Porträt

laut.de-Biographie

Acid Bath

Es gibt Bands, denen hört man schon binnen Sekunden an, wo sie herkommen. Nicht nur geographisch, in Acid Baths Fall vor allem topographisch. Die wenigen Sekunden Feedback und Dax Riggs brüchiges Gekrächze, mit dem ihr Debüt-Album öffnet, beschwören sofort Bilder von dicken Nebelschwaden und modrigen Sümpfen vor dem inneren Auge.

Acid Bath - When The Kite String Pops Aktuelles Album

Tief in den Sümpfen Louisianas, wo sich Hurricanes, Alligatoren und Ungeziefer darum streiten, wer den Menschen das Leben am meisten zur Hölle machen darf, gedeiht in den frühen 90ern eine Subkultur, die diese äußeren Umstände in rabenschwarze Kunst konvertiert. "Wenn Gott dir eine Knarre an den Kopf hält, dann hörst du irgendwann auf dir Sorgen zu machen", schildert Sänger Dax Riggs dem Metal Hammer die Welt, in der er groß wurde.

Acid Bath entsteht 1991 als Zusammenschluss der lokalen Bands Dark Karnival und Golgotha fernab der parallel blühenden Sludge-Szene in New Orleans. In den Kleinstädten, in denen Dax Riggs, Mike Sanchez, Jimmy Kyle, Audie Pitre und Sammy Duet ihre ersten Gigs spielen, kommt die Welle, die durch Bands wie Eyehategod oder Crowbar über den amerikanischen Süden schwappt, nur mit Müh und Not an.

Das sorgt für ein Umfeld, in dem das Quintett nicht unentwegt anderen Bands auf die Füße tritt und um so mehr Raum bekommt, fernab kritischer Augen sein eigenes Süppchen zu kochen. Acid Bath spielen in der Folge auch keinen gewöhnlichen Südstaaten-Metal, sondern einen einzigartigen Bastard, der zwar in denselben erdrückenden Riffs und der noch erdrückenderen Stimmung fußte wie die Musik ihrer Kollegen, aber noch ausufernde Haken in den Sumpf schlägt. Die kommen mal in Form von akustischer Folklore, mal in Form von wabernden Synthies und mal in Form von Texten, so pervers, sie würden Hannibal Lecter ein Freudentränchen abverlangen.

Zu ihrer aktiven Zeit in den 90ern verschafft ihnen dieser Cocktail aus Voodoo-Hymnen, geballter Edginess und harter Gitarrenmusik eine kleine eingeschworene Fanbase, die jedoch kaum über die Grenzen der Sümpfe von Louisa hinausreicht. In ihren Kleinstädten sind Riggs und seine Jungs ein bekannter Name, außerhalb der Staatsgrenze spielen sie jedoch in fast nahezu leeren Hallen, und wenn es nach den Fans geht, gibt es daran auch keinen Änderungsbedarf.

1993 wird Roadrunner Records auf die Band aufmerksam, ein Level an Mainstream, auf das man in den Bayous rund um New Orleans gerne verzichten würde. Selbstverständlich, dass die Fans alles daran setzen, den Vertretern aus dem hohen Label-Hause einen entsprechenden Empfang zu servieren. Es folgt ein Gig, an dessen Ende das Venue einzustürzen droht und eine Bedienung mit einem gebrochenen Bein im Krankenhaus landet. "It was a trainwreck", erinnert sich Riggs. Der Record-Deal bleibt erstmal aus.

Wenig später springt das Underground-Label Rotten Records ein und begleitet die Band über die wenigen Jahre ihrer kurzen Historie. 1994 erscheint mit "When The Kite String Pops" ihr Debüt, das bereits damals mit seinem provokanten John Wayne Gayce-Cover für Aufsehen sorgt. Acid Bath touren es quer durch die USA, spielen dabei unter anderem Seite an Seite mit Slipknot, bevor Corey Taylor die Band in die Stratosphäre schießt, entwachsen aber dem Radius ihrer heimische Sümpfe nur langsam.

