laut.de-Biographie
Sebadoh
Sebadoh gehören am Höhepunkt ihrer Karriere Anfang der 90er Jahre mit Bands wie Pavement, Dinosaur Jr. oder Sonic Youth zur Speersitze des Indie-Rock. Vor allem Bandleader Lou Barlow zählt zu den einflussreichsten Songschreibern jener Ära. Später ist davon nicht mehr viel übrig. Ähnlich wie der Musiker Barlow sind auch Sebadoh nahezu vergessene Helden des Neunziger-Rock.
Noch während seiner Zeit als Bassist von Dinosaur Jr. gründet Barlow mit Drummer Eric Gaffney in Amherst, Massachusetts sein Nebenprojekt Sebadoh, in dem er an seinen eigenen Ideen arbeitet, die Bandchef Mascis bei Dinosaur nicht akzeptieren will. Auf der ersten Home-Recording Kassette "Weed Frostin" (1987) finden sich noch ausschließlich Barlow Songs mit Drum-Unterstützung von Gaffney. Die zweite Kassette "The Freed Man" wird dann schon brüderlich in Barlow- und Gaffney-Songs aufgeteilt.
Kurz nachdem "The Freed Man" 1988 über Homestead Records veröffentlicht wird, steigt Barlow bei Dinosaur Jr. aus und konzentriert sich fortan voll auf Sebadoh. Beide Kassetten werden dann auf dem ersten "richtigen" Sebadoh-Release "The Freed Man" zusammengefasst.
Hin und hergerissen zwischen Barlows folkigen Songs und Gaffneys Noise-Experimenten klingen Sebadoh eher wie zwei Bands als wie eine. Wer den Kompromiss mag, kann hier lange suchen. Auch der Einstieg von Multi-Instrumentalist Jason Lowenstein im Jahr 1989 ändert daran nichts. Dementsprechend ist das 1991er Album "Sebadoh III" wieder zwischen Gaffneys verzerrten Gitarren und Barlows Akustik-Songs zweigeteilt.
Nach sporadischen Ein- und Austritten verlässt Gaffney nach dem Release von "Bubble & Scrape" 1993 endgültig die Band und wird durch Bob Fay ersetzt. Barlow hat nun also freie Hand und Sebadohs Sound setzt sich in eine weitaus eingängigere Indie-Rock-Richtung fort. Mit "Bakesale", dem ersten Album seit Gaffneys Ausstieg, feiert die Band dann auch gleich ihren größten Erfolg und steigt zur Elite des amerikanischen Indie-Rocks empor.
Währenddessen gründet Barlow mit Jon Davis die Folk Implosion, in der er sich etwas vom rockigeren Sound seiner Hauptband fortbewegt, und mit einem Beitrag zum Soundtrack des Skandal-Film "Kids" sogar nennenswerte Chart-Erfolge feiern kann.
Sebadoh bleiben mit dem nächsten Album "Haramcy" (1996) ihrem indierockenden Sound zwar treu, können die kommerziellen Erwartungen aber nicht voll erfüllen. Für Fans wird "Haramcy" zusammen mit "Bakesale" aber trotzdem zu den späteren Highlights der Bandgeschichte.
Vor dem Erscheinen ihres letzten Album "The Sebadoh" (1999) weicht Bob Fay dem neuen Drummer Russ Pollard – Lou Barlow und Jason Lowenstein teilen sich weiterhin die Arbeit an Gitarre und Bass. "The Sebadoh" kann zwar nette Kritiken einheimsen, ist aber im Endeffekt nicht viel mehr als ein weiteres Album einer Kult-Band, die ihre besten Tage hinter sich hat.
Dementsprechend wird es sehr schnell sehr still um Sebadoh. Erst heißt es, die Band wäre "still alive – just asleep" dann löst sie sich irgendwann im Jahr 2000 sang- und klanglos auf. Danach basteln Lou Barlow und Jason Lowenstein wieder an ihren Solo-Karrieren.
Nachdem sich Barlow 2005 mit Ex-Kumpel Mascis bei Dinosaur Jr. versöhnt, scheint er auf den Reunion-Geschmack zu kommen. 2007 kommt es auch bei Sebadoh zur Wiedervereinigung, der sich eine US-Tour anschließt. Voraus gehen dem Spaß, ähnlich wie bei Dinosaur, Re-Releases alter Alben, hier: "Sebadoh III", "The Freed Man" und "Bubble & Scrape" (Domino Records), die nicht mehr offiziell erhältlich waren.
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