Blond

Ihr neues Studioalbum ist draußen, die Festivalsaison läuft – und Ende des Jahres starten Blond ihre eigene Tour. Wir haben mit den Schwestern Nina und Lotta Kummer gesprochen, die gemeinsam mit Johann Bonitz das Chemnitzer Trio bilden. Sie sprechen im Interview über ihr fiktives Festival Line-up, Ziegenschreie im Publikum und warum man einen Führerschein auch erstmal manifestieren darf.

Wie geht's euch denn?

Uns geht's sehr gut. Wir kommen gerade wieder runter nach diesem ganzen Album-Promo-Stress. Wir haben heute noch geprobt, weil wir am Donnerstag dann unser erstes Festival spielen und da sind wir natürlich aufgeregt.

Hattet ihr so einen Lieblingsmoment jetzt in der Promophase?

Es gibt einen Song, der sich als absoluter Live-Song herauskristallisiert hat. Das merkt man wirklich immer erst, wenn man den vor Leuten zeigt. Als der dann live so Spaß gemacht hat, haben wir uns umso mehr auf den Festivalsommer gefreut.

Welcher Song ist das?

"Wie du?" Der schiebt einfach.

Ihr habt ja immer so krasse Choreos und so viele Outfit-Changes. Wie doll ist das eingeprobt?

Wir wissen schon, wann was passiert. Die Quick-Change-Momente zum Beispiel kann man nicht spontan anders machen. Das Licht und alles ist daran angepasst. Bei Zwischenansagen haben wir ein Gerüst und variieren dann aber in jeder Situation.

Habt ihr schon im Kopf, was die lustigste Stadt werden könnte?

Das ist immer unterschiedlich. Manchmal gibt es dann einen Running-Gag, der sich durchzieht, weil eine Person auf dem Konzert irgendwas Lustiges macht. Wir hatten in Hamburg mal eine, die hat die ganze Zeit wie eine Ziege geschrien. Das war natürlich sehr schön. Das hat alle erheitert und die Stadt ist uns dann natürlich im
Kopf geblieben.

Sehr geil. Wie viele Festivals spielt ihr denn dieses Jahr?

Zehn, elf, zwölf, irgend sowas.

Habt ihr da ein Fave, worauf ihr euch richtig freut?

Wir spielen bald mit der Robert-Schumann-Philharmonie auf dem Opernplatz in Chemnitz, beim Kosmos Chemnitz. Ein Orchester Konzert in unserer Heimatstadt, das wird sehr besonders.

Eure Tour geht ja am 11.11. los. Habt ihr Bock? Habt ihr schon irgendwelche Voracts geplant?

Das ist alles in Planung. Das Album haben wir gerade erst rausgebracht, jetzt müssen wir den ganzen Rest klären. Wir haben bereits eine schöne, lange Liste mit tollen Acts und müssen uns einfach entscheiden. Wir haben natürlich Bock, weil das sind nochmal größere Locations als bei der letzten Tour und wir haben ein richtig tolles Bühnenbild, wir haben die Show gut ausgearbeitet, super geiles Licht, es wird grandiose Überraschungen geben und wir haben einfach Bock. Auf Festivals muss man sich das Publikum manchmal mühsam erspielen. Auf unserer eigenen Tour kann man sich dann einfach fallen lassen, die Leute singen alles mit und sind super lustig. Die Leute kommen ja ausschließlich wegen uns.

"hoffentlich bringt der mich nicht um"

Ihr habt ja jetzt euer neues Album rausgebracht. "Ich Träum doch nur von Liebe" Habt ihr so eine Verkörperung von diesem Album?

Interessante Frage. Also ich sehe da jetzt keinen alten weißen Mann.
Siehst du da was?

Ja, ich habe so eine Person im Kopf, die in meiner Lieblingsbar immer chillt, aber ich könnte sie jetzt auch nicht beschreiben, die ist so ambivalent. Die sieht jeden Tag irgendwie ein bisschen anders aus.

Habt ihr ein Meme, was ihr damit verbindet mit dem Album?

Wir kriegen oft die Frage gestellt, wieso wir mit Humor als Stilmittel arbeiten. Wir lieben zum Beispiel Meme-Kultur wegen des Humors, der sich da ja so durchzieht, weil da ja immer so Themen verhandelt werden, die eigentlich gar nicht so lustig sind. Zum Beispiel gibt es ein Meme, dass der Mann vor dem Date denkt, hoffentlich sieht sie so aus wie auf den Fotos. Und die Frau denkt sich aber, hoffentlich bringt der mich nicht um. Svea Maus, ein Instagram Meme-Account, verarbeitet sehr viele Themen auch wunderbar. Da kann man auch immer gut lachen über Themen.

Ich habe eine Frage zu "Bare Minimum". Gibt es noch Beispiele, die nicht verwendet wurden, aber passen?

