laut.de-Biographie
Spectre
Wenn Musikjournalisten unter die Produzenten gehen, kann man nicht unbedingt davon ausgehen, dass dabei automatisch eine 1A-Sache herauskommt. Artikel zu verfassen ist das eine, Musik zu komponieren das andere. Bei S.H. Fernando Junior alias Skiz, der sich hinter dem Pseudonym Spectre (ebenso Ill Saint, Slotek, The Eye) verbirgt, ist zumindest eines festzuhalten, nämlich dass sein journalistischer Hintergrund auf einem soliden Fundament steht: Nach einem Studium in Harvard und mit einem Abschluss der Columbia School of Journalism in der Tasche, schreibt der aus Sri Lanka stammende und in Brooklyn, N.Y. beheimatete Skiz zunächst für das amerikanische Hip Hop-Magazin The Source. Daneben ist er als DJ in Clubs und für das Radio im Einsatz. Bereits zu Studienzeiten in Harvard leitet Skiz schon eine Dub/Reggae Show für den dortigen Sender WHRB. 1994 veröffentlicht Fernando das Buch "The New Beats: Exploring the Music, Culture & Attitudes of Hip-Hop", ein Werk, das sich vorwiegend mit der Hip Hop-Kultur beschäftigt und zu den einflussreichsten in diesem Metier zählt.
Unzufrieden mit dem musikalischen Output anderer, und weil er selbst nicht nur darüber schreiben, sondern auch als Produzent in Erscheinung treten möchte, leiht sich Fernando 1994 kurzerhand Geld von Bill Laswell (Freund, Mentor, Musikproduzent) und gründet ein eigenes Plattenlabel: WordSound Recordings. Hier veröffentlichen in der Folgezeit Prince Paul, Techno Animal, Sensational oder Crooklyn Dub Consortium. Nicht nur Skiz, sondern auch der Sound des Labels bewegen sich ungefähr zwischen den Koordinaten abstrakt experimentellen Hip Hops, Elektronik, Industrial, Drum'n'Bass und insbesondere Dub. Zwischen seinen Aktivitäten im Musikgeschäft als Produzent und Labelbetreiber ist er zudem als Autor für den Rolling Stone, für das Vibe Magazine und für die New York Times tätig.
Mitte der neunziger Jahre führt Skiz mit Freunden die Veranstaltungsreihe "Night Of The Living Dub" im Brooklyner Club "The Cooler" durch. 1996 erscheint sein erstes Album "The Illness". 2000 siedelt Skiz nach Baltimore über, wo er früher zur Schule gegangen war. Von hier aus steuert Skiz mittlerweile seine gesamten Aktivitäten, wie auch das gänzlich in Eigenregie realisierte Filmprojekt "Crooked", dessen Planungsphase bereits 1998 begann. Das Drehbuch hierzu schrieb er 2000 während er seine Familie in Sri Lanka besucht. Dabei handelt es sich um einen im Hip Hop-Kontext angesiedelten Independent-Streifen. Dieser hat den Anspruch, möglichst realitätsnah den Versuch der beiden Protagonisten, einem MC und einem Teilzeit-Drogendealer, die sich durch ihr Leben zu schlagen versuchen, wiederzugeben. Der entsprechende Soundtrack (auf WordSound erschienen) entstand ebenfalls unter seiner Ägide. Nach dem sehr zeitaufwändigen Crooked kommen in den folgenden Jahren auf dem belgischen Label Quartermass die Alben "Parts Unknown" sowie "Retrospectre" heraus.
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