laut.de-Biographie
Palma Violets
Ist der Ruf erst mal kreiert, lebt es sich ganz ungeniert. So oder ähnlich lautet wohl das Motto der britischen Musikzeitschrift NME, die der Indiewelt alle paar Jahre Frischfleisch zum Fraß vorwirft. Ob Libertines oder Strokes – der NME hat den richtigen Riecher bzw. die nötige reißerisch-begeisternde Schreibe.
So geht es im Herbst 2012 auch Palma Violets. NME packt das Quartett auf das Cover, kürt sie zur besten Rockband Englands und erklärt die erste Auskopplung "Best Of Friends" zur Single des Jahres 2012. Ein wenig überrumpelt von dem plötzlichen Hype scheinen die jungen Männer zu sein. Sie haben ihre Zeit in Clubs verbracht, bei Liveauftritten und im Studio. Zu diesem Zeitpunkt gibt es keinen Internetauftritt, keine richtigen Pressefotos, keine Hörproben. Warum auch? "Der beste Weg, eine Rock'n'Roll-Band kennen zu lernen, ist, sie live zu sehen", erklärt Sänger Sam Fryers. Auch ein Album steht zu jener Zeit noch nicht in den Regalen. Es gibt nur vier Männer und ihre Vorliebe für schrammeligen Garagenrock und melodiöse Songstrukturen.
Frontman Sam Fryer und Bassist/Sänger Chilli Jesson lernen sich in ihrer Heimat im Südosten Londons über gemeinsame Musikprojekte kennen. Auf dem Reading Festival beschließen sie im Flackern eines Lagerfeuers die Zusammenarbeit. Fryers im Interview mit dem BBC: "Wir gründeten die Band aus Frust. Wir gingen umher, sahen uns die anderen Gruppen an ... Es kam uns vor, als könnten wir ihre Musik nicht richtig spüren." Hinzu kommen die ehemaligen Schulkameraden Peter Mayhew (Keyboard) und Will Doyle (Drums).
In einem alten Haus in ihrer Heimatstadt lassen sie sich nieder – das Studio 180. Bald wird es zum Anlaufpunkt für so manchen Musikliebhaber. Palma Violets veranstalten darin Konzerte, wie Sam dem BBC erzählt: "Unser erster Gig war einer der lustigsten Nächte meines Lebens. Um acht kamen etwa zehn Leute, um uns zu sehen. Um 12 Uhr kamen noch mal zehn. Also spielten wir im Endeffekt gleich zwei Shows."
Auch sonst lassen die Palma Violets nicht viele Clubs des Londoner Nachtlebens unbespielt und verbringen mit Proben und Konzerten einen Großteil des Jahres 2012. So werden auch die Plattenlabels auf die jungen Wilden aufmerksam. Letztendlich unterschreibt die Band bei Rough Trade – ohne dass die Plattenbosse bisher auch nur einen Song als professionelle Studioaufnahme hatten hören können.
Nun müssen Palma Violets, deren Name nach eigenen Aussagen einfach gar nichts über sie aussagen soll, an dem Debüt arbeiten. "Es ist schrecklich, wir hassen es", erzählen sie darüber bei The Edge. "Mal ehrlich, das Studio ist nicht der lustigste Ort der Welt – die Bühne, live spielen, das ist es."
Und so gehen Palma Violets nach der harten Aufnahmezeit auf Tour, um den Leuten den Rock'n'Roll wieder näher zu bringen, denn "da draußen gibt es davon nicht mehr so viel." Ihr Album "180" erscheint im Februar 2013. Geliebt von der britischen Musikpresse und verglichen mit The Libertines, Arctic Monkeys oder The Strokes – kann sich eine junge Band mehr wünschen? "Auf dem Mond spielen", erzählen sie. "Damit schlagen wir Muse."
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