laut.de-Biographie
The Pretty Things
Sie sind fast genauso lange unterwegs wie die Rolling Stones, sie nahmen wahrscheinlich die weltweit erste Rockoper auf und dennoch: der große Durchbruch bleibt The Pretty Things immer verwehrt. Das hindert sie keineswegs daran, weiterhin jahrzehntelang Musik zu machen und das 50-jährige Bandjubiläum mit einer Tour durch die ganze Welt zu begehen.
Gitarrist Dick Taylor gründet gemeinsam mit einer Collegebekanntschaft die Band Little Boy Blue And The Blue Boys. Diese Bekanntschaft hört auf den Namen Keith Richards. Als Sänger stößt Mick Jagger hinzu. Bald darauf treffen sie Brian Jones und rufen The Rolling Stones ins Leben.
Nach einigen Monaten verlässt Taylor die Band, da er einen Platz an der London Central School of Art annimmt. Dort trifft er auf Phil May und hebt The Pretty Things aus der Taufe. Sie rekrutieren Brian Pendleton an der Rhythmusgitarre, John Stax am Bass und Pete Kitley am Schlagzeug. Ein weiterer Mitstudent, Byran Morrison, darf als Manager herhalten und kommt so zu seinem eigenen Unternehmen. Die Bryan Morrison Agency vertritt später unter anderem Pink Floyd.
Durch exzessive Bühnenshows, einem provokanten Image und nicht zuletzt dank Sänger Phil May, der behauptet, das längste Haupthaar Europas zu besitzen, erlangt die Formation recht schnell Popularität. Die ersten Singles entern auf Anhieb die britischen Charts. Harter Bluesrock, beeinflusst von Bo Diddley, dessen Lied "Pretty Thing" sie ihren Namen verdankten, prägt den damaligen Sound des Quintetts.
Die ersten beiden Alben sind recht erfolgreich, 1966 dreht die Band gar einen Kurzfilm. 1967 beginnt sich das Personalkarussell unkontrolliert zu drehen und Probleme mit der Plattenfirma Fontana häufen sich. Diese reichert unter anderem die Musik gegen den Willen der Band mit zahlreichen Effekten und Arrangements an, sodass der ursprüngliche Sound der Pretty Things nahezu komplett verloren geht.
Im selben Jahr veröffentlicht die Band die Single "Defecting Greys", ein Musterbeispiel des Psychedelic Rock. Zeitgleich beginnen die Arbeiten an "S. F. Sorrow", welches zwar in kommerziellen Dingen ein Flop werden sollte, den Pretty Things aber einen Eintrag in die Musikgeschichtsbücher sichert.
Zum vermutlich ersten Mal überhaupt besitzt ein Album eine durchgehende, zusammenhängende Story. The Whos "Tommy" erscheint erst ein Jahr später. Der Aufnahmeprozess findet in den Abbey Road Studios statt. Zur selben Zeit werkeln dort die Beatles am "White Album" und Pink Floyd an "A Saucerful Of Secrets".
Desillusioniert vom ausbleibenden Erfolg verlässt 1969 sogar Gründungsmitglied Dick Taylor die Gruppe. Zu der Zeit dümpelt die Band bei der Company DeWolfe vor sich hin. Einige Songs landen in Low Budget-Filmen und Pornos und erscheinen später als Compilation unter dem Pseudonym Electric Banana. In den 70ern schließlich löst sich die Band kurzzeitig komplett auf. Das 1980er Reunion-Album "Cross Talk" verkauft sich erneut schlecht und führt zur nächsten Trennung.
Einige Jahre darauf engagieren May und Taylor verschiedene Sessionmusiker und veröffentlichen "Out Of The Island". Es kommt wieder Leben in die Pretty Things und mit relativ stabilem Line-Up touren sie in den 90er-Jahren regelmäßig durch Europa.
1998 performen sie in den Abbey Road Studios erstmalig "S. F. Sorrow" in voller Länge live. Das Konzert erscheint auf DVD und wird live im Internet übertragen. Als Gast wirkt unter anderem David Gilmour mit. Es folgt die erste US-Tour seit Jahrzehnten. 2012 kehren die Pretty Things auch nach Neuseeland zurück. Dort hatten sie seit 1965 Auftrittsverbot. Für folgende Shows in Melbourne stößt auch Gründungsbassist John Stax hinzu. May, Taylor und Stax spielen dort erstmals seit 1967 wieder gemeinsam. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums beginnt die Band 2013 eine ausgedehnte Tour durch das Vereinigte Königreich und den Rest Europas.
Trotz des ausbleibenden finanziellen Erfolgs gelten die Pretty Things in Musikerkreisen als äußerst einflussreich. Ihr anfänglich kontroverses Auftreten inspirierte zahlreiche Punkbands, Led Zeppelins Robert Plant schaute sich einiges vom Auftreten Phil Mays ab, David Bowie gilt als großer Fan und coverte für "Pin Ups" gleich zwei Titel der Engländer.
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