Porträt

laut.de-Biographie

Albert Hammond

Der Komponist, Sänger und Produzent Albert Hammond kommt am 18.05.1944 in London zur Welt. Die eigentliche Heimat der britischen Eltern ist Gibraltar, das sie aber bedingt durch die Kriegswirren kurzzeitig verlassen müssen. Nach Kriegsende und der Rückkehr der Familie wächst Albert zweisprachig (englisch und spanisch) auf, was später einen nicht unbedeutenden Einfluß auf seine Karriere hat. Als die Rock'n'Roll-Welle über den großen Teich schwappt, entfacht sie rasch seine Liebe zur Musik und er beginnt, mit der Gitarre durch Gibraltar und Spanien zu ziehen. Ende der fünfziger Jahre findet er in Richard Cartwright einen musikalischen Partner, mit dem er die Band Diamond Boys gründet, in der neben Bassist Luis Balloqui und Schlagzeuger Luis Vinet auch Hammonds jüngerer Bruder Leslie als Saxophonist spielt.

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Außerdem ab Freitag im Plattenladen: Emeli Sandé, Albert Hammond, Kaizers Orchestra, Jamie Lidell, Blitzkids Mvt etc.

1962 folgt nach einer Tour durch Marokko der Gewinn eines Musikfestivals in Madrid, durch den die Band einen Plattenvertrag beim spanischen Ableger des Labels RCA erhält. Nach einer EP lösen sich die "Diamond Boys" jedoch auf. Hammond und sein Partner Cartwright zieht es wieder nach England, wo sie eine Zeitlang Mitglieder der Fomation Los Cincos Ricardos waren.

1966 trifft Albert auf den damaligen Radio Luxemburg-Moderator Mike Hazelwood und seinen Partner Steve Rowland. Zusammen mit Hazelwood hat Hammond einige Erfolge, u. a. schreiben sie Musik für die britische TV-Show Oliver In The Overworld. Sie gründen mit Rowland die Formation Family Dogg und arbeiten nebenher als bezahlte Songschreiber. Die Beharrlichkeit, im Showbiz Erfolg zu haben, zahlt sich schließlich mehrfach aus: 1968 gelingt dem Sänger Leapy Lee mit der Hammond-Komposition "Little Arrows" ein auch heute noch bekannter Erfolg, und 1969 wird der Titeltrack des Family Dogg-Albums "A Way Of Life" ein weiterer (fast eigener) Hit. Hammond bleibt nach diesen Ermunterungen aber weiterhin seinem Wandererdasein treu und und verdingt sich für kurze Zeit bei der Formation Magic Lantern. Dann steht für ihn Anfang der siebziger Jahre fest: Die Zeit ist reif für eine Solokarriere.

Erneut packt er seine Koffer, diesmal ist Amerika die Zielvorgabe. Das Glück bleibt ihm treu: Er findet bei dem damals neu gegründeten Mums-Label eine Anstellung, die es ihm ermöglicht, seine ganz eigenen Vorstellungen von Songwriting uneingeschränkt zu verwirklichen. So schlägt dann 1973 seine große Stunde: Mit dem Song "It Never Rains In California" landet er nicht nur in den Staaten einen großen Hit, sondern er macht den lockenköpfigen Sänger weltweit einem großen Publikum bekannt. Viele weitere Erfolge und bis heute unvergessene Ohrwürmer folgen Schlag auf Schlag: "The Free Electric Band", "The Peacemaker", "I'm A Train" oder "Down By The River" sichern ihm bis über die Mitte der Siebziger hinaus einen Stammplatz in den Charts. Als das Jahrzehnt sich den Achtzigern des letzten Jahrhunderts zuneigt, wird es ruhiger um den symphatischen Künstler – zumindest was die offenkundige Chartspräsenz angeht. Lediglich 1987 erscheint noch das Zwei-Mann-Album "Hammond & West", dessen Singleauskopplung "Give A Little Love" in Europa die Bestenlisten erreicht. Daneben veröffentlicht Hammond immer wieder Alben, die er speziell für den spanischen Markt einspielt.

Das letzte reguläre englischsprachige Soloalbum erscheint im Jahr 1982. Dieser Rückzug aus dem Rampenlicht ist aber wohlkalkuliert - Hammond beginnt verstärkt, als Produzent zu arbeiten, und es sind keine kleinen Namen, die seine Titel singen. Den Hollies z. B. gelingt schon in den Siebzigern ein Welterfolg mit der Hammondkomposition "The Air That I Breathe" und ist seitdem unzählige Male gecovert worden. Seinem persönlichen Freund Leo Sayer verhilft er mit "When I Need You" zu einem seiner größten Hits überhaupt. Willie Nelson macht zusammen im Duett mit Julio Iglesias den Titel "To All The Girls I've Loved Before" bekannt, Jefferson Starship landen mit "Nothings Gonna Stop Us Now" einen Riesenhit, und auch Whitney Houstons Megaerfolg "One Moment In Time" entspringt der kreativen Feder des rührigen Briten aus Gibraltar. Die Zahlen sind beeindruckend: Weltweit verkauft er weit über 360 Millionen Tonträger, an denen der Songschreiber beteiligt ist und machen ihn so zu einem der erfolgreichsten Künstler der letzten Jahrzehnte.

