laut.de-Kritik
Da Groove is im Haus, Oida!
Review von Josef GasteigerNach sechs langen Jahren tanzt die originellste Erfindung aus einem Musikland Österreich ohne DSDS-Legionäre, Opernball und DJ-Ötzi auf Langspielplatte Nummer Sieben wieder durch unsere Gehörgänge. Und liebe Attwenger, Zeit is woan!
Auf "Flux" reimt das Duo aus Linz mit dem ungewöhnlichen Line-Up aus Ziehharmonika und Schlagzeug in feinstem österreichischem Lokalkolorit 17-mal über Themen, die die Welt bewegen. Und so reduziert sich die Instrumentierung gestaltet, so unterschiedlich und vielseitig "fluxen" die Herren Binder und Falkner durch die verschiedensten Genre-Schubladen.
Im Opener "Shakin My Brain" rock'n'rollen Attwenger in bester Jerry Lee Lewis-Manier, nur um kurz "Ain't No Sunshine" anzuspielen, bevor im Finale in rasender Geschwindigkeit skandiert wird: "I mog an beda / an bedasü".
Geneigte Hörer nördlich des Weißwurstäquators fragen sich wahrscheinlich bei solchen Zeilen, in welcher Fremdsprache hier eigentlich vorgetragen wird. Dass hier im Endeffekt eine Vorliebe für Petersilie besungen wird, kann ja keiner ahnen. Auch die restlichen Inhalte dürfen außerhalb der Grenzen des Alpenlandes eher vernachlässigt werden. Aber schließlich setzen Attwenger die Stimme auch bewusst als lautmalerisches Instrument ein, insofern dürfte das Unverständnis nicht allzu schwer wiegen.
Für alle jedoch, die des oberösterreichischen Dialekts mächtig sind, liegt die scharfsinnige und ironische Poesie der Marke "Wean is nid Wean, waun nid schnö a boa deppad wean" auf gewohnt unterhaltendem Attwenger-Niveau zwischen Texta und der EAV. Dass auf der Gesamtspielzeit von 50 Minuten kaum Langeweile aufzukommen vermag, liegt aber auch am kompakten Songwriting, das genau eine Idee pro Song verbrät und alles ohne Schnörkel und Brimborium auf den Punkt bringt.
Attwengers Alpencharme groovt auch nach fast 20 Jahren anhaltend frisch und eigenständig, die Formel rhythmische Sprechakrobatik meets Ziehharmonika funktioniert immer noch blendend. Hohe Hörgenusshürden durch zu waghalsige Soundexperimente findet man auch auf "Flux" nicht.
Stattdessen gesellen sich zu rasantem Polka-Punk wie in "Kugl", "Woat", "Durchdrahn" und "Orkan" immer wieder programmierte Beats ("Hintn Umi", "Mief"), die im gemütlichen Midtempobereich vor sich hin köcheln und entspanntes Im-Takt-Nicken erzwingen. Im "Trip" könnte auch der Wu-Tang Clan in die Lederhosen steigen, und wenn es ums "Fressn" geht, stößt das Duo gar in meditative Klänge vor. In "One" dürfen auch dunkle Synthies ran, während Falkner mit der wahrsten aller Weisheiten aufwartet:
"Ohne uns kane Attwenger, one Attwenger waas enger, owa wir bleibm eh nu lenga". So schauts aus!
3 Kommentare mit 3 Antworten
den wu-tang clan in lederhosen - DAS würde ich wirklich gerne sehen.
Sind live sehr, sehr lustig.
wenn ich sie nur verstehen könnte
Ah, also ist jedes Lied gleich schlecht, nur weil man die Sprache nicht versteht?
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Gibt es keinen der Jerome das Wasser reichen kann