24. November 2016

"Donald Trump ist ein Faschist"

Interview geführt von

Machen, machen, machen! Mit Wakrat bringt Tim Commerford seine dritte Band neben Rage Against The Machine und Prophets Of Rage an den Start.

Das Unfassbare ist wahr geworden: Donald Trump zieht im Januar ins Weiße Haus ein. Einer, der dieser Tage besonders bestürzt die Nachrichten verfolgen dürfte, ist Tim Commerford. Der Bassist von Rage Against The Machine und Prophets Of Rage war während der vergangenen Monate stets einer der Lautesten wenn es um verbale Arschtritte in Richtung Donald Trump ging.

Auch wir konnten uns Ende Juli in Berlin von Commerfords Anti-Stimmung hinsichtlich einer sich anbahnenden Trump-Regierungszeit überzeugen. In unserem Interview ging es aber nicht ausschließlich nur um Donald Trump. Wir sprachen auch über seine neue Band Wakrat, die Zukunft von Rage Against The Machine und das heißersehnte Business-Comeback von Zack De La Rocha.

Tim, mit Wakrat bringst du gerade deine dritte Band neben Rage Against The Machine und Prophets Of Rage an den Start. Fühlst du dich nicht ausgelastet?

Tim Commerford: Körperlich und mental ist das natürlich alles unglaublich anstrengend. Auch für einen Tausendsassa wie mich. Aber in puncto Musik gibt es bei mir keine Grenzen. Ich könnte auch noch zwei weitere Bands mit Songs versorgen.

Woher kommt dieser Antrieb?

Das steckt irgendwie tief in mir drin. Ich sitze entweder den ganzen Tag auf meinem Mountainbike, oder ich schreibe neue Songs. Das ist mein Leben.

Deine neue Band Wakrat hast du praktisch auf dem Mountainbike sitzend gegründet. Erzähl doch mal.

Ja, das stimmt. Mit Mathias (Mathias Wakrat, Schlagzeuger) war ich im letzten Jahr häufig mit dem Rad unterwegs. Er ist auch ein totaler Natur- und Mountainbike-Freak. Irgendwann hat er mir dann während einer Tour davon berichtet, dass er nebenbei auch gerne Schlagzeug spielt. Zu der Zeit hatte ich schon einige Song-Skizzen im Kopf, die allerdings weder zu Rage Against The Machine noch zu Prophets Of Rage passten. Naja, so kam dann eins zum anderen. Irgendwann stieß noch Laurent (Laurent Grangeon) dazu. Es passte irgendwie alles perfekt zusammen.

So perfekt, dass im November bereits euer Debütalbum erscheint. Darauf zu hören sind neun derbe Punkrock-Kracher. Deine heimliche musikalische Liebe?

Ja, ich bin mit Punkrock aufgewachsen. "Never Mind The Bollocks" war das erste Album, das mich damals aus den Socken gehauen hat. Danach wusste ich: So etwas will ich auch machen. Diese Energie, der schroffe und dreckige Sound und diese Wut dahinter, packten mich regelrecht bei den Eiern. Mit Wakrat kann ich den Kreis endlich schließen.

Wakrat sind auch die erste Band, bei der du den Frontmann mimst. Ist dir die Umstellung schwer gefallen?

Eigentlich war das gar nicht geplant. Irgendwie hatte aber kein Sänger Zeit für uns. Wir haben uns dann hingesetzt und überlegt, was wir machen können. Ich habe dann einfach die Hand gehoben und gesagt: Scheiß drauf, ich kriege das schon hin. Und so wurde aus mir praktisch über Nacht ein wütender Punkrock-Sänger. (lacht)

Trump ist ein Business-Typ mit radikalen Ansichten"

Was macht dich dieser Tage denn besonders wütend?

Typen wie Donald Trump lassen mich derzeit besonders schnell aus der Haut fahren.

Der zieht im kommenden Januar vielleicht ins Weiße Haus ein.

So weit will ich jetzt gar nicht denken. Ich finde es schon traurig genug, dass so ein Kerl überhaupt im Rampenlicht steht.

Was denkst du, ist der Grund dafür?

