laut.de-Biographie
Sarah Lesch
"Zeigt ihnen Bilder von Eichenblättern, während sie drinnen an Tischen sitzen." Sarah Lesch legt den Finger in die Wunde. Mit ihrem Song "Testament", den sie ursprünglich für ihren Sohn und gegen die Verrohung der Gesellschaft schreibt, gewinnt sie 2016 den Protestsongcontest in Wien. Das Video erreicht bei YouTube über 1,5 Millionen Aufrufe.
Geboren am 1. März 1986 in Altenburg, wächst Sarah Lesch ab dem Alter von fünf Jahren in Baden-Württemberg auf. Den Kinderwunsch Rockstar-Frisörin zu werden ("eine Mischung aus Axl Rose und meiner geliebten Tante Beatrice"), lässt sie jedoch fallen und macht in Tübingen eine Ausbildung zur Erzieherin.
Mit Anfang 20 beginnt sie, Musikstücke für Kinder- und Jugendtheater zu schreiben, später arbeitet sie an eigenen Liedern und tritt damit auf. Sie beschreibt sich als Liedermacherin: "Es hat etwas Romantisches, etwas Handwerkliches. Wie ein Hutmacher."
Geprägt haben Sarah Lesch verschiedene Künstler, "von Metallica bis Rio Reiser". Ihre Vorliebe für Chanson erlangt sie jedoch über Gerhard Schöne und Dota Kehr. Sie fragt sich, wie es den beiden gelingt, Geschichten auf so kluge und gefühlvolle Art und Weise zu erzählen.
Den Schlüsselmoment beschert ihr jedoch Funny van Dannen, ein Künstler, der ihr das Herz öffnet, ohne mehr als drei Akkorde zu benutzen. "Da hab' ich es begriffen, dass es nicht darum geht, ganz viel zu 'können', sondern darum, jetzt ein Lied zu schreiben, über was auch immer, das du genauso meinst, wie du es singst. Das wars! So einfach ist das. Danke, Funny!"
2012 veröffentlicht sie in Eigenregie ihr erstes Album "Lieder Aus Der Schmutzigen Küche". Aus der schmutzigen Küche deshalb, weil sie dort die Lieder ihres Debüts schreibt und alles hat, was sie dazu braucht: Laptop, Lieblingsstuhl, Couch, Kaffee, Instrumente, Aufnahmegerät.
Schreiben kann sie in dieser Zeit am besten vormittags, wenn ihr Sohn in der Schule ist, oder abends, wenn er bereits im Bett liegt. Inspiration findet sie überall, im Alltag, in Nachrichten, Begegnungen, Träumen oder Gesprächen. Drei Jahre später wird das Album dann unter dem Label Rummelplatzmusik veröffentlicht.
Mit der Auskopplung "Testament" aus ihrem zweiten Album "Von Musen & Matrosen" gewinnt sie den Protestsongcontest in Wien. Das Lied wird auch in rechtsextremen und rechtspopulistischen Kreisen geteilt, wovon Lesch sich klar distanziert. Seitdem ist sie jedoch vorsichtiger: "Ich möchte nicht der AfD einen Hit liefern."
Seit 2016 ist sie bei dem Leipziger Label Kick The Flame unter Vertrag und veröffentlicht im August 2017 ihr drittes Album "Da Draussen". Danach zeigt sie auch des Öfteren politisch Flagge. So sieht man sie zum Beispiel 2019 während einer Fridays For Future-Veranstaltung in Leipzig auf der Bühne.
Im Herbst des selben Jahres nähert sie sich mit der EP "Den Einsamen Zum Troste" inhaltlich dem Alleinsein an, indem sie vier sorgsam ausgewählte Texte von Kollegen wie Konstantin Wecker und Georg Danzer neu interpretiert und gemeinsam mit Dota Kehr ein Gedicht von Mascha Kaléko vertont. Für das Thema findet sie schließlich auf "Der Einsamkeit Zum Trotze" rund ein halbes Jahr später auch auf Albumlänge eigene Worte.
"Ich habe nie Musik gemacht, um Erfolg zu haben, sondern weil ich nicht anders konnte. Es ist toll, dass ich mittlerweile davon leben kann, aber im Grunde ist der Erfolg für mich ein schönes Plus, ein Schleifchen bei der Sache", fasst Sarah Lesch ihren Bezug zur Musik zusammen.