laut.de-Biographie
Bernhard Brink
Sein Erfolgsgeheimnis? "Fleiß, Ehrgeiz, Kampfwille, Authentizität, Talent, die Bereitschaft zum Learning By Doing und ein stabiles Umfeld", listet Bernhard Brink seine Vorzüge im Interview mit dem Südkurier auf. Alles Tugenden, die der Schlagersänger nach 50 Jahren im Musikgeschäft beim Nachwuchs vermisst. "Heute kommen viele junge Leute daher und denken, sie wären Stars, obwohl sie nichts geleistet haben und sie kaum jemand kennt", urteilt er. "Ich habe mir viel von Kollegen abgeschaut, etwa von Jürgen Marcus, Peter Alexander, Udo Jürgens."
Bernhard Brink wird im Frühjahr 1952 im niedersächsischen Nordhorn geboren. Angefixt durch die Vorliebe seiner Mutter findet er Gefallen an deutschem Schlager und Heintje im Speziellen. Sie wünscht sich für ihn eine Anwaltskarriere, er zieht nach dem Abitur nach West-Berlin mit dem erklärten Stil, in der ZDF-Hitparade aufzutreten. Und tatsächlich steht er bereits kurz vor seinem 20. Geburtstag "Bombenfest" auf der Bühne von Dieter Thomas Heck. Seinen ersten Labelvertrag erhält er bei Hansa Records, wo sich auch Thomas Anders, Gunter Gabriel oder Frank Zander ihre Meriten verdienen.
Beim Berliner Label erscheinen seine erste drei Alben "Ich Bin Noch Zu Haben" (1976), "Erinnerungen" (1977) und "Ich Wär' So Gern Wie Du" (1980), bevor er zu Aladin Records wechselt. Genreüblich stellen seine Singles häufig deutsche Adaptionen englischsprachiger Hits dar. Vor allem Suzi Quatro dient ihm bevorzugt als Vorlage. Aus "If You Can't Give Me Love" bastelt er "Alles Braucht Seine Zeit", aus "She's In Love With You" entsteht "Ich Wär' So Gern Wie Du", aus "I've Never Been In Love" wird "Fieber". Exiles "How Could This Go Wrong" verarbeitet er zu "Frei Und Abgebrannt".
Wenn Brink über das erste Jahrzehnt als Schlagersänger berichtet, gerät er ins Schwärmen. "Die 70er Jahre waren eine wilde, unbeschwerte und unbekümmerte Zeit", beschreibt er später dem Stern, "Damals gab es kein Aids, kein Corona, nichts. Es war viel lockerer. Zu dieser Zeit war das ganze Leben eine einzige Party und wir waren viel unterwegs." Noch deutlicher äußert er sich bei „"3 nach 9". "Wir waren ganz nah bei MeToo, aber nicht dran", gesteht er unumwunden, "Wir brauchten keine KO-Tropfen. Die Mädels waren alle da - wunderbar."
In den 1980er Jahren gerät der konventionelle Schlager durch die Übermacht der Neuen Deutschen Welle unter Druck. Brink veröffentlicht weniger Musik, bemüht sich aber immer wieder um Aufmerksamkeit durch Teilnahmen am Eurovision Song Contest. Erst unterliegt er im Vorentscheid Dschinghis Khan, dann Mary Roos, Wind, Maxi & Chris Garden, erneut Wind und schließlich Corinna May. Im Fernsehen findet er seine Zweitkarriere. Als Moderator präsentiert er "Das deutsche Schlager-Magazin" oder "Die Schlager des Monats" im MDR sowie über 21 Jahre "Schlager des Jahres".
Seine TV-Präsens beschert ihm ein größeres Publikum, das sich nun auch in Chartplatzierungen niederschlägt. Ab 2001 fährt er beinahe jährlich mit einem Album Achtungserfolge ein. Brink erhält immer öfter den Beinamen "Schlager-Titan" und findet sich auch in Formaten wieder, die sich an jüngere Zielgruppen richtet. So tritt er bei "Pastewka", "Verpiss dich, Schneewittchen" oder "Horst Schlämmer - Isch kandidiere!" mit Hape Kerkeling auf. Bei der "Großen ProSieben Völkerball Meisterschaft" tritt er ebenso sportlich in Erscheinung wie bei "Let's Dance!", wo er Alexander Klaws unterliegt.
Tiefe Spuren hinterlässt die Pandemie. "Die Corona-Krise war für mich - wie für alle Künstler - wirklich die größte Zäsur in meinem Leben", offenbart er dem Stern. Gänzlich undiplomatisch gibt er sich dagegen bei der "Schlagernacht des Jahres". SPD-Politiker Karl Lauterbach rege ihn auf, brüllt er dem Publikum entgegen. "Affenpocken, Corona - das geht mir auf den Sack!" Auch mit Blick auf die russische Invasion verliert er die Fassung. "Dieses kleine Arschloch in Russland, den soll beim Kacken der Schlag treffen", zitiert ihn RTL. Der ausrichtende RBB schneidet die strittigen Szenen aus der Sendung.
Musikalisch bleibt er erfolgreich. Das Label Telamo verkündet 2021, Brink einen "Vertrag auf Lebenszeit" vorgelegt zu haben. Sie versprechen sich von ihm "Schlager-Songwriting auf modernstem und höchstem Niveau". Mit der ersten Zusammenarbeit "Lieben Und Leben" erreicht er erstmals die Top 10 der Album-Charts. Ein Jahr später wiederholt er den Erfolg, als er mit "50" sein Bühnenjubiläum feiert. "Ich möchte heute nicht mehr als Sänger anfangen müssen", gesteht er dem Südkurier. Vielmehr sei er "echt froh", "seit fünf Jahrzehnten bis heute Erfolg, einen Plattenvertrag und Auftritte" zu haben.