laut.de-Kritik

Chilliges Comeback der einstigen deutschen Popkönigin.

Review von

Sandra ist zurück! Was hat das "Saarländer Mädchen" in den 80ern für Erfolge gefeiert! "Maria Magdalena", "In The Heat Of The Night" oder "Little Girl" sind wahre Meilensteine der (deutschen) Popmusik. Vor 15 Jahren schossen ihre Songs von Null auf Eins und verweilten dort für Wochen. Und heute?

Musikalisch hat sich im Vergleich zu damals so einiges geändert. Michael Cretu, ihr Produzent und Ehemann, ist dafür bekannt, dass er sowohl aktuelle Trends aufnimmt, als auch neue kreiert, man denke an den Sound von Enigma. Sandras neue CD klingt sehr modern und chillig. Bei manchen Songs hat man sogar den Eindruck, als habe man eine Serve Chilled Compilation à la Hed Kandi eingelegt. Wer also die alten Sandra Sounds der 80er erwartet, der dürfte angesichts dieser Chill Trance Klänge etwas enttäuscht sein. Das Rad der Zeit hat sich gedreht.

Bei einem Song allerdings fühlt man sich dann doch in die Achtziger zurückversetzt. "Forgive Me" ist der Opener zu "Wheel Of Time" und erinnert sehr stark an den Sound von Stevie B. oder Johnny O. Denn was mit Corey Hart-ähnlichen Synthie-Klängen beginnt, entpuppt sich als äußerst tanzbare Freestyle Nummer, was man so von Sandra wohl noch nie gehört hat. Die anderen Nummern sind zwar eher unspektakulär, eignen sich aber durchaus als Entspannungsmusik nach einem stressigen Arbeitstag. Vorausgesetzt, dass man Sandras Stimme, oder was davon noch übrig ist, 45 Minuten erträgt.

Natürlich quäkt, Entschuldigung, singt Sandra noch so wie früher, aber es scheint fast so, als hätte ihr Ehemann immer weniger Vertrauen in ihre stimmlichen Qualitäten. Wie sonst ist es zu erklären, dass Herr Cretu derart viele Hall- und Echoeffekte in nahezu jeden Song eingebaut hat, dass man manchmal erst beim zweiten Hinhören auf den Interpreten schließen kann. Da hat die Zeit doch deutliche Spuren hinterlassen.

Unter den elf neuen Songs sind ganze vier Cover Versionen zu finden, was den Schluss nahe legt, dass dem Duo Sandra/Cretu in sieben Jahren nicht allzu viel eingefallen ist. "Motivation", eine alte Inker & Hamilton Nummer, sowie "Silent Running" von Mike& The Mechanics, sind dabei gar nicht so schlecht geraten und klingen beeindruckend frisch und dynamisch. Völlig missglückt ist dagegen die Neuinterpretation von Depeche Modes "Freelove". Hier entpuppt sich das Vorheben als mindestens eine Nummer zu groß und zeigt nur allzu deutlich, dass Sandras Stimme bei weitem nicht die Ausdruckskraft eines Dave Gahan besitzt. Da können auch die bereits erwähnten Halleffekte nichts dran ändern. Manche Dinge ändern sich eben nie ...

Trackliste

  1. 1. Forgive Me
  2. 2. Footprints
  3. 3. Motivation
  4. 4. I Close My Eyes
  5. 5. Perfect Touch
  6. 6. Silent Running
  7. 7. Such A Shame
  8. 8. Now!
  9. 9. Free Love
  10. 10. Forever
  11. 11. The Wheel Of Time

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Sandra – Wheel of Time (Limited Edition) €12,92 €3,00 €15,92

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Sandra

Eine Zeit lang sprach man von der Sängerin Sandra ebenso ehrfürchtig wie von Madonna. Zumindest in Deutschland. Und warum auch nicht? Sandras frühe …

4 Kommentare

  • Vor 22 Jahren

    Hallo Leute!

    Ein Wunder ist geschehen! Die LAUT-Review der neuen Sandra-Platte "The Wheel of Time" ist (soweit ich mich erinnern kann) die erste Review, der ich zu 100 % zustimme. Kompliment, Herr Frömmer, ich bin ganz bei Ihnen!

    Es ist für mich als "alten" Sandra-Fan ein wirklich gelungenes Album in absolut modernem Sound-Gewand. Etwas anderes hätte ich von Produzent Cretu auch nicht erwartet. Mein Favorit ist der Song "Footprints" - ein unschlagbarer Ohrwurm-Refrain...

    Was haltet Ihr von dem Album?

  • Vor 22 Jahren

    Eine ganze Menge! Hab es gleich in der 1. Woche gekauft und zu Platz 8 beigetragen. Mir gefällt I CLOSE MY EYES am besten.
    Eigentlich hatte ich von LAUT eine vernichtende Kritik (so wie bei Modern Talking) erwartet.
    Nur die vielen Stimmeffekte trüben den Gesamteindruck, ansonsten sehr ansprechend.
    LAUT hat es übersehen: Es gibt sogar 5 Coverversionen
    Die 5. ist Perfect Touch von ART

  • Vor 22 Jahren

    dass die tante "freelove" gecovert hat, ist die größte frechheit seit dem sieg von madrid in glasgow!!!

  • Vor 22 Jahren

    @wuthe57: Hatte auch eher eine vernichtende Kritik erwartet. LAUT ist wohl auf dem "Weg der Besserung" :D

    @Michel: Da die Coverversion mit Sicherheit vor dem Glasgow-Spiel entstanden ist, ist eher der Sieg von Madrid die grösste Frechheit seit Sandras Coverversion....
    Ich gebe Dir trotzdem inhaltlich nicht recht - ich finde den Song ganz gelungen. Ich habe sogar irgendwo eine Kritik gelesen, die diese Coverversion als die beste auf der Platte bezeichnet. Aber vielleicht hat der betreffende Kritiker auch für Madrid die Daumen gedrückt?! :confused: