laut.de-Biographie
Pyro One
Der Versuch der Kritik, alles und jeden mit einem Etikett zu versehen, macht auch vor Pyro One nicht Halt. Er landet in der Kategorie "Conscious-Rap aus Ostberlin" - und schert sich relativ wenig darum.
"Ich denke, dass ich den nötigen Abstand zu all dem habe, so dass mich Schubladen, wie Zecken-, Müsli- oder Studentenrap nicht stören", so Pyro One pragmatisch gegenüber rap.de. "Wenn es den Menschen hilft, einen Zugang zu meiner Musik zu finden, bin ich eben ein intellektueller Studentenrapper. Persönlich würde ich mich als Rapmusiker, als MC bezeichnen. Mehr nicht."
Mehr nicht? Von wegen. Pyro One betrachtet sich durchaus als Künstler mit einer Mission. Er bringt politische Statements in seine Tracks ein: "Gerade die Hip Hop-Musik ist aufgrund der Fülle an Text prädestiniert, sich mit Inhalten auseinander zu setzen."
Dabei dürfen Talent und Handwerk natürlich nicht zu kurz kommen: "Wenn dieses Anliegen stilistisch, in Beats, Skills, Flow, gut umgesetzt wird, entsteht die Möglichkeit, Hip Hop entscheidend weiterzuentwickeln oder den öffentlichen Fokus mehr in diese Richtung zu lenken."
Pyro One führt seinen Kreuzzug nicht allein: Im Jahr 2001 hebt er gemeinsam mit seinem MC-Kollegen Ambigu, den beiden Produzenten Ema und Kameleon sowie DJ Boogie Dan seine Crew, den Monkey Mob, aus der Taufe.
Auf den Spuren von Nas, dem Wu-Tang Clan, den Dead Prez und Mobb Deep möchte man wandeln. Der Deutschrap der 90er macht aber auch Eindruck auf die Monky Mobber. Niveauvoll möchte man sich präsentieren, inspirierend - und rebellisch.
"Unsere Zeitpläne sind seit eh und je Schall und Rauch", gibt Pyro One zu. Das erste Album "Platten_Viertel_Takt" lässt entsprechend bis 2005 auf sich warten. Danach dauert es erneut drei Jahre, bis mit der EP "In Diesen Tagen" ein weiteres Lebenszeichen folgt.
Dazwischen bleibt natürlich Zeit für allerlei Alleingänge: Pyro One zum Beispiel schließt nicht nur sein Studium mit einem Staatsexamen ab, sondern legt 2009 zudem ein Soloalbum vor.
"Tränen Eines Harlekins" verrät die darin steckenden zwei Jahre Vorbereitungszeit genauso wie das literweise eingeflossene Herzblut, pendelt zwischen tieftraurig und lebenslustig, zwischen lyrischer Einkehr und kämpferischer Rebellion.
Von Berührungsängsten mit anderen Genres - bei Pyro One keine Spur: "Persönlich ist es eine Art Herausforderung, seinen Text bzw. Flow mit einer Musik zu kombinieren, in der ich nicht zu Hause bin.". So stolpert man bei Pyro One über Rave-Einflüsse genau so, wie über Kollabos mit einer Hardcore-Band.
Neben einem unbändigem Idealismus brauche man, so der Berliner, eine ordentliche Portion Frustrationstoleranz, um auf dem hart umkämpften Rap-Parkett zu überleben.
"Auf unserem Level kann es immer mal wieder passieren, dass man vor zehn Leuten spielt. Das ist dann die harte Schule, es bedarf der Bereitschaft, auch bei diesen Gigs 100 Prozent abreißen zu wollen. So erspielt man sich HörerIn um HörerIn, auch ohne groß in den Medien stattzufinden."
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