15. Juli 2021
"Am Ende muss es Entertainment sein"
Interview geführt von Yan VogelPowerwolf mausern sich immer mehr zu einer Institution in Sachen Metal. Gespickt mit Kirchenorgel und allerlei textlicher Gruselzierde bläst das Quintett auf "Call Of The Wild" zum Sturm auf die Charts.
Powerwolf sind immer mehr den Gefilden der saarländischen Provinz entwachsen. Mittlerweile sckickt sich das fünfköpfige Wolfsrudel an, den internationalen Markt zu erorbern. "Call Of The Wild" knüpft dabei nahtlos an den Nummer 1-Erfolg des Vorgängers "The Sacrament Of Sin" an. Während die Melodien wie Frühlingsblumen sprießen, hält Band den intensiven Hörer mittels einer Fülle an Details bei der Stange. Matthew Greywolf, seines Zeichens musikalischer Leitwolf und Lead-Gitarrist, bittet zum digitalen Geheul.
Schön, dich zu sprechen. Ich grüße als Exil-Saarländer, aufgewachsen in Homburg, derzeit niedergelassen in der Rhein Main-Region.
Saarländer gibt es überall (lacht).
Ist es der Nähe zu Frankreich geschuldet, dass ihr eine französisch-sprachige Adaption eurer ersten Single aufgelegt habt? Aus "Beast Of Gévaudan" habt ihr "Bête De Gévaudan" gemacht.
Es hat mit der Nähe zu Frankreich nicht allzuviel zu tun. Während eines Tourabschnitts zum letzten Album "Sacrament Of Sin" haben wir ausführlich Frankreich betourt. Dies war eine bewusste Entscheidung. Das hatten wir früher nicht gemacht. Man macht mal in Paris Station, vielleicht noch in Lyon. Frankreich verfügt über eine tolle Clubkultur. Es gibt wunderbare Venues. Das Publikum ist sehr herzlich. Frankreich ist uns im Zuge dessen ans Herz gewachsen.
Aber auch das war nicht die eigentliche Inspiration für die textliche Adaption. Über die Story zu "Beast Of Gévaudan" wollte ich schon immer einen Song schreiben, seit ich diesen Stoff vor zehn Jahren entdeckt hatte. Der eignet sich super für einen Powerwolf-Song und diesmal hat es auch musikalisch geklappt, weil die Idee gepasst hat, die die Stimmung angemessen illustriert.
Die Idee, das auf französisch einzusingen, geht auf einen spontanen Joke zurück. Ich saß mit Attila bei den Gesangaufnahmen und wir hatten die englische Fassung fast im Kasten. Da meinte Attila plötzlich, wir sollten auch eine Version in französischer Sprache aufnehmen. Der anfängliche Spaß blieb im Kopf hängen (lacht).
Ich habe ihn ein paar Tage später wieder damit konfrontiert und er hatte nach wie vor Bock darauf. Es ist ein Abenteuer, einen Song in einer Sprache einzusingen, mit der man zuvor noch nie gearbeitet hat. Keiner wusste im Vorfeld, was dabei raus kommt.
Wir hatten das Glück, dass uns ein befreundeter Journalist aus Frankreich beim Text kräftig geholfen hat. Er war auch bei den Aufnahmen involviert, im Sinne des Aussprachencoachings. Es war anfangs nicht klar, wie diese alternative Fassung Verwendung findet. Aber als alles aufgenommen war, fanden wir die Version so spannend, dass wir uns für einen Release entschieden haben. Nun ist der Track sogar zu Ehren einer eigenen physischen Single gekommen.
Dieses Vorgehen unterstreicht den internationalen Ansatz, den ihr habt. Es gibt Texte in deutscher Sprache, die Affinität zur lateinischen Sprache und zahlreiche Wortspiele. Warum nicht den Weg wählen, französisch auszuprobieren? Ich war zunächst überrascht, dachte mir dann kurzerhand, dass dies zu Powerwolf passt. Durch die französische Umsetzung kommt nochmal eine eigene Ebene herein.
Stimmt. Der Song verfolgt einen starken Storytellingansatz, in dem er diese historische Geschichte aufgreift. Das wiederum in Originalsprache umzusetzen, bringt dich noch näher an die Geschichte heran. Zudem bleiben wir frisch, das einfach mal umzusetzen.
