laut.de-Biographie
Tesla
Ende der Achtziger steht der Haarspray-Metal in voller Blüte. Bands wie Mötley Crüe, Poison, Slaughter und Warrant feiern riesige Erfolge, trotz Mangel an musikalischen Fähigkeiten. Aber es gibt auch Ausnahmen und eine von diesen sind Tesla. Gegründet 1985 in Sacremento (Kalifornien) besteht die Urbesetzung aus Jeff Keith (Gesang), Tommy Skeoch (Gitarre), Frank Hannon (Gitarre), Brian Wheat (Bass) and Troy Luccketta (Schlagzeug).
Den Bandnamen klauen sie sich von Nicola Tesla. Jener "originiale" Tesla lebte von 1856-1943 und entdeckte den Wechselstrom (folglich wäre ohne ihn AC/DC nie möglich gewesen), erfand den Drehstrom Motor, den Hochfrequenz Transformator und den ersten Energiekonverter. Tesla ist somit der ideale Namenspatron für eine Band, die sich hauptsächlich mit E-Gitarren beschäftigt.
Stilistisch bewegen sich Tesla auf dem Gebiet des bluesgetränkten Hardrock. Ungefähr so, wie wenn Aerosmith mal wieder das Hackebeil ausgraben würden, statt sich auf Schnulzen und Radiomucke zu konzentrieren. Das Blueselement kommt vor allem durch die rauhe, charakteristische Stimme von Jeff und dem Einsatz von Steel- und Slide-Guitar zum Tragen. Mit der Veröffentlichung des Debuts im Jahre 1986 können Tesla sich in der oberen Hälfte der Hardrock-Liga etablieren und bauen diesen Status mit "The Great Radio Controversy" sogar noch aus. Vor allem der Ballade "Love Song" haben sie es zu verdanken, dass die Platte zum Megaseller avanciert.
1990 begründen sie mit dem beeindruckenden "Five Man Acoustical Jam" noch vor MTV die Sitte, alle Verzerrer und elektrischen Gimmicks zu Hause zu lassen und sich in ein reduziertes Klangkostüm zu kleiden.
Leider sind die nachfolgenden Alben bei weitem nicht mehr so erfolgreich und auch das Interesse an der Band nimmt, trotz nach wie vor guter Veröffentlichungen, stetig ab. Mit "Time's Makin' Changes" fällt der Vorhang und Tesla sind Geschichte. Jeff Keith und Tommy Skeoch gründen "Bar 7" während sich Frank Hannon um seine eigene Band "Moon Dog Mane" kümmert. Troy Luccketta, der schon ein Jahr zu vor ohne offizielle Begründung gefeuert wurde, schließt sich der Band "Soulmotor" an.
Traurig, traurig das! Aber: zum einen erscheint von Bar 7 ein waschechtes Tesla-Album mit bekannt starkem Songwriting und zum anderen finden sich die Streithähne Anfang 2001 zusammen, um wieder das Haus zu rocken. Tesla are back. Mit der Live-Scheibe "RePlugged Live" melden sie sich wieder zurück und geben ein erstes Lebenszeichen von sich, was nicht nur viele altgediente Fans in Verzückung versetzt. Im April 2004 ist es dann endlich so weit. Das "Into The Now" betitelte fünfte Studioalbum der Band steht in den Läden und beweist, dass sie all die Jahre nichts verlernt haben. Das Bandgefüge ist auch in den folgenden Jahren weitgehend stabil. 2006 steigt zwar Gründungsmitglied Tommy Skeoch aus, er möchte sich lieber seiner Familie widmen. An seiner statt steigt Dave Rude ein und zieht mit der Combo um die Welt.
Die Platten im Anschluss fallen durch die Bank hörenswert aus, auch wenn der Glanz alter Tage fehlt ("Forever More") Der Verzicht auf unnötiges Beiwerk in puncto Bühnenauftreten gipfelt 2014 im puristischen "Simplicity", dessen Artwork zudem im schlichten schwarz-weiß Look gehalten ist. Ein weiteres Bekenntnis zu den eigenen Wurzeln und ein Nachweis der Zeitlosigkeit des Tesla-Sounds stellt die Komplettaufführung ihres Debüts "Mechanical Resonance" dar, das 2016 auch in Form einer Live-Scheibe Würdigung erfährt.
Dennoch quält sich die Band mit dem Gefühl auf der Stelle zu treten. Aus diesem Grund engagieren Keith und Co. Def Leppard-Gitarrist Phil Collen als Songwriter und Produzenten. "Shock" schlägt Wellen wie ein Erdbeben in Fankreisen. Sound und Songs geraten deutlich moderner und hitorientierter, was einerseits Respekt abnötigt, viele Fans andererseits als unnötiges Anbiedern an den Zeitgeist werten.
Dennoch: Tesla stehen für qualitativ hochwertigen Hardrock - als Anspieltipp für diese These dient das vielgestaltige Meisterwerk "Edisons Medicine" vom '92-Kracher "Psychotic Supper". Die Amis zeichnet seit jeher eine rootige Blues-Attitüde aus, was sie gemeinsam mit den Texten, die mehr Hirn denn Unterbauch ansprechen, merklich vom Glamrock der Achtziger abhebt.
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