laut.de-Biographie
Peter Kraus
Ende der fünfziger Jahre explodiert in Amerika die Urgewalt des Rock'n'Roll. Binnen kürzester Zeit erobern junge Wilde wie Elvis Presley, Jerry Lee Lewis oder Eddie Cochran nicht nur die Staaten, sondern auch den Rest der Welt. Schon bald sprießen in Europa nationale Epigonen empor, wie in England Cliff Richard und in Frankreich Johnny Hallyday. In Deutschland kämpfen zwei Namen um den Thron des King Of Rock: Ted Herold und der am 18. März 1939 in München als Peter Siegfried Krausnecker geborene Peter Kraus.
Rock'n' Roll ist wild, ungestüm - und spätestens seit der Randale bei Bill Haleys 58ger Konzert in der Frankfurter Waldbühne beim Establishment verhasst. Junge Musiker tun sich schwer mit der Akzeptanz, und auch die Plattenfirmen achten darauf, den eingedeutschen Rock nicht zu wild auf die argwöhnische deutsche Bevölkerung loszulassen. Da kommt Peter Kraus gerade recht - optisch fraglos ein Schwarm für die Mädchen, noch glaubwürdig für die Jungs, und vor allem: durchaus Schwiegersohn-komtabibel für die biedere Nachkriegs-Elterngeneration.
Seine Karriere beginnt 1954 als Schauspieler in der Verfilmung des Erich Kästner-Klassikers "Das Fliegende Klassenzimmer". Doch Peter konzentriert sich nicht ausschließlich auf die Schauspielerei. Der Vater arbeitet stets zwischen Deutschland und Österreich wechselnd als Kabarettist und Regisseur. In Salzburg nennt er ein kleines Theater sein Eigen. So entwickelt sich beim Sohn schon früh eine Neigung zu Tanz und Gesang, die er zielstrebig kultiviert.
Dank seiner vielseitigen Begabungen erhält Peter einen Plattenvertrag - und bringt 1956 eine eingedeutschte und musikalisch stark domestizierte Version des Little Richard-Heulers "Tutti Frutti" auf den Markt. Doch erst 1957 gelingt ihm mit "Susie Rock" der Durchbruch mit einer auf Platz acht der Charts notierten Hit-Single. Zu weiteren Riesen-Hits entwickeln sich die Nummern "Sugar Baby", "Hula Baby" und "Wenn Teenager Träumen".
Kraus entwickelt sich zum Teen Idol, und erobert das Kino mit einer ganzen Reihe von erfolgreichen Musikfilmen wie "Wenn Die Conny Mit Dem Peter" (1958), "Melodie Und Rhythmus" (1959) oder "Conny Und Peter Machen Musik" (1960). Seine damalige Film-Partnerin Cornelia "Conny" Froboess mausert sich ihrerseits zu einer beliebten Unterhaltungskünstlerin mit diversen Charthits ("Zwei Kleine Italiener", "Diese Nacht Hat Viele Lichter").
Auch mit dem allmählichen Verebben der Zeit als Jugendstar bleibt Peter Kraus weiterhin im Geschäft. Seine von Beginn an mehrgleisig ausgerichtete Arbeit als Künstler macht es ihm leicht, auch in Zeiten sinkender Plattenverkaufszahlen Auskommen und Anerkennung zu sichern. Als Schauspieler in Kino und TV bleibt er vielbeschäftigt. Immer wieder stattfindende Tourneen erfreuen sich guten Zuspruchs seitens der alten wie nachwachsenden Fans. Die TV-Show "Herzlichst, Ihr Peter Kraus" erfreut sich hoher Einschaltquoten.
Auch im neuen Jahrtausend lässt Kraus nicht locker, veröffentlicht neue Alben und begeistert auf ausgedehnten Konzert-Touren. Als Maler erregt er mit verschiedenen Ausstellungen die Aufmerksamkeit der Kunstszene. Ein aneckender Rock'n'Roller war und ist Peter Kraus nie - aber ein aufmerksamer Umsetzer unterschiedlichster künstlerischer Bereiche. Ob als Sänger, Entertainer oder Schauspieler: das Publikum bleibt ihm nicht nur von damals treu, sondern wächst auch seit Jahrzehnten immer wieder nach.
Anlässlich der "Echo"-Verleihung fürs Lebenswerk erläutert Kraus 2006 in einem Gespräch mit der Berliner Zeitung: "Ich habe mich nicht als rebellisch gesehen. Um Rock'n'Roll perfekt zu spielen, muss man nicht unbedingt Fernseher aus dem Fenster werfen. Außerdem habe ich mich nie nur als reinen Rock'n'Roll-Sänger gesehen. Ich habe mir das Unterhaltungsgeschäft als Berufsfeld ausgesucht, und das bietet viele Möglichkeiten."
2009, im Jahr seines 70. Geburtstags, absolviert Kraus eine weitere Tournee, die ihn durch Deutschland, Österreich und die Schweiz führt. Mit im Gepäck: das brandneue Album "Nimm Dir Zeit". 2011 betätigt er sich auch als Buchautor mit dem autobiographischen Werk "Für Immer Jung". Eine sich anschließende Konzerttour umfaßt 60 Auftritte. 2014 erscheint der Longplayer "Zeitensprung". Hier covert er unter der Regie des The Baseballs-Produzententeams alte und neue Hits von u. a. Marteria, Rosenstolz und Fettes Brot. Im Vorfeld einer im Herbst stattfindenden Tour kündigt Peter für die Zeit danach seinen Rücktritt von der Bühne an.
Im Interview mit den Stuttgarter Nachrichten meint der Sänger zu den Gründen seiner anhaltenden Popularität: "Ich glaube, mein langfristiger Erfolg rührt daher, dass ich die Vergangenheit nicht nur schön oder verklärt darstelle, sondern selbstironisch aufgreife. Mich selbst parodiere. Damit schocke ich gewiss einige aus meiner Generation, gewinne aber viele Leute aus jüngeren Generationen dazu."
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