Lackierte Fingernägel, die fehlen. Um zu zeigen, dass man ein Ally im Kampf gegen das Patriarchat ist. Aber auch nur so lange, bis man wieder ins Büro muss.

Ihr sprecht auf dem Album ja viele unterschiedliche Themen an. Gab es auch welche, bei denen ihr dachtet: "Das behandeln wir lieber subtiler oder verklausulierter"? Also Themen, die euch zwar beschäftigen, aber die ihr (noch) nicht ganz offen oder direkt ansprechen wolltet?

Es ist immer schwierig, weil wir jetzt nicht sagen, das ist das Thema in dem Song und dann schreiben wir den, sondern man hat manchmal schon ein Thema und dann ist die Frage, wie man das behandelt und das wird dann während des Schreibens ausgelotet. Ob man jetzt explizit über was schreibt oder weniger explizit und so, deswegen wenn Themen in unserem Kopf rumschwirren, dann schaffen sie es auch aufs Album, aber in verschiedenen Varianten sozusagen. Bei "16 Jahr, Blondes Haar" wollte ich jetzt keinen witzigen Song drüber schreiben. Also man hätte es ja auch lustig machen können. Hatte ich jetzt nicht so Bock drauf.
Wir schreiben über die Themen, die uns gerade beschäftigen. Und wenn es Themen gibt, die da gerade noch nicht so weit oben sind, dann sind die halt beim nächsten Album dabei.

Was für Reaktionen habt ihr für "16 Jahr, Blondes Haar" bekommen? Für mich ist das so krass gewesen, als ob das so eine kollektive Erinnerung ist von mir und meinem Umfeld.

Ich finde, man merkt, dass viele FLINTA-Personen, die den Song hören, komplett relaten können.

"Boah, es gibt so viele geile Bands"

Im Song Fliederbusch singt ihr "Heute liegen deine Träume unter Traumata begraben". Wie sollte man das interpretieren?

Wir erklären ungern die Songs. Das ist ja das Besondere, dass man Musik hört und jede*r sich was anderes dabei denkt. Deswegen würde ich das jetzt gar nicht so vorgeben, wie man den Song wahrnehmen soll und aus welcher Perspektive der geschrieben ist, weil ich das schön finde, dass das frei ist.

Ihr wart jetzt im Buch "Billige Plätze" von Rieke van Kleef dabei, wie kam es dazu?

Wir kannten uns schon. Sie hat uns damals vom Femme Club aus interviewt zur "Hütte der sexualisierten Gewalt". Dann hat sie uns für das Buch angefragt und das ist ja voll gut, dass sie das Buch gemacht hat. So was gibt es ja einfach noch nicht so richtig. Sie hat es ja auch mit Zahlen belegt. Das ist wichtig, um mal zu zeigen, "so ey guck mal, das sind die Fakten". Deswegen waren wir natürlich mit dabei. Wir können auch ordentlich was erzählen. Deswegen war klar, dass wir drin sind und wir haben uns auch sehr geehrt gefühlt, dass sie uns gefragt hat.

Habt ihr denn einen besonderen Wunsch, also wenn ihr jetzt einen Wunsch nur formulieren könntet an die Musikbranche, an die Musikindustrie.

Ich glaube, so ganz allgemein, nicht nur auf die Musikindustrie bezogen, dass sich einfach alle Menschen beteiligen können und sich dann beim Beteiligen auch wohlfühlen.

Was wäre dann, wenn ihr jetzt ein Festival machen würdet, wer wäre denn da der Headliner oder die Headlinerin neben euch natürlich.

Boah, es gibt so viele geile Bands. Könnte man auch international buchen?

Klar.

The Last Dinner Party, Lorde, Lola Young, Chappell Roan und Doechii, ich weiß ja nicht wie groß das Festival ist, ich würde auf jeden Fall noch Sir Chloe buchen, dass ist grad eine Band, die Johann ganz viel hört, die sehr toll ist. Dream Wife und Power Plush würden wir natürlich auch buchen. Lovehead, Chloe Slater und Cassie würde ich auch noch mit ran holen und Mia Morgan, klar.

Habt ihr denn noch irgendwas, was ihr loswerden wollt?

Wir freuen uns wirklich sehr auf die Tour und ich glaube es wird richtig geil und ich freue mich auf die ganzen Leute und bin gespannt ob wieder jemand wie eine Ziege schreit.

Ich habe noch die wichtigste frage von allen die, Blondinators werden es verstehen, Nina wie läuft eigentlich mit deinem Führerschein?

Mir haben Leute immer so Videos geschickt, in denen gesagt wird: "Ich manifestiere, dass du einen Führerschein bekommst." Dabei ist es auch gerade noch geblieben, bevor ich irgendwas wirklich mache, manifestiere ich erstmal nur. Ich kann nicht einfach so aus der Kalten loslegen. Ich laufe erstmal draußen rum, gucke die Autos an und fühle mich gedanklich in die Fahrzeuge rein.