Albert Hammond - Body Of Work
Albert Hammond Body Of Work
Inhaltsreiches Storytelling mischt sich mit Füllstücken.
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Im neuen Jahrtausend hält Hammond die Zeit für gekommen, erstmals seit 1982 mit einem neuen, eigenen Werk an die Öffentlichkeit zu treten. Das 2005 erscheinende "Revolution Of The Heart" ist denn auch kein Comebackalbum im eigentlichen Sinne, denn präsent ist Albert Hammond schließlich immer geblieben.

Mit diesem Longplayer zeigt er einmal mehr seine Stärken: Einfühlsames, im Kontext mit den sechziger und siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts verbundenes Songwriting, das in seiner Umsetzung und mit den klassisch zu nennenden Strukturen trotzdem – oder gerade deswegen - unbedingt das Prädikat zeitlos verdient. In seinem Sohn Albert Hammond Jr. hat er das musikalische Gen bereits früchtetragend weitervererbt: Denn der Filius steht als Gitarrist der New Yorker Band The Strokes bereits erfolgreich auf eigenen musikalischen Beinen.

In der Generation seines Sohnes interessiert ihn die Waliserin Duffy, die er als Ko-Autor und Ko-Producer auf "Endlessly" beim Finden ihrer Sounds und Worte unterstützt. Fürs Duette-Album "Legend" nimmt Albert eine Version der CD auf Spanisch für die Märkte Lateinamerika und Spanien auf.

2016 wird sein Jahr, als ihn seine "Songbook"-Tour auf 26 deutsche Bühnen sowie in zahlreiche andere Länder Europas und bis nach Südafrika führt. Hammond wird auf einmal sogar für etliche Open-Air-Festivals gebucht, nachdem er lange nicht mehr im Rampenlicht stand. Übers Touren spricht er beim TV-Sender GBC auch eine Seite an, die man selten wahrnimmt: "Manchmal Einsamkeit: Vergesst nicht, da tritt man erst vor tausenden Leuten auf, und danach ist man plötzlich alleine in seinem Hotelzimmer. Ich bin ein Humanist, ich mag alle Menschen. Konzerte sind eine wunderschöne Erfahrung von (...) Mitgefühl und Empathie." Ende 2016 legt er ein Album mit Symphonie-Ensemble nach.

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Albert Hammond "Sie gaben einem alten Mann viel Geld"
Albert Hammond über "In Symphony", große Hits mit neuen Arrangements und seinen ersten Song.

2018 wendet sich der große Star der '70er einem neuen Aufgabenfeld zu, dem Musical. "Matterhorn" thematisiert den den Einfluss des Menschen aufs Klima integriert Hip Hop- und Klassik-Elemente in Hammonds bisherige Songwriting-Mixtur.

Die Uraufführung von Umweltaktivist Shekhar Kapur in St. Gallen enthält Video-Einblendungen und Zeichnungen als Bühnenbild. Ein Streichquartett sitzt nicht im Orchestergraben, sondern ist in eine Empore oberhalb der Bühnenhandlung platziert. Hammond dazu beim YouTube-Kanal Pomona Media: "Wenn du immer das machst, was du bisher schon getan hast, dann bleibst du stets auf demselben Level. Es geht ja um die Herausforderung. Ich habe auch manchmal Ängste. Ich bin mir auch sicher, dass die Leute, die Berge besteigen, Ängste haben, so dass sie sich fragen, ob sie umkehren sollen. Sowas passiert", erläutert der Künstler zum Musical im Berg-Milieu, und fährt fort: "Wir müssen hin und wieder kämpfen. Das wichtigste ist Ausdauer. Man muss hartnäckig sein, um dort hin zu kommen, wo man hin möchte."

Im Jahr 2023 erhält Albert als Krönung zahlreicher Auszeichnungen in seiner Quasi-Heimat Gibraltar den Preis fürs Lebenswerk vom Fernsehsender GBC bei dessen Cultural Awards verliehen. In der "Lifetime Achievement"-Kategorie ehrt man ihn vor allem für seine Credits bei extrem vielen Songs für andere Künstler:innen. Im 21. Jahrhundert etwa kaum noch bekannt ist, dass er "One Moment In Time" für Whitney Houston verfasste und "I Don't Wanna Lose You" für Tina Turner und insgesamt enormen Einfluss auf die Popindustrie der 1980er hinter den Kulissen ausübte. Die Palette reicht von Schnulzen-Interpreten bis zum Prog-Rock von Kansas, denen er 1988 "Once In A Lifetime" schrieb.

Hammond war oft in Kreativ-Teams tätig, besonders erfolgreich mit Diane Warren. Hunderte Stars haben irgendwann mal einen Song aus seiner Feder aufgenommen oder einen, an dem er mitschrieb. "Ich war nie eifersüchtig, ein Lied weg zu geben an andere", resümiert der Business-erfahrene Hammond bei GBC. "Tatsächlich ist es ja so, dass jedes Mal, wenn jemand anderes einen Song von mir singt, dass er mir dann nicht mehr gehört. Ab dem Punkt gehört das Lied der Welt. Es gehört uns allen."

Anfang 2024 erscheint, überraschend, kurz vor Abrundung seines achten Lebensjahrzehnts "Body Of Work". Das randvoll bepackte Album enthält lauter neue Stücke, die Hammond selbst komponiert, auf der Gitarre einspielt und singt - das erste nach 19 Jahren Output-Pause.

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