laut.de-Kritik
Ein Trip durch die Geschichte. Staubig und derbe.
Review von Sven KabelitzOb mit den Movements-Samplern, der "The Story Of"-Reihe oder schmissiger Musik zum Weihnachtsfest: Auf Tramp Records Blick in die Vergangenheit kann man sich verlassen. Sie finden unter Garantie die leckersten Tracks. Manchmal traut sich das Label sogar an die Gegenwart und daran, neue Bands unter Vertrag zu nehmen. Voraussetzung: Auch hier muss alles staubig und derbe grooven.
Diese Hürde meistern die aus Amsterdam stammenden The Eminent Stars mit ihrem Debüt "Sittin' In" mit links. Ihr solider bis prachtvoller Deep-Soul und -Funk inspiriert sich an The Meters, Dr. John oder Freddie King sowie dem New Orleans-Sound der 1960er. Um den Trip durch die Geschichte richtig authentisch klingen zu lassen, nutzten sie bei den Aufnahmen zum Debüt ausschließlich Vintage-Instrumente. Die Gastsänger Bruce James, Steffen Morrison, Imelda, Lana Gordon, Aricia Mess erweitern die leidenschaftlich aufspielende Band.
Mit voller Stimmgewalt drängt sich Bruce James in "Hearts Are Jumping", "Dead Cat" und vor allem dem bluesigen "A Good Woman" in den Vordergrund der Riege. Letzteres nähert sich als "Sittin' In"-Highlight der schroffen Klasse von Charles Bradley und Lee Fields an. Lana Gordon vollendet den kratzigen Funk "Write Me", während sich Imelda in "Ready To Fly" mit harten Soul-Rock-Einflüssen konfrontiert sieht.
Aber auch wenn ihnen die Bühne alleine gehört, legen die Eminent Stars mit "Jumping Beans" und "My Baby Is Hot" deftig los. Nur ausgerechnet der Opener "Bens Dungeon", der sich an The Meters' "Cissy Strut" anlehnt, gerät ein wenig hüftsteif. Der viel zu eintönige gemeinsame Afro-Rock-Ausflug mit Aricia Mess in "Voodoo Do Mar" zündet niemals richtig. Steffen Morrison versucht sich in "The Club" als Otis Redding-Imitator, kann dessen Größe aber naturgemäß nicht erreichen.
The Eminent Stars haben es als Nachzügler nicht leicht. Um gegen die Platzhirsche der Dap-Kings, Menahan Street Band oder The Budos Band zu bestehen, kommen sie einfach einige Jahre zu spät. Was der Band stellenweise jedoch an Druck und Ideenreichtum ihrer Vorbilder und Mitkonkurrenten fehlt, gleichen sie mit Begeisterung und Engagement aus. Zwar erfinden sie das Rad nicht neu, aber trotz weniger Ausrutscher erfreut ihr erdiger Soul Herz und Tanzbein.
4 Kommentare
Vielen Dank für Deine kritik Sven! Wir sind immer froh wenn reviewers wie Du, richtig kritisch unsere Musik anhören! Alles wird mitgenommen für die neue songs auf den zweiten LP !
Das ist ja mal richtig geil. Muss da noch mal genauer reinhören, wird dann aber sicher gekauft. Der Blues-Einfluss ist echt geil, der kann ruhig ausgeweitet werden. Könnte mir sogar besser gefallen als Dap-Kings und co, bin mal gespannt.
Oh und bitte unbedingt mehr Songs mit dieser Imelda, die fackelt stimmlich echt alles ab! Ready To Fly ist sooo ein geiler Song!
Geniales Album! I love it! Aufmerksam wurde ich durch " A Good Women", welches auf einem Dynamite-Sampler gebannt war. Gleich gekauft und nicht bereuht
Sehr abwechslungsreich und jeder Song mit eigenem Style.
Jumping Beans, Voodoo Do Mar, A Good Women, Dead Cat zählen zu meinen absoluten Favoriten dieser geilen Scheibe.
Greetz Thowe, Drummer aus KA-Germany