laut.de-Kritik
So stößt man sich selbst vom Sockel.
Review von Artur SchulzSeinen Beutel mit ordentlichen Ideen muss Albert Hammond während der Arbeit an Duffys "Endlessly" liegengelassen haben. Anders ist es nicht zu erklären, warum "Legend" dermaßen schnarchig, überflüssig, und vor allem ärgerlich ausfällt. Als gäbe es nicht bereits zuhauf Sampler seiner Hits: Bis auf eine Ausnahme handelt es sich um Neueinspielungen bereits bekannter Kompositionen für sich und andere Künstler.
Nichts spricht dagegen, eigene Highlights behutsam überarbeitet in einem frischen Umfeld zu präsentieren. Doch im Verbund mit Gaststars unterschiedlicher Genres schubst Hammond die Classics in ein zumeist heruntergekommenes Umfeld. Zunächst lässt es sich noch ganz gut an: der Mega-Seller "It Never Rains In Southern California" klingt hier und da ein wenig geliftet, ohne seine Bodenständigkeit zu verlieren. Duett-Partner Al Stewart stellt der Nummer dank seiner unverwechselbaren Stimme einen wohldosierten Charme zur Seite.
Die guten Hoffnungen schwinden bereits mit dem Hollies-Hit "The Air That I Breathe". Das Ganze bewegt sich künstlerisch im luftleeren Raum. Cliff Richard intoniert dazu passend wie eben ein verdienter Sir des Empire: lethargisch. Ron Sexsmith scheitert auf "When I Need You" (Leo Sayer) am aalglatten und nichtssagenden Arrangement. "I'm A Train" ratterte einst als munterer Gassenhauer weltweit durch die Hitparaden. In der aktuellen Version versprüht der Song soviel Liebenswürdigkeit wie ein Fahrkartenkontrolleur der Deutschen Bahn.
Ausgerechnet einem der absoluten Song-Schrecken der gelingt allerfeinste Trash-Unterhaltung. Fett und satt wummern die Beats, Synthie-Pathos steigt gen Himmel. Die Krächz-Stimme Bonnie Tyler und Alberts endlich eimal energisch klingender Gesang transformieren den Starship-Grusel "Nothing's Gonna Stop Us Now" in unterhaltsam funkelnden Kirmes-Tand. Dafür versetzt die zahnlos-uninspierte Umsetzung von "The Free Electric Band" mit Komplize Courtney Taylor den nächsten Tiefschlag. Die Nummer besitzt im Original eines der einprägsamsten Gitarren-Intros der Musik-Geschichte, und diesen Trumpf spielt Hammond nicht einmal ansatzweise aus.
Doch es geht noch tiefer abwärts. "Échame A Mi La Culpa" zerrt tatsächlich Julio Iglesias ans Tageslicht. Anno 2010 ist vom einst so unwiderstehlichen Spanier nichts mehr übrig. "A Tous Les Amours De Ma Vie" intonierte Julio als "To All The Girls I've Loved Before" mit Willie Nelson. Hier tragen Hammond und Jeane Manson den Song als übel inszenierten Plastik-Kitsch zu Grabe.
Die Zusammenarbeit von Hammond mit Filius Albert Jr. auf "Changing Me" ist halöbwegs erträglich, hiniterlässt aber auch keinen bleibenden Eindruck. Nach 15 Tracks bleibt pure Fassungslosigkeit zurück. Dabei lieferte Hammond 2004 mit "Revolution Of The Heart" doch ein prächtiges Roots-Album ab, das in den Spuren eines Rick Rubin wandelte. "Legend"? Kein Spur. Denn so stößt man sich selbst vom Sockel.
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