laut.de-Kritik
Hitmaschine und Orchester spielen großes Tennis.
Review von Markus BrandstetterAlte Hitmaschine engagiert Orchester, um seine größten Hits noch mal einzuspielen: So unspektakulär und berechenbar das klingt, so sehr vergönnt man Albert Hammond den Spaß, den er sich mit "In Symphony" gemacht hat. Der Vater des The-Strokes-Gitarristen Albert Hammond Jr. ist mit 72 Jahren immer noch auf Tour und hat Spaß dran, selbst die für ihn wohl abgenudeltsten Hits Abend für Abend zu performen — sind ja auch alles ziemlich grandiose Gassenhauer, die ihm die Portokasse über all die Jahre auch immer wieder gut aufgebessert haben.
Es war ja auch relativ simpel: Dass die Songs Substanz haben, daran gibts auch 2016 keinen Zweifel. Deswegen nahm sich der gute Albert ein Dutzend Stücke, das er entweder für andere oder für sich selbst geschrieben hatte, und engagierte den Produzenten Rob Mathes, um diese mit Musikern aus Londoner Symphonieorchestern ins klassische Gewand zu bringen. Und zwar - das Label stellte das nötige Kleingeld zur Verfügung - im Abbey Road Studio.
Überraschungen gibt's da keine. Hammond ist gut bei Stimme, für sein Alter sogar bemerkenswert gut. Man merkt ihm den Spaß an – und das ist schon ein großer Teil der Miete bei so einem Projekt. Bei "I'm A Train" lacht er ins Mikrophon, das Orchester untermalt's dramatisch in Dolby Surround.
Kitsch? Ja, schon manchmal. Eigentlich oft sogar. Es soll ja auch anschmiegsam bleiben und nicht verstörend sein, warum auch. Wenn schon Orchester, dann richtig. Das eigene Werk und die eigenen Songs dekonstruieren, das ist etwas für Literaturnobelpreisträger, hier gibt's große Balladen - ich meine, hallo? "When I Need You"? MUSS in den Schmalztiegel greifen, das ist nur konsequent.
Während man also "In Symphony" hört und eine opulent arrangierte Melodie der anderen folgt, ist man überrascht, wie viele Hits der Mann eigentlich geschrieben hat, die man entweder schon vergessen hatte oder ihm vielleicht gar nicht zugeordnet hätte.
Himmelhochjauchzend, flatternde Schmetterlinge im Bauch, zu Tode betrübt, verlassen, von Regen übergossen: Das Orchester und Albert, sie spielen uns die ganze Gefühlspalette. "To All The Girls I Loved Before" - kitschig, aber erhaben. Und dann eben mal ein Medley aus Songs, die er für Diana Ross und Whitney Houston geschrieben bzw mitgeschrieben hat. "When You Tell Me That You Love Me": die Geigen geben den Gala-Dinnersound, alles 1a, danach "One Moment In Time": kolossale Gefühle, großes Tennis.
Dann "Nothing's Gonna Stop Us Now", das geht auch ohne Starship, so lange der Orchester-Frack sitzt. Was für eine Hook. Die Geigen machen's noch ärger. Das gute Dutzend voll macht dann "The Air That I Breathe", auch keine Schmalspur-Komposition.
Also, noch mal: Albert Hammond ist sowieso über jeden Zweifel erhaben, der alte Songwriting-Fuchs. Klar, das Orchesteralbum wäre jetzt für den Legendenstatus nicht mehr notwendig gewesen, aber ihm gefällt's, dem Fan sicher auch und für Mama oder Oma ist's eigentlich auch ziemlich gutes Weihnachtsgeschenk, weil da besteht definitiv ein Konsens der Generationen.
1 Kommentar mit 2 Antworten
Nothing gonna stop us now und bonnie tyler ?!?
Die Nummer ist von Hammond zusammen mit Diane Warren für Jefferson Starship geschrieben worden..
Lieber Michael - da hast Du natürlich recht, allerdings hat er das Lied 2010 ja auch selbst gesungen auf dem Album "Legend" - und das eben mit Bonnie Tyler. Er kann's aber auch alleine – so war das gemeint.
Achsooo Ich hab die Version mit Bonnie mal gefunden...nun ja...ungeil