laut.de-Biographie
Termanology
Wer für sein Debüt nicht nur den Segen, sondern auch die Beats eines DJ Premiers bekommt, hat sich Respekt verdient. Und dieser gilt im Hip Hop-Zirkus nach wie vor als härteste Währung. Insbesondere wenn dass nicht in den Mitneunzigern, sondern im Jahr 2008 passiert und eben jener Künstler nicht aus dem Rap-Mekka New York, sondern aus der Arbeiterstadt Lawrence in Massachusetts kommt. Trotz so widriger Umstände hat es Daniel Carrillo unter seinem Künstlernamen Termanology also geschafft: Dank strengem Arbeitsethos und unbestreitbarem Talent gelang es dem Amerikaner mit puertoricanischen Wurzeln, sich auf Premo-Beat und Big Pun-Referenzen in die Herzen der Hip Hop-Puristen zu rappen.
Musikalisch sozialisieren den Heranwachsenden in den Neunzigern die Vorbilder Canibus, Eminem und (vor allem) Big Pun, die der Lyrik einen hohen Stellenwert geben. Daniels Heimatstadt Lawrence ist etwa 45 Minuten von Boston entfernt, wo ein weiterer musikalischer Bezugspunkt seine Wurzeln hat: Guru, die Stimme von Gang Starr. Ihm steckt Daniel, der mittlerweile als Termanology lokal mit einigen wenigen Songs auf sich aufmerksam machte, bei einem Videodreh im Jahr 2003 ein Demoband zu. Guru ist angetan und der Newcomer darf beim Video mitposen. Der Kontakt ist geknüpft und Termanology hungrig genug, um ihn nicht wieder abreißen zu lassen.
Term startet die Mixtape-Reihe "Hood Politics" und etabliert sich nordwestlich von New York zum geschätzten Lyricist. In dem ortsansässigen DJ und Produzenten Statik Selektah findet er einen weiteren Unterstützer, der ihm bei der zweiten Auflage von "Hood Politics" 2005 unter die Arme greift. Mit Statiks Hilfe intensiviert Termanology seine Verbindungen nach New York. Der Großteil der Künstlerkollegen sind von ihm angetan, auch von Journalisten-Seite erfährt er via "Unsigned Hype"-Kolummne in der Source und "Show and Prove"-Rubrik im XXL Magazine Respekt. Trotzdem kämpft der aufstrebende Rapper mit den Entscheidungsträgern in der Musikindustrie. Man attestiert ihm Talent, aber keiner der Majors will dem schmächtigen Latino einen Vertrag anbieten.
Termanology antwortet auf althergebrachtem Weg: DJ Premier versorgt den 24-Jährigen mit einem seiner Trademark-Beats, cuttet selbst die Hook und Termanology setzt sich in bester Representer-Manier mit der Vorzeige-Single "Watch How It Go Down" in Szene. Kurz darauf folgt die nächste Kollaboration mit DJ Premier auf "So Amazing". Immer noch fühlt und bezeichnet sich Termanology als "most underrated, underestimated, unsigned new cat to rap". Das freut neben Fans mit Retroblick auch Kollegen, die an Zeiten hängen, als die Ostküste noch als Nonplusultra gefeiert wurde. Erstere macht Termanology mit seiner Realness glücklich - er geht via Deal mit Nature Sounds den einzig krediblen Weg über einen Indie. Letztere bedanken sich bei dem Jungspund mit der Zusage, sein Album zum kontemporären Äquivalent zu Nas' "Illmatic" zu machen.
Und tatsächlich kommt das Debüt "Politics As Usual" mit den Produktionen von Large Professor, DJ Premier und Pete Rock im November 2008 auf den Markt – alle drei hatten bereits auch zu dem bahnbrechenden Erstling von Nas Beats beigesteuert. Darüber hinaus unterstützen Großmeister wie Mobb Deeps Prodigy, M.O.P.s Lil' Fame, Sheek Louch, Freeway und Bun B von UGK die Aussagekraft der Gästeliste und treiben jedem halbwegs kultivierten Rapfan die Tränen in die Augen. Der Hardcore-Rap der Mittneunziger hat seinen neuen Sohn gefunden. Und der hat für Gegenwind aus der Industrie neben Reimtalent und BoomBap lediglich den Mittelfinger übrig.
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