laut.de-Biographie
Attwenger
Das österreichische Duo Attwenger ist eines der lebendigsten Originale im deutschsprachigen Popgeschäft, auch wenn ihr Ruhm längst schon bis nach Sibirien, wo Attwenger einige Konzerte spielten, vorgedrungen ist. Auch der legendäre englische Radio DJ John Peel, der in den nach ihm benannten Sessions alles, was im Indie- und Alternative-Bereich Rang und Namen hat, vor die Mikrofone der Londoner BBC-Studios geholt hat, ist auf die kuriosen Österreicher aufmerksam geworden. Seiner Faszination für die Musik von Texter und Schlagzeuger Markus Binder sowie Harmonikaspieler Hans-Peter Falkner hat John Peel in folgende Worte gefasst, denen nichts hinzuzufügen ist: "I have no idea what it's all about, but I like the general noise a great deal."
Das erste Mal live in Erscheinung getreten sind Attwenger, deren Name sich von einem Gstanzl, einem spontan gereimten Sprechgesang, ableitet, im April 1990 in der Wiener Arena um drei Uhr morgens, so zumindest will es der Bandmythos. Kaum ein Jahr darauf reiten Attwenger mit "Most" auch schon ihre erste Attacke gegen überkommene Hörgewohnheiten. Mit erfrischender Unbeschwertheit schaffen sich Attwenger ihr eigenes, etwas verrücktes Universum. In dem darf im Dialekt gereimt und gerapt werden, Gitarrenverzerrer werden zur Veredelung des Akkordeons gerne verwendet und der Schlagzeugpart würde jeder Hardcore Band zu lebenslangem Ruhm verhelfen.
Der Widerspruch nährt Attwenger bis zum heutigen Tag. "Pflug" und "Luft", ihre Alben aus den Jahren '92 beziehungsweise '93 stehen noch deutlich in der Tradition des Debuts. Doch mit dem 97er Album "Song" werden die attwengerschen Textkapriolen in ein repetitives musikalisches Gewand gekleidet, dessen Nähe zu zeitgenössischer elektronischer Musik sicherlich nicht zufällig ist. Ob es die auf einer Konzertreise im Sommer 1995 erlebten Weiten Sibiriens sind, die für "Song" als Inspirationsquelle dienten, spart der Bandmythos leider aus.
Nach fünfjähriger Abstinenz ist Österreichs heimtückischste Droge wieder im Handel erhältlich. "Sun" steht vielversprechend darauf, und wer sich auf den Trip einlässt, wird sicher nicht enttäuscht werden. Die punkige Energie früherer Alben ist einer minimalistischen Liebe zu Sounds gewichen, vor deren Hintergrund Attwenger als die eigentlichen Reimkünstler des deutschsprachigen Raumes erscheinen.
Drei Jahre muss man warten, bis die ein neuer Longplayer van Attwenger in den Läden steht. "Dog" erscheint 2005.
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