laut.de-Biographie
!DelaDap
Seit Mitte der 90er tanzt man zu Karpaten-Ska, Balkan-Folk, Bucovina-Dub, Jugo-Punk, Romano Hiphop oder Nu-Gipsy. Denn "in dem Aufeinandertreffen von traditioneller Musik aus Osteuropa und westlichen Beats spiegelt sich eine neue europäische Mentalität", vermutet Vojta Lavicka. Unterstützung erhält er u.a. von der Balkan Beat Box: "Die europäische Musik beginnt, sich als Einheit zu begreifen." Ähnliches hört man auch von Goran Bregovic, Shantel, dem Boban Markovic Orkestar oder !Deladap.
Dass der Balkan auch unter popmusikalischen Gesichtspunkten attraktiv ist, belegen eindrucksvolle Verkaufszahlen und äußerst gelungene Balkan/World/Pop-Produktionen. Beides liefert in zuverlässiger Regelmäßigkeit auch das österreicherische Septett !Deladap.
Das Fundament ihres Repertoires erbaut der aus Prag stammende Mastermind Stani Vana. Seit dem 22-Jährigen 1984 die Flucht aus der CSSR gelingt, lebt der Tscheche in Österreich. Kaum in seiner neuen Heimat angekommen, spielt er sich durch verschiedene Hardcore-Bands, bevor er sich in den 90ern als Produzent selbständig macht.
Seine Vision: osteuropäische Musik des 21. Jahrhunderts. Für diese Idee begeistert Vana zunächst den ungarischen Jazzpianisten Tibor Barkoczy und dessen Tochter Melinda Stoika. Im Laufe der Zeit komplettieren die Tschechinnen Simona Senkiova und Kristina Gunarova an den Vocals, die Serben Aleksandar Stoijc (Gitarre) und Jovan Torbica (Kontrabass), Alen Dzambic aus Bosnien (Akkordeon) und der Amerikaner russischer Abstammung, Pavel Shalman an der Violine die bunte Truppe.
2004 debütiert das Septett. "Von Zigeunern, Rosen und Engeln" nennt sich ihr Erstlingswerk: "Cigani Ruzsa + Angelo". Roma-Roots, edler Jazz, urbane Elektronik und Adult Contemporary-Pop gehen darauf eine Liebesehe ein, die Ihresgleichen sucht. Das dazugehörige Genre liefern !Deladap gleich mit: Nu Gipsy. "Dabei bleibt dass Ziel immer, die Tradition nicht als Behübschung für funktionale Popstücke zu verwenden, sondern der reichen Musikwelt der Roma eine weitere, eigene Facette hinzuzufügen und umgekehrt", erklärt Stani Vana.
Mit energiegeladenen, abwechslungsreichen Alben, unermüdlicher Schaffenskraft und einer leidenschaftlichen Bühnenperformance überzeugen !Deladap binnen kürzester Zeit Publikum und Fachkritik. Die ersten Nominierungen und Preisauszeichnungen lassen nicht lange auf sich warten und auf den großen europäischen Festivals sind sie gern gesehene Gäste, die beste Stimmung und ein zufriedenes Publikum garantieren. Zu den Gastgebern gehört das ungarische Sziget-Festival ebenso wie das Wiener Donauinselfest oder die Worldmusic-Messe WOMEX in Sevilla.
Mit ihrem dritten Studioalbum "Sara La Kali" begeben sich die magischen Sieben auf eine mythische Reise. Die aus Budapest stammende Melinda Stoika verfasst die Songtexte in Romanese, einer fast ausgestorbenen Sprache der Zigeuner. "Anfangs wollte ich die Texte geheim halten, weil ich befürchtete, die Magie würde entschwinden. Aber die Musik ist so stark, dass sie unsere Alltagspoesie locker trägt", zögert Stani Vana zunächst, die Texte im Booklet auf Englisch abzudrucken. Sara la Kali, die Schutzheilige der Sinti & Roma, floh der Legende entsprechend, als Sklavin aus Ägypten nach Südfrankreich. Dorthin, wo einige Zeit später Maria-Magdalena und Jesus' Mutter Maria nach dessen Kreuzigung Zuflucht suchen. Wie die Überlieferung berichtet, geraten die Flüchtenden kurz vor der Küste in Seenot. Sara findet die Schiffbrüchigen und wird deren Führerin in der Ferne ...
Nein, es handelt sich nicht um die Fortsetzung von Dan Browns "Sakrileg". "Sie war eine Vogelfreie mit einer aufregenden Geschichte. Auch ich habe noch das Underdog-Gefühl in mir, schließlich bekam ich meine erste Zahnbürste und meinen ersten Bic-Rasierer im Flüchtlingslager Traiskirchen", beschreibt Vana die Motivation, Sara, der "schwarzen Madonna", ein Konzeptalbum zu widmen.
"Deladap" ist übrigens Romani und bedeutet in etwa "Gib mir den Beat". Diese Doktrin prägt die Vorgehensweise Vanas. "Musik zu produzieren, die eine 'Leiche zum Tanzen' bringt, wie die Roma sagen", formuliert er das erklärte Ziel von !Deladap. "Vergessen Sie alles, was Sie über die Musik der Roma, über 'Zigeuner'-Musik zu wissen glauben", bestätigt ihn JazzDimensions. "!DelaDap präsentieren eine Jahrhunderte alte Musik, wie man sie nie zuvor gehört hat. In einem Gewand, das moderner und zeitgemäßer nicht sein könnte."
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