Was kommt denn bei euch zuerst: Ist es der Song, der Songtitel oder die Story, die dahinter steckt? Ich denke spontan an einen Titel wie "Undress To Confess". Hat man den im Kopf und denkt sich, das muss ein Song werden?
In vielen Fällen ist tatsächlich der Songtitel der ausschlaggebende Punkt. "Undress To Confess" hat ja in sich eine Hook. Allerdings lässt sich keine Regel daraus ableiten. "Beast Of Gévaudan" ist das Gegenbeispiel mit der Story jahrelang im Hinterkopf, die ich vertonen wollte.
Gewissermaßen führt ihr die Trademarks des Vorgängers weiter. Meines Erachtens ist aber die Detaildichte und der Blick auf das Wesentliche bei "Call Of The Wild" höher als bei "Sacrament Of Sin". Zugänglich ja, aber es knallt einen total weg, was sich unter Oberfläche abspielt.
Genau das war unser Ziel. Wir haben noch nie so detailversessen an einem Album gearbeitet wie an "Call Of The Wild", gerade was Orchestrierungen und Add Ons angeht. Wir haben sehr viel den Gesang harmonisiert. Dazu kommen eine Vielzahl an Details, die jedoch unter der Oberfläche stattfinden.
Es wäre schade, einen Song in Details zu ersticken oder den Catchy-Faktor durch Details zu begraben. Auch beim zehnten Hören sollen noch Besonderheiten versteckt sein, über die man sich freuen kann.
"Die Orchestrierungen haben das Songwriting beeinflusst."
Welche Rolle spielt Joost Van Den Broek, der für Ayreon viele Live-Arrangements gestaltet hat und auch bei der letzten Epica-Scheibe als Produzent die Finger im Spiel hatte und auch für euch die Orchestrierungen angefertigt hat.
Er war bei "Call Of The Wild" von A bis Z als Co-Produzent involviert. Joost hat einen unglaublich breiten musikalischen Backround. Du kannst ihm irgendeine Frage stellen und er wird dir etwas Konstruktives antworten. Ich hab ihn dieses Mal ganz bewusst früh mit einbezogen. Er hat ja in der Vergangenheit für "Sacrament Of Sin" bereits Orchestrierungen gemacht. Damals waren die Songs bereits fertig, die Orchestrierungen und die Details kamen on top. Das hat funktioniert, ist jedoch ein limitierter Ansatz. Du kannst einen fertigen Songs nur bedingt erweitern oder tatsächlich inspirieren durch neue Zutaten.
Diesmal war Joost von den ersten Demos an beteiligt. Wir haben sehr früh angefangen, skizzenhaft zu orchestrieren. Wir haben bewusst so gearbeitet, dass bestimmte Orchestrierungen auch das Songwriting beeinflussen können. Das war ein sehr spannender Ansatz, zeitaufwändig ganz klar, aber auch inspirierend.
Letztlich haben wir das Album komplett im Studio von Joost in Holland aufgenommen, was auch ein wenig der Pandemiesituation geschuldet gewesen ist. Das war ein glücklicher Zufall, weil sich dadurch der kreative Prozess konstant durchgezogen hat.
Ich habe letztens die Arte-Doku zum "Black Album" von Metallica gesehen. Michael Kamen hat die Orchestrierung zu "Nothing Else Matters" angefertigt. Als es dann an den Mix ging, wurde die Orchestrierung immer weiter zurückgefahren, bis sie am Ende nur noch merklich zu hören war. Gab es solche Diskussionen auch bei euch, dass das Orchester-Arrangement zugunsten der Gitarre oder der Orgel abgeschwächt wurde.
Aus Ego-Perspektive gab es diese Diskussionen überhaupt nicht. Ich begreife mich auch nicht vorrangig als Gitarrist. Natürlich bin ich der Gitarrist der Band. In dem Moment, in dem man ein Album produziert, haben wir zum Glück keine Egos in der Band.
Trotzdem mussten viele Orchestrierungen massiv ausgedünnt werden. Es ist jedoch ein ganz natürlicher Prozess. Ich kenne jetzt die Metallica-Dokumentation nicht, aber du musst einfach Entscheidungen treffen. Du kannst nicht alles laut drehen. Dann erstickst du alles. Im Zweifel steht bei uns die Band im Vordergrund. Der Song muss auch abgespeckt funktionieren.