Das ist eine schwere Frage. Ich kann verstehen, dass viele Amerikaner unzufrieden sind. Ich bin auch der Meinung, dass sich viel verändern muss. Aber ich glaube nicht, dass jemand wie Donald Trump die Veränderungen angehen wird, die Amerika benötigt. Donald Trump spricht vor allem Leute mit viel Geld an. Und er spricht Leute an, die gerne viel Geld hätten. Das ist eine Mixtur, in der es ausschließlich nur um den Profit geht. Er ist ein Business-Typ mit radikalen Ansichten. Er verspricht den Leuten, die viel Geld haben, ihr Vermögen zu beschützen. Und er verspricht den Leuten, die gerne viel Geld hätten, dass er sie auf den richtigen Weg lotst. Für all die anderen Menschen hat er kein Ohr.

Wenn man ihm zuhört, bekommt man den Eindruck, als stünde ganz Amerika am Abgrund.

Das ist seine Taktik. Er redet alles schlecht. Er stellt sich hin und versucht den Leuten zu erzählen, dass das ganze Land kaputt ist. Sicher, es gibt unheimlich viele Baustellen. Aber es ist nicht alles im Arsch. Es gibt auch Entwicklungen, die Hoffnung machen.

Du sagst, er stünde für radikale Ansichten. Ist der Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko die Speerspitze dessen? Oder denkst du, da käme noch mehr?

Da würde sicherlich noch mehr kommen. Er deutet ja auch immer wieder an, was ihm noch so alles wichtig erscheint. Und das sind alles Dinge, die jeden normal denkenden Menschen nur mit dem Kopf schütteln lassen. Man stelle sich nur vor, dass so jemand den Atomkoffer unter seinem Kopfkissen hat. Die Vorstellung allein macht schon Angst. In meine Augen ist er ein Faschist, der die Entwicklung um Jahrhunderte zurückwerfen würde.

"Ich möchte Wakrat wachsen und gedeihen sehen"

Gut möglich, dass es so weit kommt.

Wir werden sehen. Vielleicht braucht Amerika auch ein derartiges politisches Erdbeben. Vielleicht braucht das Land genau diesen Mann, um endlich wieder aufzuwachen. Das ist wahrscheinlich die einzige positive Sichtweise, die es gibt, sollte es so weit kommen. Schlimmer kann es nicht werden. Und sollte die Welt den Worst Case überleben, kann es nur besser werden. Keine Ahnung, aus mir spricht die Angst vor etwas, das ich mir einfach nicht vorstellen kann.

Wollen wir hoffen, dass du mit Prophets Of Rage und Wakrat noch den einen oder anderen jungen und unentschlossenen Zuhörer erreichst.

Das wäre natürlich toll. Jede Stimme zählt. Ich denke, dass es im November eine ganz knappe Entscheidung werden wird.

Beide Bands werden ab August im Paket auf US-Tour gehen. Das wird kein Zuckerschlecken für dich, oder?

Nein. (lacht) Körperlich werde ich sicherlich an meine Grenzen stoßen. Aber ich liebe das, was ich tue. Und ich liebe beide Bands. Ich werde mit Mathias vorher noch ein paar Runden auf dem Mountainbike drehen. Danach bin ich hoffentlich fit genug.

Was passiert nach der Tour?

Das wird sich zeigen. Grundsätzlich bin ich offen für alles. Ich bin gespannt, wie die Leute auf Wakrat reagieren. Wir spielen jetzt mit Bad Religion, dann mit den Deftones und haben die Tour mit Prophets Of Rage vor der Brust. Wir haben auch eine tolle Booking-Agentur in Europa am Start, die dafür sorgen wird, dass wir im nächsten Jahr viele europäische Festivals spielen werden. Und danach geht es hoffentlich ans zweite Album. Ich hätte auf jeden Fall Lust dazu. Ich möchte die Band wachsen und gedeihen sehen. Wir haben ja gerade erst angefangen.

Wakrat und Prophets Of Rage beanspruchen momentan unheimlich viel Zeit und Energie. Wie steht es um Rage Against The Machine?