1996 folgt mit "Paegan Terrorism Tactics" das Follow-Up, das noch ein wenig mehr an den melodischen Aspekten ihres Debüts feilt und es den Fans bis heute schwer macht, den einen klaren Meilenstein in ihrer Diskografie zu benennen. Eine weitere ausgiebige Tour kommt jedoch schnell zu einem abrupten und tragischen Ende. Nur wenige Monate nach der Veröffentlichung ihres Zweitlings gerät Bassist Audie Pitre in einen Autounfall mit einem betrunkenen Fahrer, der ihn nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das seiner Eltern kostet.

Alle Termine anzeigen
Alle Termine anzeigen

Der Schock sitzt tief. So tief, dass der Versuch, die Band ohne eines seiner Gründungsmitglieder fortzuführen, schlussendlich in einem desaströsen Gig in der Kleinstadt Shreveport mündet, bei dem nicht mal ein Bruchteil des angekündigten Publikums auftaucht, und in der Folge scheitert. "Audie war der, der alles möglich machte. Er war wie ein Bruder für mich, ohne ihn war die Situation aussichtslos", reflektiert Riggs Jahre später das Ableben seines Bandkollegen.

Die verbleibenden Mitglieder der Band legen ihre Instrumente jedoch nicht ein für allemal ab. Sammy Duet spielte in den frühen 2000ern Gitarre bei Crowbar, während Mike und Dax zuerst gemeinsam unter dem Namen Agents of Oblivion Musik veröffentlichen, ehe der ehemalige Sänger der Band im Alleingang das Nebenprojekt Deadboy & The Elephantmen startet und schlussendlich Ende der 2000er komplett Solo musik veröffentlicht.

Währenddessen versinkt Acid Baths musikalisches Erbe jedoch keineswegs in den Sümpfen, aus denen es einst emporstieg. Das Internet trägt den einzigartigen Sound der Südstaatler an mehr offene Ohren als je zuvor und formt über die Jahre aus einem lokalen Juwel eine regelrechte Kult-Band. "Man würde denken, dass es zur Ruhe gekommen wäre, als wir die Band auf Eis legten, aber das tat es nie.", wundert sich Dax Jahre später in einem Interview. "Ich höre immer noch von Leuten, dass wir ihr Lieblingsalbum aufgenommen haben".

Zu diesen Leuten gehört auch Corey Taylor, der sie vermehrt als eine seiner größten Einflüsse nennt. Kein Wunder also, dass ausgerechnet sein Name fällt, als 2014 plötzlich Gerüchte einer Reunion laut werden. Denn natürlich, mit vielen neuen Fans, werden auch viele Stimmen laut, die neue Musik hören wollen. Riggs moderiert das Ganze jedoch schnell wieder ab: "Es gibt kein Acid Bath ohne Audie Pitre, also wird es keine neue Acid Bath-Musik geben". Allerdings hält er sich in demselben Statement die Möglichkeit, in der Zukunft wieder Gigs zusammen zu spielen, durchaus offen.

Bis diese Idee ernsthaft Früchte trägt, dauert es weitere zehn Jahre. Als 2024 Tomas Viator, der in den Monaten nach Pitres Tod die Band bei dem Versuch, weiter zu touren, unterstützte, stirbt, und Sammy Duet wenig später von dem Veranstalter des Sick New World-Festivals gefragt wird, ob er sich eine Reunion für die nächste Auflage des Festivals vorstellen könnte, hätte es auf einmal alles Sinn gemacht: "Wenn wir das wirklich machen wollen, dann sollten wir es tun solange wir noch alle hier sind", erzählt er dem Metal Hammer. Es folgen weitere Reunion-Shows auf anderen Festivals in den USA sowie einige Solo-Gigs auf altbekanntem, sumpfigen Boden, allesamt binnen Minuten ausverkauft.

2026 treibt es Acid Bath mit ordentlich Rückenwind als Support-Act für Queens Of The Stone Age und System Of A Down erstmals auch auf europäischem Boden, wo die Band erneut damit konfrontiert werden dürfte, wie viele Menschen ihren Sumpf-Predigten über zwanzig Jahre später noch an den Lippen hängen.

Alben

Termine

Mi 08.07.2026 Berlin (Olympiastadion)
Fr 10.07.2026 Düsseldorf (Open Air Park)
Alle Termine ohne Gewähr

Surftipps

  • Acid Bath Offical

    Offizielle Website

    https://www.acidbathofficial.com/
  • Instagram

    Updates & Fotos

    https://www.instagram.com/acidbath.official/reels/

Noch keine Kommentare