Wir haben bei "Call Of The Wild" einige Diskussionen geführt über die Rolle von Orchestrierungen in den einzelnen Songs. Ich bin sehr glücklich darüber, dass wir uns immer auf einen sehr dynamischen Einsatz der Instrumente einigen konnten. Wir haben nicht die ganze Zeit die Orchestrierung im Hintergrund. Es gibt Momente, in denen sie bewusst Akzente setzt. Es gibt aber auch Momente, in denen die Orchestrierung komplett verworfen wurde, da die Stimme mehr Platz benötigt hat oder um dem Hörer eine Verschnaufpause zu gönnen, sonst fühlt er sich erschlagen.
Der Mix war sicherlich sehr schwierig. Ich war sehr froh, dass wir mit Joost und Jens Bogren als federführender Mixer wirklich ein Dream Team zusammengebracht haben.
Eine letzte Frage zu Joost Van Den Broek: Der Song "Undress To Confess" versprüht durch den Songtitel und den Text einen gewissen Humor und besitzt eine coole Hook. Der Synthesizer in dem Track klingt aber eher untypisch für euch.
Du meinst das Solo.
Genau.
Das geht tatsächlich nicht auf Joost zurück, sondern entstammt bereits der allerersten Skizze, die zu dem Song angefertigt wurde. Die Stelle ist eigentlich prädestiniert für ein Gitarrensolo. Als Gitarrist habe ich mir aber dabei gedacht, dass da was anderes passieren muss, nämlich ein Synthie-Solo. Es war zunächst als Joke gedacht. Ich bin davon ausgegangen, dass der Rest der Band mich dafür hassen wird (lacht). Erstaunlicherweise kam nie ein Einwand und so hat es das Synthie-Solo bis auf das Album geschafft.
Mich hat es vom Sound her an die Ayreon-Sachen erinnert, Stichwort Space Metal.
Das kann gut sein. Ich erinnere mich, dass ich mit Jost auch im Studio darüber gesprochen habe. Er meinte, wenn das Solo nicht genau an dieser Stelle stünde, hätte er das aufs Tablett gebracht.
"Wo die Worte fehlen, muss die Kunst sprechen."
Der absolute Kontrast zu "Undress To Confess" was den Inhalt angeht, ist meines Erachtens der Song "Glaubenskraft", in dem ihr den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche ansprecht.
Der Kontrast ist ganz bewusst gewählt zum einen. "Glaubenskraft" war als Song zuerst da. Der Song ist für Powerwolf-Verhältnisse ungewohnt ernst und sehr kritisch. Mir geht es da weniger um den eigentlichen Missbrauchsskandal. Ich verstehe es auch nicht als Religionskritik, weil das, was da vorgefallen ist, nichts mit Religion zu tun hat.
Es ist schlicht Machtmissbrauch. Was mich sprachlos gemacht hat, ist die Tatsache, dass die Aufarbeitung und Sanktionierung dieser Missbrauchsfälle dem Kirchenrecht überlassen wurde. Das hat mich als aufgeklärten Mensch Anno 2020 komplett sprachlos gemacht. Ich bin ganz naiv davon ausgegangen, dass das Straftaten sind, die als Straftaten geandet werden. Da steht tatsächlich das Kirchenrecht über dem Strafrecht.
Getreu dem Spruch wo die Worte fehlen, muss die Kunst sprechen, habe ich spontan den Entschluss gefasst, darüber zu schreiben. Das bitter-böse Zynische kommt in dem Text sehr gut rüber. In dem Moment war uns allen klar, der Song gehört dahin, das ist eine wichtige Aussage.
Gleichzeitig wollten wir das wieder in ein Gleichgewicht bringen. Powerwolf hat schon immer die Komponente Ironie im Konzept gehabt. Am Ende des Albums muss es Entertainment sein.
Da ist dann ein Song wie "Undress To Confess", der mit einer gehörigen Schippe Humor davonkommt. Er ist übrigens aus der Sicht einer Dame geschrieben. Sie steuert auch die Geschichte. Dieser Ansatz ist auch ganz bewusst gewählt. Das bringt für mich das Entertainment-Barometer wieder ins Gleichgewicht.
Es ist noch nicht sicher, wie es mit der Pandenie weitergeht, aber in irgendeiner Form wird man bald hoffentlich wieder live spielen können. Habt ihr schon an den Live-Versionen gearbeitet? Ist bereits klar, was von der neuen Platte auf die Setlist kommt? Wird es dann auch Änderungen am Arrangement geben oder regelt ihr es über Orchester-Einspielungen?
