laut.de-Biographie
Seth Sentry
Globalisierung hin oder her, Australien ist immer noch einer der von Zentraleuropa weitentferntesten Punkte der Welt. Darüber hinaus ist gerade Deutschland seit den 1990ern selbst mit einer durchaus potenten wie diversen Rapszene gesegnet. Und so erstaunt es auch nicht unbedingt, wenn wir von Hip Hop aus Down Under meist erst mit deutlicher Verspätung Wind bekommen.
Das ist in manchen Fällen ganz besonders schade. Dem Aufstieg des cleveren MCs Remi aus Melbourne zum Beispiel hätte der geneigte Genre-Aficionado gern von Beginn an miterlebt. Dasselbe gilt für Seth Marton alias Seth Sentry. Wie Kollege Remi sorgt er in den 2010ern via das australische Indieradio Triple J für Wirbel.
Mir nichts, dir nichts lädt Sentry eines Tages einfach mal einige Tracks auf eine Triple J-Webseite hoch. Flugs wird er nicht nur zum Featured Artist des Senders, sondern auch meistheruntergeladener Artist überhaupt. Kurz darauf erscheinen erste Songs auch auf australischen Hip Hop-Compilations.
Stilistisch scheint die sonnige Heimat des 1982 geborenen Melbourners häufig durch die Zeilen. Mehr noch als der Amerikaner Mac Miller oder Aussie-Konkurrent Remi sind Sentrys Beats ausgiebig abgehangen. Seine Texte triefen vor Selbstironie (man höre das Selbstporträt "Dumb"), Alltagskomik und Hang-Loose-Attitüde. Kiffer, Hipster, Banker und Fitness-Junkies, der Poprapper hat für jeden einen Trick im Revers.
Sein Rap scheint dabei seine Persönlichkeit weitgehend zu spiegeln. Der extravertierte wie nahbare Rapper betrachtet Musik lange Zeit nur als Hobby. Zehn Jahre verdingt er sich als Kellner, bevor seine Debütsingles ihn zum Liebling der Medien machen. Niemals nimmt sich der relaxte Seth Sentry allzu ernst. Selbst dann nicht, als die LP-Premiere "This Was Tomorrow" 2012 auf dem Indie High Score Records Goldstatus erreicht.
Jahre zuvor erhält der MC Nominierungen für den Unearthed J Award, den Best Urban Album Award der ARIA-Awards und lässt sich vom Musiksender Channel V zum Künstler des Jahres krönen. Stark im Freestyle, bleibt der Melbourner auch nach Auftritten in US-Talkshows der bodenständige Gamer, der seinen Künstlernamen vom Marvel-Comic-Superhelden Sentry geliehen hat.
"All das kommt immer noch total überraschend für mich, Mann", erklärt Sentry. "Noch heute betrachte ich Rap als Hobby. Ich finde es schwierig, das als regulären Job zu betrachten. Ich glaube nicht, dass ich da jemals in Routine verfallen werde."
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