laut.de-Biographie
Leo Sayer
Auf eine lange und bewegte Karriere kann der am 21. Mai 1948 im englischen Sussex geborene Leo Sayer zurückblicken. Nach ersten Sangesversuchen im Kirchenchor erweitert er sein Repertoire in der Schulband mit Songs von Elvis Presley und Buddy Holly. Auch begabt in Zeichnen und Malen, befasst er sich nach der Schule mit Werbegrafik und Design und übt sich in der Freizeit im Harmonikaspiel.
1967 zieht er mit großen Hoffnungen nach London, gibt es schließlich in den dortigen Clubs mehr Möglichkeiten, auf sich aufmerksam zu machen. Längst ist Sayers Entscheidung gefallen, eine Künstlerlaufbahn einzuschlagen. Doch bringen alle Versuche nicht den erwünschten Erfolg und ihn seinem Ziel näher, kreativ und finanziell auf eigenen Beinen zu stehen. So arbeitet er u.a. 1969 in einer Firma, die deutsche Autos importiert. Die Liebe zur Musik bleibt bestehen. Er bastelt weiter an eigenen Songs und gründet schließlich, eine Begleitband mit mit dem Namen Patches, die ihn als Sänger unterstützt. 1970, im Alter von 22 Jahren, nimmt er mit der Band an einem Talentwettbewerb in Brighton teil: die Patches mit Leo Sayer siegen, der Weg für einen Plattenvertrag ist frei.
Das erste Album "Silverbird" erreicht Platz zwei der UK-Charts und beschert dem Sänger mit "The Show Must Go On" einen ersten Hit. Die Arbeit am Nachfolgealbum "Just A Boy" beginnt, und mit "One Man Band" ist ein weiterer sehr erfolgreicher Singletitel enthalten. In dieser Zeit entsteht auch eine bis heute bestehende Freundschaft mit dem ebenfalls britischen Sänger und Komponisten Albert Hammond. Von 1973 bis 1983 erscheint in praktisch jedem Jahr ein neues Album Sayers – doch schon 1977 beginnt sich - trotz der in dieser Zeit erreichten Singleerfolge mit "You Make Me Feel Like Dancing" oder "Thunder In My Heart" - ein erster Karriereknick abzuzeichnen. Während Sayer in Europa und Übersee nicht mehr so gefragt ist wie noch Mitte der siebziger Jahre, tourt er erfolgreich durch Asien. Stationen sind u. a. Thailand, Japan und Singapur. Sein Weg führt ihn auch bis nach Südafrika. Mit viel Energie und vielfältigen Aktivitäten weltweit bleibt Sayer am Ball, und noch einmal, 1980, hat er mit dem Bobby Vee-Cover "More Than I Can Say" einen Hit, der in den USA und Großbritannien jeweils Platz zwei belegt.
Mit dem nach langjähriger Abstinenz veröffentlichten Album "Cool Touch" von 1990, das allzu vordergründig auf den vermeintlich trendigen Discosound setzt, gelingt ihm auch kein Treffer. So dauert die längere Phase der Erfolglosigkeit an, die mit privaten und beruflichen Problemen einher geht. Sayer merkt hierzu an: "Spätestens nach dem dritten Hit glaubst Du natürlich, das müsse jetzt ewig so weitergehen, die Leute werden dich nie satt kriegen." Sayer musste feststellen, dass er "... von allen möglichen Leuten über den Tisch gezogen worden war. Ich hatte ein paar Millionen Platten verkauft und trotzdem keine nennenswerten Mittel unter Kontrolle." Sayer spürt schmerzlich, dass die fetten Jahre zunächst vorbei zu sein scheinen und hält sich mit Konzerttourneen, besonders im asiatischen Raum, über Wasser. Zudem versucht er sich als selbst vermarktender Sänger und Produzent mit eigenem Studio und nimmt nach mancherlei Enttäuschungen seine Karriere selbst in die Hand. Mit seinen Konzerten begeistert er nach wie vor größere Massen, so z. B. bei zwei Auftritten in Moskau nach dem Fall des eisernen Vorhangs. Diese Aktivitäten stabilisieren sein Leben. Im Zuge der 70er-Retrowelle werden zu Beginn des Jahrtausends Sayersongs durch Verwendung in Musicals wie "Boogie Nights" oder Filmen wie "Charlie's Angels" auch wieder einem jüngeren Publikum bekannt.
2005 erscheint mit "Voice In My Head" wieder ein neues Album des vielseitigen Künstlers. Mit dieser Sammlung selbstverfasster Songs - zwei davon mit Unterstützung seines Freundes Albert Hammond - ist Sayer sehr zufrieden, zumal es für ihn persönlich das erste in seinem Leben ist, das voll und ganz seinen persönlichen Ansprüchen genügt. Gern zitiert er eine Musikerweisheit des Kollegen Willie Nelson, der über den persönlichen Reifeprozess im Showgeschäft einmal sagte: "Jetzt erkenne ich den echten Scheiß, bevor ich ihn singe, und nicht erst, wenn's zu spät ist". Und so ist "Voice In My Head" das ausgereifte, ausgeschlafene Album eines Künstlers, dessen Schaffensweg noch längst nicht zu Ende ist.
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