Wir haben schon in der Vergangenheit mit Einspielungen gearbeitet. Man muss zwangsläufig damit leben, denn man kann nur schwer ein Orchester in den Tourbus quetschen. Selbst wenn es die Möglichkeit gäbe, wäre das Geschehen auf der Bühne zu statisch. Das ist gar nicht die Rolle, die man da braucht.
Welche Songs es jetzt ins Live-Set schaffen ist derzeit noch Teil hitziger Diskussionen. Es wird von Album zu Album schwieriger. Man kann leider nicht drei oder vier Stunden am Abend spielen. Für jeden neuen Song, den wir einbringen, muss ein Klassiker weichen.
Wir sind gerade mit voller Energie dabei, die Live-Shows vorzubereiten, unabhängig davon, wann wieder Konzerte möglich sein werden. Die Philosophie dahinter lautet: alles was wir derzeit tun können, ist, uns vorzubereiten. Kopf in den Sand stecken, ist keine Option. Wir arbeiten mit Hochdruck an der Bühnenshow, und sobald es wieder möglich ist, geht es auf die Bühne.
Powerwolf haben viele Klassiker in petto. Wie ist das für dich beim Songwriting, du hast den Faktor Humor angesprochen. Es kann jetzt natürlich sein, dass ich mich mit meiner Frage komplett in die Nesseln setze und du sagst, dass war nie so beabsichtigt gewesen. Aber beim Opener "Faster Than The Flame", erinnert mich die dreifache Faster-Repetition an den "Master"-Teil bei "Master Of Puppets".
Du bist gut. Du bist der erste, der das tatsächlich entdeckt hat (lacht). Da hat mich noch keiner drauf angesprochen. In der Tat, diese Assoziation hatte ich. Ich bin Metal-Fan, seid ich denken kann, und ich liebe es, im Songwriting immer wieder kleine Easter Eggs einzubauen. Es ist in dem Song übrigens noch ein Easter Egg versteckt, du kannst also gerne weitersuchen (lacht).
Wir wollen jetzt auch nicht zuviel verraten.
Ich mag es einfach, Zitate oder Halbzitate einzubauen, die man entdecken kann. Das ist mein persönlicher Spaß. Sehr aufmerksam bemerkt.
Es war auch nicht als Vorwurf formuliert.
Das habe ich auch so nicht verstanden. Das ist eine liebevolle Hommage an solche Momente.
Es gibt ja häufig Analogien, gerade was Riffs und Songgestaltung angeht. Aber in dem Fall greift ihr nur auf ein Element zurück, wenn auch ein zentrales. So wie es bei euch verpackt ist, hat es auf jeden Fall seinen Charme. Metallica ist das eine. Beim Titeltrack musste ich an Maiden denken, gerade wenn ihr im Mittelteil etwas gezügelter zu Werke geht und der Bass die Hauptrolle übernimmt.
Eindeutig. Dort hört man definitiv eine Steve Harris-Hommage (lacht). Iron Maiden sind eine Band, mit der wir alle aufgewachsen sind. Sie waren auch im visuellen Sinne in Sachen Show ein Vorbild. Das gehört zu Powerwolf dazu. Wir haben bislang auf jedem Album einen Maiden Tribute-Moment gehabt. Der Titelsong bringt das auf dem neuen Album auf jeden Fall in den Vordergrund.
Über "Glaubenskraft" haben wir bereits gesprochen. Dann gibt es noch das folkige und fast traditionelle "Blood For Blood" und "Alive Or Undead", was eine klassische Ballade ist, wie gemalt für euren Sänger.
Beide Songs sind am untypischsten entstanden. "Alive Or Undead" ist ganz klassisch am Klavier entstanden. Eigentlich wollte ich es vermeiden, eine Ballade auf das Album zu bringen, weil wir auf dem letzten Album mit "Where The Wild Wolves Have Gone" völlig unerwartet einen Fan-Favoriten geschaffen haben, der einen ziemlichen Schatten wirft in Sachen Ballade. Dass es keine Ballade auf das Album schaffen wird, war ausgemachte Sache.
