laut.de-Biographie
The Earlies
"These Were The Earlies" heißt das 2004 erscheinende Debüt des britisch-texanischen Joint Ventures. Es enthält selbstveröffentlichte Singles sowie die auf Names679 Recordings veröffentlichten EPs. Das ist insofern bemerkenswert, als es sich um das Album einer Band handelt, die ihren Sänger Brandon Carr erst Jahre später erstmals zu Gesicht bekommt.
1996 beginnt die Bandgeschichte in Manchester. Aus einer Bierlaune heraus gründen Christian Madden und Giles Hatton (beide kommen aus Bernley, nördlich von Manchester) und John-Mark Lapham, Texaner mit begrenzter Aufenthaltsgenehmigung in UK sowie auf der Suche nach der etwas anderen britischen Musik (er studiert den Backkatalog von Warp und 4AD) eine Combo. Man verabredet sich zu Sessions, erweitert dann und wann das Bandgefüge und versucht, die unzähligen Ideen miteinander zu vereinbaren.
Als die Aufenthaltsgenehmigung abläuft, reist Lapham wieder aus. In einem Plattenladen im texanischen Abilene, jener Stadt, der die Welt den haarsträubenden Zauber eines Mädchens namens Jessica Simpson verdankt, trifft er den zukünftigen Sänger Brandon Carr. So entsteht die amerikanische Earlies-Dependance, die übers Internet Kontakt zu den Briten hält und sich in deren Files mischt. Wenn Carr seine Gesangsspuren aufnimmt, geschieht das in Dallas, Texas. Der Rest der Band werkelt in Manchester an dem progressiven Orchestersound, in dem Flöten und Saxophone, Beach Boys-Chöre, Fagott-Melodien und elektronische Spurenelemente auf seltsamen Wegen zueinander finden.
In der Liebe zu Bands wie FSOL, Gillian Welch, Emerson, Lake und Palmer sowie Whitesnake offenbaren sich Differenzen bezüglich der musikalischen Helden. Gemeinsam ist den vier Bandmitgliedern aber die Liebe zu The Band, The Beach Boys, The Beatles und The Byrds. Das alles führt zu einem obskuren Debüt-Mix, auf dem psychedelische, progressive und Country-Einflüsse prägend sind.
Für die abschließenden Aufnahmen zu "These Were The Earlies" trifft Carr zum ersten Mal die Kollegen, die er nur vom Hörensagen, vom Internet und von transatlantischen Telefonaten kennt face to face. "Brandon war Gott sei Dank ein guter Typ", sagt Pianist, Organist und Synthesizermann Christian Madden in Erinnerung an den ersten gemeinsamen Studio-Termin. "Stell dir vor, so ein Arschloch steht da plötzlich vor dir und sagt, er ist der Sänger der Band. Da hätten wir echt Probleme bekommen."
In Großbritannien ruft das Album großes Medienecho hervor. Die Zeitung The Independent bezeichnet The Earlies gar als beste neue Band 2004. "It's never too late to be Earlies", schreibt der britische Observer und spielt damit auf die seltsame Bandgeschichte an. Es ist an der Zeit, die Earlies richtig zu entdecken. Der Zweitling "The Enemy Chorus", der mit Tom Knott in Burnley, Manchester und Texas aufgenommen wird, erscheint hierzulande im Januar 2007 auf Herbert Grönemeyers Label Groenland.
Mittlerweile kennt sich die Band besser und Carr reist manchmal sogar für einige Monate nach England. Am Cover des Zweitlings sind schon mal Veränderungen auszumachen: "Wir wussten eines, wir wollten diesmal Farbe haben." Das Earlies-Logo im blau-golden schillernden Luxus-Design steht für den Willen zu Pracht und Verschwendung. Und so klingt auch das Album. The Earlies wollen sich ausschütten und zeigen, was in ihren Köpfen wie wahnsinnig kreiselt.
Der Sound ist härter geworden und greift abermals mit gierigen Händen in die Schatzkiste der Popgeschichte. Als progressiver Indie-Rock lässt sich das Ergebnis bezeichnen. Man hört, wie die vielen verschiedenen Aufnahmespuren mit psychedelisch fluoreszierenden Klebstoffen zu ebenso eigenwilligen wie kreativen Liedern verbunden werden. Manchmal scheinen die Songs über sich selbst zu lächeln, wenn ein Bläsersatz gegen die ganz normale Indie-Melancholie ankämpfet.
Die seltsame Geschichte der Earlies geht derweil weiter. Die Band veröffentlicht das komplette Album noch einmal auf 10". Alle zwei Monate werden zwei Tracks vom "The Enemy Chorus"-Album auf Vinyl veröffentlicht, bis zum letzten Stück, das im Juli 2007 erscheinen soll. Dazu gibt es eine Box, in der die Schätze aufbewahrt werden können. Im Frühjahr 2007 kommt die Band als zehnköpfiges Live-Orchester auf Tour nach Deutschland.
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