Die Fans brauchen sich keine Sorgen zu machen. Alle Mitglieder von Rage Against The Machine kommen mit allem klar. Niemand ist unzufrieden. Ich bin guter Dinge, dass es auch mit Rage Against The Machine weitergehen wird. Momentan stehen aber andere Projekte im Vordergrund.

Zach De La Rocha soll an einem Soloalbum arbeiten. Ist da etwas dran?

Ja, Zach hat gerade viel um die Ohren. Er arbeitet an seinem eigenen Ding. Und ich kann euch versprechen: Es wird ordentlich knallen. Mehr will, darf und kann ich dir dazu aber nicht sagen.

Das klingt doch schon mal vielversprechend.

Keiner von uns fühlt sich wohl, wenn er nichts zu tun hat. Wir sind dauernd in Bewegung. Das macht uns aus. Musik ist alles was wir haben. Und dabei spielt es keine Rolle unter welchem Banner sie präsentiert wird.

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1 Kommentar mit 6 Antworten

  • Vor 7 Jahren

    trump ist genau so wenig ein faschist, wie es damals blocher war. an den sich auch keiner mehr erinnert. der gibt sich tough... aber sobald es seine (eigenen) kommerziellen ziele gefährdet, wird er einknicken. Man labelt generell gerne aktuell viele als "faschisten" dabei ging ich immer davon aus, dass (ursprünglicher) faschismus ein zeitlich und räumlich auf Italien von !909-1945 eingrenzbares phänomen war :uiui: aber ich fürchte, trotz (im besten fall) 12jähriger schulkarriere sind die meisten leute nicht in der lage "nationalen sozialismus" von "faschismus" sauber zu trennen :damn:

    Aber amerika ist tatsächlich ziemlich am arsch. ob das jemand wie commerford sieht, der alleine durch RATM tantiemen ausgesorgt haben dürfte, so sehen kann wage ich zu bezweifeln. Alle immer "uuhhh trump ist präsident... bald bricht der dritte weltkrieg aus!! :eek: :eek: " trump unterhält wesentlich bessere beziehungen nach russland als Killary. und das es dort einen bewaffneten konflikt gegeben hätte, wäre unter Killary wesentlich wahrscheinlicher gewesen als mit trump.
    Und uuuhhh jaaaa, obimbo, der progressivste Präsident. Wer hat die meisten Kollateralschäden durch drohnenangriffe zu verantworten? Wer trat 2008 an mit der forderung guantanmo zu schließen? Spoiler alert guantanmo steht immer noch. und für manning und snowden tat der "progressivste Präsident" auch nichts. Er hätte sogar die chance gehabt einen vertrag zu unterzeichnen, dass die vereinigten Staaten keine anti-personen minen mehr herstellen und vertreiben/verkaufen. damit hätte er vielen seiner afrikanischen "Brüder" einen gefallen getan. hat er aber nicht!
    Und wenn ich lesen muss es stürbe eine der "ältesten und stabilsten demokratien der welt" dann muss ich laut lachen. amerika ist schon lange keine demokratie mehr. amerika ist wie south park. die wahl zwischen einer kotstulle und einem rieseneinlauf. so sehr haben sich democrats und republicans einander angenähert. es macht keinen unterschied mehr, wer da im sessel sitzt. schon seit clinton nicht mehr. vermutlich früher.

    der witz ist doch, sie saßen in ihren elfenbeintürmen. das linksliberale, heimlich schwule kulturmarxistische Bildungsspießbürgertum. Die glaubten, die Meinung machen zu können. Ja. falsch! Das Rückgrat (die mehrheit) der amerikanischen Mittelschicht war jahrzehnte lang der (weiße) arbeiter. das proletariat. Und dem können wir seit über 30 jahren beim sterben zu sehen. die meisten rutschen trotz mehrer jobs unter die armutsgrenze. oder nah an die armutsgrenze. ja. das sieht aber ein commerford nicht. oder ein (((Tim Wise)))
    Ein trump wird das problem nicht lösen können. aber das hätte killary auch nicht. Bernie Sanders.... der hätte das problem lösen können. tja pech gehabt!

    aber das aktuelle wakrat album is trotzdem super.

