30. Juli 2002

"Der erste Schritt nach Amerika"

Interview geführt von

Sarah Connor fährt derzeit die Früchte des Erfolges ein. Den Clip zu ihrer neuen Single (VÖ: 2.9.) präsentiert sie mit Wyclef Jean auf der Popkomm-Gala, am Tag darauf ist sie für den Medienpreis Comet von VIVA nominiert. Wir trafen den neuen deutschen Soul-Star vor dem Konzert in Köln.

Hi Sarah. Die deutschen Fans liegen dir zu Füßen. Warum hast du trotzdem deine Tour zunächst verschoben?

Mein Tour wurde verschoben, weil ich im Ausland eine unglaublich große Nachfrage hatte. Es ist sehr sehr selten, dass ein deutscher Künstler die Möglichkeit bekommt, überall in Europa zu veröffentlichen und sogar jetzt auch in Kanada. Das ist der erste Schritt für mich nach Amerika. Ich stand damals vor einer sehr schwierigen Entscheidung und für mich war es das letzte, was ich überhaupt wollte, die Tour zu verschieben. Sie war das, worauf ich mich am meisten gefreut hab während der ganzen Zeit. Es ist der Traum meines Lebens, eine eigene Tour zu haben. Dann hab ich in meinen Terminplan mit der Plattenfirma geschaut und gesagt, OK, es sind so viele Termine da und die anderen Länder wollen jetzt veröffentlichen. Ich kann eben nicht einfach sagen, passt auf, ich komm in drei Monaten wieder. Dann sagen die nämlich, schau hier war jetzt Shakira und da hat Anastacia ihr neues Album rausgebracht und wenn du nicht möchtest, dann ist das halt dein Pech. Das war eine Chance, die ich einfach ergreifen musste und zu der mir auch alle meine Leute geraten haben. Das war dann eben auch 'ne gemeinsame Entscheidung.

Bist du dann jetzt im Ausland schon erfolgreicher, als hier in Deutschland?

Erfolgreicher als in Deutschland würde ich nicht sagen, aber es hat sich total gelohnt. Ich hab wirklich einen großen Erfolg dort gehabt und es läuft alles sehr gut. Aber ich fühle schon, dass ich hier zuhause bin und ich freue mich ganz doll drauf, wieder vor deutschem Publikum aufzutreten, weil ich das schon lange nicht mehr hatte. Es ist irgendwie auch witzig, weil ich ja hier schon anderthalb Jahre Erfahrung habe und wenn ich dann raus nach Europa gehe in andere Länder und dort von vorne anfange, denn da kennen sie mich überhaupt nicht. Das ist dann schon etwas sehr Merkwürdiges. Du kommst daher, hast schon die ganze Background-Erfahrung vom letzten Jahr und weißt eigentlich, was passiert, aber die Leute kennen dich einfach nicht. Das ist schon komisch, das mal von der anderen Seite zu sehen.

Die Stadt Delmenhorst hat dich ja vor kurzem geehrt. Aus welchem Anlass?

Die Stadt Delmenhorst hat mir einen Empfang bereitet, einfach zu dem Anlass, dass ich die Stadt nach außen hin repräsentiere, jetzt sogar in Europa und ich hab auch in Kanada darüber geredet. Das kriegen die Delmenhorster natürlich mit und die sind sehr stolz drauf, weil man mit Delmenhorst viel assoziiert, nur nicht Musik oder Kunst. Das rückt die Stadt glaube ich in ein anderes Bild. Mir wurde schon oft von Delmenhorstern gesagt, dass sie im Urlaub auf ihr Kennzeichen angesprochen worden sind und die Leute zu ihnen sagten: "He, da kommt doch Sarah Connor her!" Das ist natürlich witzig, wenn die Leute das damit assoziieren. Das macht mich auch sehr stolz.

Arbeitest du denn gerade an neuen Songs bzw. an einer neuen Platte?

Ich hab angefangen, an neuen Songs zu arbeiten und ich war schon im Studio. Ich war auch schon mit anderen Künstlern im Studio und hab mich mit anderen Produzenten zusammen gesetzt.

Kannst du Namen nennen?

Da kann ich noch nicht wirklich drüber sprechen. Einen kann ich nennen, aber ich glaube, das ist auch schon bekannt. Ich war zusammen mit Wyclef Jean im Studio und haben ein paar Ideen zusammen aufgenommen und haben einen roughen Mix gemacht von einem Song und er hat das Ganze mitgenommen um es noch auszuarbeiten in Amerika. Später werden wir wohl noch mal ins Studio gehen müssen. Aber das ist ziemlich cool!

Wyclef hat dich ja schon im Juice-Magazin hoch gelobt.

Es passiert mir momentan ständig, das irgendjemand ihn getroffen hat und er über mich nur Lobesworte ausgebreitet hat. Das ist natürlich sehr schmeichelhaft für mich, ich meine: Wyclef Jean spricht in Interviews über mich! Zumal er aber auch zu mir sagte: Du ich gebe in Deutschland Interviews und überall sprechen sie mich auf dich an. (lacht). Das ist schön, dass die Leute das aufschnappen und sich das merken. Es ist schon etwas besonderes. Es ist nicht selbstverständlich, dass du als Superstar in Amerika etwas mit einer deutschen Künstlerin etwas aufnimmst. Ich fühle mich auch sehr geehrt. Wir hatten auf jeden Fall sehr viel Spaß im Studio zusammen und er ist sehr kreativ. Es ist ein tolles Gefühl, er schätzt mich als Künstlerin und er arbeitet sehr professionell mit mir, ich hab schon viele Dinge vom ihm gelernt.

