Refpolk

Linker Rap besitzt innerhalb der Hip Hop-Community kein allzu großes Renommee. Hip Hop mag in den 1980ern als Ventil des Aufbegehrens afroamerikanischer Großstädter seinen Anfang genommen haben, in den 2010ern dominiert nicht nur in Deutschland ein eher hedonistisch orientierter Gangsta-Kanon.

Kein Grund für den Aktivisten Refpolk, um mit seiner Gesinnung etwa hinterm Berg zu halten. Seit seinem ersten Solodemo "Rufmord" 2005 bezeichnet der MC sich als "Zeckenrapper". Darüber hinaus ist der Berliner auch bei den ebenfalls linkspolitischen Schlagzeiln aktiv.

"Ich mache Rap, um über mich zu erzählen und über mich hinauszugehen", erklärt Refpolk anlässlich seines regulären Debütalbums "Über Mich Hinaus" 2012. "Ich will mich sichtbar machen, um mich zu hinterfragen, ich will mich vorstellen, um mich mit anderen zusammenzuschließen." Die LP setze sich weiterhin ein für Reflexion, Selbstkritik, Empathie und Solidarität.

Während sich also andere zeitgeist- und gesellschaftskritische Gruppen wie Audio88 und Yassin dereinst bewusst von der Zeckenrap-Szene losgesagt haben, setzt Refpolk auf die Umarmung der Antifaschistischen Aktion. Musikalisch kombiniert er seinen mit viel LoFi-Charme vorgetragenen Rap mit tanzbaren Beats – Audiolith-Künstler lassen grüßen. Das Aktivierungspotenzial der Lyrics findet somit unmittelbare physische Unterstützung.

Statt korrektem Versmaß steht der Inhalt jederzeit im Vordergrund. Der Berliner prangert immanenten Rassismus und dessen Auswüchse wie die NSU-Morde an, erklärt sich wider Polizeigewalt solidarisch mit den gesellschaftlich Ausgegrenzten und vergisst darüber nicht, eine gewisse Prise Selbstironie einzustreuen.

Außerhalb der Musik engagiert Refpolk sich nicht nur auf Antifa-Demonstrationen, sondern auch in der Seminararbeit. So gibt er 2013 gemeinsam mit der linken Rapperin Sookee einen Workshop zum Thema "Männlichkeit, Sexismus und Homophobie im deutschsprachigen Rap". Neben dem Schlagzeiln- und Soloprojekt ist Refpolk auch im Hip Hop-Kollektiv TickTickBoom involviert.