Irgendwann saß ich dann am Klavier und hatte eine Songidee. Sie hat mir viel zu gut gefallen, als dass ich sie verworfen hätte. Nachdem ich die Idee Attila vorgespielt hatte, hat er gnadenlos darauf bestanden, dass der Song auf das Album kommt. Ich bin ihm sehr dankbar, denn ich liebe diesen Song. Er tut dem Album auch sehr gut. Es ist bewusst gewählt, dass er in der Mitte des Albums steht als Zäsur und Moment des Durchatmens.
"Blood For Blood" ist auch untypisch entstanden, nämlich auf einer Akustik-Gitarre, ganz klassisch Lagerfeuer-mäßig. Inspiriert wurde der Song von einer historischen Figur, dem Faoladh, ein irisches Werwolf-Wesen. Die Geschichte hat mich beim Lesen sehr gefesselt. In diesen Überlieferungen werden die Werwölfe nicht wie in den Hollywood-Filmen als blutrünstige Monster gesehen, sondern als Beschützer und somit als positive Wesen.
Das hat mich fasziniert, da es ein ganz anderer Plot ist, als das, was wir archetypisch kennen. Bei einer irischen Legende schwingt gedanklich natürlich das Celtic Folk-Ding mit. Tatsächlich habe ich mich dann mit der Akustik-Gitarre hingesetzt und den Song geschrieben. Das Metal-Gewand kam erst wesentlich später hinzu.
Dass der Folk-Song auf der Gitarre und die Ballade auf dem Piano entsteht, spricht für deine Vision als Songwriter, der jeweiligen Idee das passende Gewand zu schneidern.
"Blood For Blood" ist ein gutes Beispiel. Von der Inspiration her entstammt das einem ganz anderen Film - warum diesen Film nicht nutzen? Das ist aber auch eine Freiheit, die wir auf "Call Of The Wild" zum ersten Mal genutzt haben. Man kann beim Songwriting einen völlig anderen Weg gehen, am Ende wird es nach Powerwolf klingen. Attila hat seine Art, zu singen, weil wir an sich eine eindeutige musikalische DNA haben. Wenn wir den Song mit Powerwolf performen, dann klingt er nach uns.
Aber "Blood For Blood" ist ein Song, in dem ein weiterer Markenkern von euch, nämlich die Orgel, am wenigsten hervorsticht.
Das ist richtig. Aber auch da sind wir als Band so weit gewachsen, dass wir gelernt haben, nicht ständig unsere Trademarks einzusetzen. Die Orgel ist auf "Call Of The Wild" viel dynamischer eingesetzt als in der Vergangenheit. Es gibt Momente, da ist die Orgel sehr untergeordnet, dann gibt es wiederum Parts, in denen die Orgel absolute Glanzpunkte setzt. Das ist für mich persönlich spannender als noch vor sieben oder acht Jahren, als wir die Orgel permanent eingesetzt haben.
Im Titelstück schieben sich Gitarre und Orgel die Melodien Call And Response-mäßig zu. Sitzt du mit Falk in einem Raum und tüftelst das aus, ist das eine Kopfgeburt oder passiert in dem Moment, in dem man schreibt?
In dem Fall hatte ich die Idee von vorherein. Ich muss dazu sagen, ich bin von Haus aus nicht Gitarrist, sondern mein erlerntes Instrument ist die Kirchenorgel, weswegen ich mich gut in Falk reinversetzen kann. Deswegen denke ich, da wo es sich anbietet, parallel als Orgler. In dem Fall hat Falk es aufgegriffen. Wenn es um das Songwriting geht, hat jeder gelernt, außerhalb seiner Rolle zu denken und zu sagen, dass es um die Summe der Dinge geht. Weder ich schreibe eine Idee unbedingt als Gitarrist, genauso wenig wie Falk eine Idee rein aus Orgler-Sicht verfasst.
Was wiederum dafür sprechen dürfte, dass deine Vorbilder auf der Gitarre eher diejenigen sind, die songorientiert und Melodien-orientiert die Gitarre bedienen, als diejenigen, die sich in ihren Tönen gerne mal verlieren.
Das ist richtig. Ich habe nie eine Faszination für die typischen Solo-Gitarristen gehabt. Selbst bin ich auch kein besonders guter Solo-Spieler. Mir ging es nie darum, technische Kabinettstückchen abzuliefern. Das kann ich nicht. Es geht sowieso darum, den Song an sich nicht zu überladen.
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