laut.de-Biographie
Retribution Gospel Choir
Viele ältere Männer spielen ja gerade deshalb in Rockbands, um sich abseits von Frau und Kindern zumindest ein paar Tage im Jahr noch einmal so richtig ausleben zu können. Literweise Bier trinken, geschmacklose Witze reißen und ins Bett, ohne sich die Zähne zu putzen.
Alan Sparhawk dürfte eine derartige urmännliche Selbstentfaltung zunächst gar nicht gekannt haben. Denn seine Frau Mimi Parker verfolgt ihn als Schlagzeugerin der Slowcore-Band Low auf Schritt und Tritt.
Vielleicht war das der Grund für Sparhawk, es auch mit Nebenprojekten zu versuchen. Solo erkundet er nur mit der Gitarre die Tiefen des Drone, mit den Black-Eyed Snakes versuchte sich der gläubige Mormone an Roots-Blues. Und mit dem bluesigen Dub-Sound von Los Besos bringt Reggae-Fan Sparhawk in seiner Heimatstadt Duluth im Bundesstaat Minnesota immer wieder Kneipenpublikum in Schwung.
Am stringentesten verfolgt Sparhawk allerdings seine Zweitband Retribution Gospel Choir, die er seit 2007 mit Low-Bassist Steve Garrington und Schlagzeuger Eric Pollard unterhält. Mit dem Trio, dem insbesondere der Ruf einer hervorragender, weil Blut und Wasser schwitzenden Live-Formation vorauseilt, ist Sparhawk zwar auch auf der Suche nach den flirrenden Songmomenten und archaischen Textvorlagen von Low, er packt das alles aber in ein schwereres Gewand aus rifflastigem Heavy-Rock und Stoner Jam-Spiritualitäten.
So erkennt man die spärlichen Low-Songs "Breaker" und "Take Your Time", die Sparhawk für das selbstbetitelte Debüt noch einmal neu aufgenommen hat, kaum wieder. Auf dem Album, das 2008 auf dem Label von Red House Painters-Sänger und Band-Mentor Mark Kozelek erscheint, ist aber auch für wunderbare Pop-Melodien zwischen roher Psychedelica und Anflügen von Stooges-Power Platz.
Mit ihrem zweiten Album - sinnigerweise "2" betitelt - wechselt die Band 2010 zum kultigen Independent Label Sub Pop, auf dem auch Low ihre Alben seit "The Great Destroyer" veröffentlichen. Apropos, ausleben: Alan Sparhawk bewundert Neil Young. Er sei ein gutes Beispiel, wie man mit Rock'n'Roll in Würde altern könne.
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