laut.de-Kritik
Zwischen den Stühlen findet Leonard Cohen Jr. seinen Platz.
Review von Kai ButterweckSein halbes Leben lang hat sich Adam Cohen mit Händen und Füßen gegen seine Gene gewehrt. Zu schwer lastete der Name seines Erzeugers auf den Schultern des Kanadiers. Leonard Cohen hier, Leonard Cohen da. Überall auf der Welt verfolgte Adam der Schatten seines Vaters. Aber der junge Sänger wollte lieber seinen eigenen Weg gehen.
Nach einer kräftezehrenden und nicht sonderlich erfolgreichen Querbeet-Tour durch verschiedene Genres gab Adam Cohen vor knapp drei Jahren dann doch klein bei. Mit "Like A Man" veröffentlichte er ein Album, auf dem er sich erstmals zu seinen väterlichen Wurzeln bekannte. Der Verfolger-Schatten verwandelte sich plötzlich in eine innige Umarmung, und Adam Cohen in einen Singer/Songwriter, dem klar wurde, dass der Apfel nun mal nicht weit vom Stamm fällt.
Dieser Tage wagt der Sänger nun den zweiten Schritt. Auf seinem neuen Album "We Go Home" präsentiert sich Adam Cohen zwar ähnlich vaterverbunden wie zu "Like A Man"-Zeiten, doch begibt er sich hier und da auch auf neues Terrain. So überrascht Cohen den Hörer beispielsweise auf dem Titeltrack mit Gute-Laune-Cowboy-Chords, Handclaps und fröhlichen Ohoho-Chören. Auch das ebenso Dur-lastige mit Ukulelen-Klängen untermalte "So Much To Learn" tendiert in Richtung Lagerfeuer-Folk.
Mit schnipsenden Fingern und Piano-Background im Gepäck geht es auf "Love Is" gar in Richtung Akustik-Pop. Adam Cohen traut sich was. Gut so. Das leidende "What Kind Of Woman" spielt gekonnt mit Stimmungen. Geht es dem Sänger gut? Geht es dem Sänger schlecht? Selbst ein trister Selbstzerstörer wie "Fall Apart" bringt keine Klarheit. Adam Cohen präsentiert sich anno 2014 wandelbar. Neben erwartetem Singer/Songwriter-Standard setzt er immer wieder gekonnt neue Ausrufezeichen.
Abermals auf dem Schoße seines Vaters sitzend, blickt Adam Cohen auf seinem neuen Album vermehrt über den Tellerrand. So schlägt der Sänger zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen beglückt er all die Leute, die sich nach einer familiären Weiterführung des Schaffens Leonard Cohens sehnen. Zum anderen macht er aber auch die Gegenseite neugierig, die sich lieber einen mutigen, offenen, von seinem Erbe unbelasteten Adam Cohen wünscht.
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