    • Vor 7 Jahren

      Dieser Kommentar wurde wegen eines Verstoßes gegen die Hausordnung durch einen laut.de-Moderator entfernt.

    • Vor 7 Jahren

      Was gefällt dir an dem argument nicht? Obama hat einen höheren drohnenhighscore was tote Zivilisten betrifft als bush...mag sein, dass es.nobler ist Zivilisten wegzudrohnen als sie von Soldaten erschießen zu lassen. Und das es nur Araber sind... aber dennoch.... für den "progressivsten Präsidenten"... Den Friedensnobelpreisträger

    • Vor 7 Jahren

      Aber dann nacher wieder nicht vergessen "je suis" und Frankreichfahne als fuckbook avatar.

    • Vor 7 Jahren

      RATM sind in einer anderen sozialen Schicht als der arbeitslose Industriearbeiter in den USA. Deswegen nur bedingt glaubwürdig diese Band.

    • Vor 7 Jahren

      zack war schon marginalisiert... aber die anderen... eher nicht.
      Der einzige, dem ich es aktuell zutraue, die stimme der "entrechteten und gekechteten weißen arbeiterklasse" zu sein und dabei auch gleichzeitig tatsächlich irgendwann man gearbeitet hat, is paddy tarleton
      https://www.youtube.com/watch?v=sfe3v_cOwJs

      Aber mei... die amis sind halt auch selbst schuld. einerseits sich massiv einen auf den kapitalismus keulen und dann heulen, weil der nigger, der spic oder gook den job für die hälfte macht oder fabriken geschlossen und ins ausland verfrachtet werden. Aber hauptsache noch "from rags to riches" hochhalten während man im wohnwagenpark hockt und elendig krepiert. dieses "from rags to riches" ist super... damit kann die herrschende oligarchie seit jahren die leute unten und den kapitalismus oben halten... und wie gesagt, ich hätte Sänders gewäht!
      Ich mein, klar, für die weißen amis tuts mir leid, zumindest ein bisschen. aber mein mitleid hält sich in grenzen. die haben damals den indianern das land weggenommen. und nun nehmen halt die Illegalen ihnen das land weg. shit happens. die tragikomik ist, dass sich die Ureinwohner wenigstens tapfer bis zum ende erbittert gewehrt und gekämpft haben. In der Ostküste hingegen lässt man die eroberer 2.0 lächlend ins land.

      Unser "wir schaffen das" hat übrigens genau den gleichen charakter und wird ähnlich verheerende auswirkung haben. Ich sehe das wir uns, unter dem banner der ja so geilen Globalisierung, den amerikanischen verhältnissen anpassen werden :/ :frapp:
      Das wird super. wir haben mehrere Millionen zuwanderer/einwanderer/flüchtlinge/migranten usw spätestens, wenn die alle ihre familien nachholen. Dann braucht man einen slogan. ein motto. irgendwas, das hängen bleibt und knackig ist. "arbeit macht frei" zum beispiel. das wäre so ein motto. aber das werden sie natürlich nicht nehmen. Was ein gutes motto ist, und was wahrscheinlich genommen wird, ist irgendwas wie "integration durch arbeit". "integration durch arbeit" klingt doch super. und dann wird erklärt, dass man bei den vielen vielen zuwanderern nicht die gleiche fehler machen wolle wie früher. und man möchte die leute direkt in die gesellschaft einbinden. das geht natürlich am besten über beschäftigung. und weil es schnell gehen muss, werden sich unter "integration durch arbeit" wege finden lassen, die den Betrieben ermöglichen, möglichst schnell und unkompliziert die vielen refutschis einzustellen. und weil es so schnell und unkompliziert sein muss, kann man ja ausnahmsweise mal auf den (für deutsche) vereinbahren mindestlohn von ganzen 8,60€ verzichten....

    • Vor 7 Jahren

      lustige ist ja, dass weiß auch eine merkel, nur ist es ihr scheiß egal, sie ist alt und wird für ihre " wir schaffen das " dämlichkeit fürstlich vom volk bis in alle ewigkeit entlohnt.
      zumindest bis iwan halt mal wieder der reichstag feuer fängt, oder die stricher von der afd hier das sagen haben :-(