dem rauen, charismatischen Gesang von Gitarrist Franky und Gitarrensalven. Das geht deutlich in die Nu Metal-Ecke, macht einfach richtig Laune. Wenn dann ein sattes Pantera-Riff im Titeltrack hinterher groovt und im Chorus leichte Elektronik durch den Hintergrund wabert, haben die Würzburger alles richtig gemacht.

"Roter Regen" und "Kinder Des Zorns" liebäugeln mit dem einen oder anderen Rammsteinriff, haben aber immer noch genügend eigene Ideen, um nicht langweilig oder als Kopie zu erscheinen. Allerdings erreichen nulldB die Frische und Spielstärke des Opener-Doppels im weiteren Verlauf des Albums nicht mehr.

Textlich hält die Band sich von Klischees, was deutschsprachigen Acts nicht immer gelingt. Über die Tiefsinnigkeit kann man bestimmt streiten, aber "Taub Blind Stumm" spricht eine sympathisch deutliche Sprache. Auch die Ballade "Kaltes Herz" umschifft die Kitsch-Klippen weitgehend.

Dennoch, obwohl es bei nulldB weit und breit keine Dudelsäcke oder ähnliches Gedöns gibt, kommen mir bei "Leben" Vergleiche zu mancher Mittelalter-Combo in den Sinn. Oder eben zu Oomph! ... aber über die lässt sich ja seit den letzten Alben auch herrlich diskutieren.

Das im Refrain leicht wavige "Die Jagd Beginnt" rundet "Endzeit" jedenfalls gelungen ab. Da sich Grantig letztes Jahr aufgelöst haben und Schweisser wohl auch wieder in den ewigen Jagdgründen weilen, befinden sich nulldB im deutschsprachigen Metal/Alternative-Bereich auf dem besten Weg, zu einer heißen Nummer aufzusteigen.