Wie kam es denn eigentlich zu eurer Zusammenarbeit?

Wir haben uns vor ungefähr einem dreiviertel Jahr kennen gelernt, glaube ich. Das war beim Dome in Kiel. Das war zunächst ganz freundschaftlich. Wir sind zusammen ausgegangen, haben uns getroffen und zusammen Spaß gehabt. Wir haben zusammen gejammt und dann hat er mich spontan auf sein Konzert in Berlin eingeladen, wo wir zusammen einen Song gesungen haben, dieses "911", das er normalerweise mit Mary J. Blige singt. Danach hat er mich gefragt, wann ich denn anfange, ein neues Album zu produzieren. Ich hab gesagt, vielleicht im März oder April, kommt auf meine Europatour an. Er sagte dann, das ich ihm unbedingt Bescheid sagen solle, sobald die Arbeit am neuen Album beginnt, weil er unbedingt auch etwas für mich schreiben wolle. Das hab ich zunächst für nen Spaß gehalten und gedacht, er fliegt morgen wieder nach Amerika und mal sehen, wie das dann wird. Aber er hat mich dann gleich angerufen, als er gelandet war. Er hat gesagt, dass ich es auf keinen Fall vergessen soll, mich bei ihm zu melden, sobald die Produktion beginnt, weil er dann sofort ins Studio käme. Er hat einfach sein Wort gehalten und wir sind die ganze Zeit über in Kontakt geblieben. Als er jetzt neulich wieder in Deutschland war hat er mich gleich angerufen und gesagt wir sollen zusammen ins Studio gehen. Er war also mehr die treibende Kraft, weil ich mich auch nicht aufdrängen wollte. Für mich ging es da aber nicht nur darum, einen Song mit ihm aufzunehmen, sondern es war einfach nett mit ihm und wir haben uns gut verstanden. Er hat mich sehr inspiriert und ist ein sehr interessanter Typ. Als wir im Studio waren, war das echt unglaublich, das ist schon ein musikalisches Genie.

Würdest du denn gerne auch mal mit deutschen Soul- oder Hip Hop-Künstlern arbeiten?

Ja, es gibt da eine Künstlerin. Sie heißt Joy Denalane. Die hat dieses "Geh jetzt" gemacht. Sie ist die Sängerin von Freundeskreis. Ich hab neulich ihren Song gehört und ihr Video gesehen und ich muss sagen, ich bin umgefallen. Das ist ne Frau, die singt richtig Soul und das auf deutsch. Ich möchte sie jetzt nicht mit Xavier Naidoo vergleichen, aber er macht es ja schon so ein bisschen vor im deutschen Bereich. Sie macht es richtig bluesig und ich muss sagen: Hut ab! Ich bewundere diese Frau. Mit ihr würde ich gerne mal singen, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, deutsch zu singen, so wie sie. Aber von der Stimme her finde ich sie wirklich sehr inspirierend.

In der Bildzeitung hast du dich kürzlich recht abfällig über deine Kolleginnen Britney Spears und Jennifer Lopez geäußert. Inwiefern willst du dich von den beiden distanzieren?

Also, diese Sache ist damals etwas falsch dargestellt worden. Ich bewundere Britney Spears und ich bewundere Jennifer Lopez. Ich hab zuhause Platten von Britney Spears und ich war auf ihren Konzerten, als sie hier war. Ich bin ein absoluter Jennifer Lopez-Fan und ich finde sie total toll in ihren Videos. Ich finde sie super sexy, wenn sie performt. Das einzige Ding ist, das sie mich persönlich in meiner Musik nicht inspirieren. Wenn ich jetzt Britney Spears Stimme zuhause höre, dann inspiriert sie mich nicht in dem Maße, dass ich sage, ich könnte noch was von ihr lernen. Ich hab mir gerade vorhin ihr neues Video angeschaut und ich finde, man kann sich darüber streiten, ob es zu ihr passt, wenn sie "I Love Rock 'n Roll" singt. Aber wenn sie performt, ist sie einfach gut und da ist sie so schnell nicht zu schlagen. Und sie ist zudem noch sehr jung, da kann ich mir schon noch ne Scheibe von abschneiden. Ich glaube aber, man kann uns drei nicht direkt vergleichen, außer dass wir eben Frauen sind und irgendwo erfolgreich sind. Aber vergleichen würde ich mich jetzt gar nicht mit den beiden. Ich glaube, es wäre ein Beleidigung für Britney, genauso wie für mich auch.

Wie fandest du denn den Auftritt von Corinna May beim Grand Prix?

Ich habe ihn bis heute noch nicht gesehen. Ich war bei Tourproben und ich muss sagen, ich habe das auch sehr genossen, mich abzuschotten. Keine Medien, kein Presserummel, kein garnix, einfach nur meine Ruhe zu haben und mich auf meine Sachen zu konzentrieren. Ich hab lediglich mitgekriegt, als ich meine E-Mails gecheckt hab, dass sie auf dem 20. oder 22. Platz gelandet ist. Ich muss sagen, ich nehme das nicht allzu ernst. Sie hat meinen Respekt, sie macht ihre Sache gut. Ich hab damals nur mitgekriegt, dass sie nicht auftreten durfte, weil ihr Song irgendwie geklaut war, damals vor drei Jahren, glaube ich. Ich gönne ihr, dass sie jetzt dort war und Deutschland vertreten hat und ich denke, man sollte das alles nicht zu ernst nehmen. Sie sollte so weiter machen, wie sie es bisher auch getan hat.

Das solltest Du auch. Vielen Dank für das Interview.

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