laut.de-Biographie
Oliver Gottwald
Drei Studioalben, zwei davon landauf landab gefeiert: Doch es sollte nicht reichen. Anajo wurden nicht die kommerziell abgefeierten Indie Pop-Überflieger der Nullerjahre. Als das dritte Album "Drei" von Oliver Gottwalds früherer Band 2011 erscheint, hatten sich alle Beteiligten innerlich praktisch schon mit der nahenden Auflösung abgefunden. Die Platte ging dann auch vergleichsweise unter.
Im Interview mit dem Kaput Mag erzählt Sänger Gottwald 2015: "Im Grunde begann die Krise schon vorher, mit – beziehungsweise nach – dem zweiten Album. Durch den ausbleibenden dauerhaften finanziellen Erfolg wurde es immer schwieriger, die Band zusammenzuhalten. Dazu kam, dass sich der Brainfuck 'Jetzt bin ich über 30 und muss doch endlich mal was Ordentliches machen' nicht mehr bei allen verdrängen ließ. Die Prioritäten begannen sich allmählich zu verschieben. Die Tatsache, dass wir uns Anfang 2010 dann von unserem Manager und 'vierten Bandmitglied' Alaska Winter getrennt haben, setzte uns endgültig zu."
Während Gottwalds alte Kollegen Schmidt und Nössner das Rock'n'Roll-Leben hinter sich lassen und in bürgerlichen Vollzeitjobs landen, spürt der Mittdreißiger schnell, dass er ohne Musik nicht kann. Er schart eine neue Band um sich: Florian Meya am Bass, Marc Frank am Schlagzeug und für die Tour Keyboarder Samuel Heinecker. Zurück als Quartett. Sein erstes Album als Solokünstler heißt dennoch "Zurück Als Tourist".
Es erscheint 2015 und gleich im ersten Song "Alles Muss Raus" arbeitet Gottwald noch mal das unrühmliche Ende seiner Anajo-Vergangenheit auf: "Vielleicht warn wir zu teuer / vielleicht warn wir zu naiv / vielleicht warn wir für die Gegend / einfach zu exklusiv / vielleicht war das Sortiment / war die Werbung zu speziell / unsre Slogans zu gewagt / und unkonventionell". Abgehakt. Oliver Gottwald schaut wieder nach vorne. In jeglicher Hinsicht: Für sein zweites Album gründet der Sänger 2016 sein eigenes Label Lieblingslieder Records. Dort erscheint jedoch vorerst nur der Song "Mustangmann" und später "Stadt Land Fluss". Die Kika-/ZDF-Jugendserie "Stadt Land Bus" macht die Nummer zum Titelsong.
2018 trauen einige deutsche Indie-Insider beim Schauen der Netflix-Serie "Better Call Saul" ihren Ohren nicht: Im Hintergrund einer Folge läuft tatsächlich der Anajo-Song "Mein erstes richtiges Liebeslied" vom Debüt "Nah Bei Mir". Das lange geplante zweite Soloalbum verzögert sich indes immer weiter, Gottwald haut zwischendurch den neuen Song "Zukunftsmusik" raus.
Nach Einsetzen der Pandemie liegt das Projekt zunächst auf Eis, erst mithilfe der Förderzusage der Initiative Musik im Rahmen von Neustart Kultur Ende 2021 gelingt dem Musiker die Fertigstellung: Unter dem Namen "2. OG" erscheint im Winter 2022 sein zweites Post-Anajo-Album mit zehn neuen Songs. Post-Anajo? Nicht ganz: Mit "U" rutscht auch eine Kooperation mit dem ehemaligen Kollegen Ingolf Nössner in die Tracklist. Diese kleine Anajo-Reunion ist kein Ergebnis langer Planungen, sondern schlicht der Tatsache geschuldet, dass sich Gottwald und Nössner seit Jahren den Proberaum teilen.
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