laut.de-Biographie
Bo Flower
"Warum leg ich so viel Inhalt in die ganzen Raps? / Die Kids können eh nicht zuhören wegen ADS! / Mh, wie kommts, wo sie doch so still vorm TV sitzen / und die ganzen Alcopops von gestern wieder ausschwitzen."
Manche Kids haben allerdings noch anderes im Sinn: Im Herbst 2009 präsentiert der Kinderkanal Kika im Rahmen der "Rap-Akademie" interessierten Hip Hop-Nachwuchs, der bei Curse, Thomas D und Bo Flower aus erster Hand vom Geschäft erfährt. Nicht ganz so bekannt, wie seine beiden Kollegen, besitzt letztgenannter trotzdem bereits einige Jahre Erfahrung:
Im Juli des Jahres 2005 veröffentlicht Bo Flower mit "Tötet Sw***ty" die humorvolle Alternative zum Battle-Rap der Haupstadt. Über 180.000 mal wird diese Attacke auf Klingelton-Vermarktung und mediale Verblödung der minderjährigen Klienten aus dem Internet gezogen, der Name des Rappers wird quasi über Nacht zum Begriff.
Für den gebürtigen Pfälzer bedeutet der Track allerdings keinen Überraschungserfolg, sondern den Lohn für acht Jahre harte Arbeit. Bereits 1997, mit 14, beginnt Florian Bauer zu rappen. Fan wurde er in den zwei Jahren zuvor - die Missionierungsarbeit hatten MC Rene ("Renevolution") und die Massiven Töne ("Kopfnicker") übernommen.
Vom Taschengeld spart er sich zwei Turntables und einen Mixer zusammen, ein Kasseler DJ bringt ihm das Beatbasteln bei. Da die Pfalz zu jener Zeit noch Hip Hop-Sibirien gleich kommt, erfolgt der erste Auftritt bei einer Karlsruher Privatparty.
Mit dabei sind Till Testsieger und Maze, mit denen er 1999 die Formation Aufnahmezustand gründet und auf Tour geht. Es kommt zu Sampler- und Mixtapebeiträgen, die Single "Burnout" läuft sogar auf Viva, und 2001 darf das Trio das Splash!, Europas größtes Hip Hop-Festival, eröffnen.
Bo Flower widmet sich verstärkt dem Produzieren. 2003 zieht er nach Hamburg, um dort am SAE-College, einer internationalen Hochschulkette, Audio Engineering zu studieren.
Noch während des Studiums stellt der Rapper sein Debütalbum fertig. Da er kein Label findet, nutzt Bo Flower das Internet geschickt als Werbeplattform: "Nimm's Persönlich" konnte und kann man ausschließlich auf seiner Homepage downloaden.
200.000 Einzelsong-Downloads sind kein schlechtes Ergebnis für das Debüt eines Solorappers, der nie mit einem großen Namen gemeinsam auf Tour oder einem Feature zu hören war.
Ende 2004 gründet Bo Flower, nachdem er sein Studium mit Bravour bewältigt hat, sein eigenes Label. Auf Schmufhamburg signt er zunächst Temmy Ton und Schmiddlfinga. Das erste Lebenszeichen des Labels folgt auf dem Fuß.
Das Trio steht für ehrlichen, oft witzigen Rap, der auch mal mehr oder minder subtile Kritik beinhaltet: Seit die Brote nach ihren Ausflügen in die Pop-Welt als dort verschollen gelten, ist diese Sparte unbesetzt. Hierauf zielt auch Bo Flowers zweites Soloalbum "Heile Welt", das kurz nach dem Achtungserfolg mit "Tötet Sw***ty" auf den Markt kommt.
Bo Flower engagiert sich für Organspende und andere Themen: "Ich habe für das Charity-Projekt 'Viva Con Agua de Sankt Pauli' Tracks unter anderem mit Gentleman und Toni L produziert, mit Leuten wie Kurtis Blow, Kool Savas, Torch und Blumentopf auf der Bühne gestandehn, und 2010 kommt mein drittes Album raus", freut sich der Wahl-Hamburger. Dass es tatsächlich bis Anfang 2011 dauert - wen juckt das schon?
Viel hat sich getan, eins ist aber unverändert geblieben: "Soziales Engagement ist mir sehr wichtig. Ich kann und will nicht einfach wegschauen. Das hört man auch in meinen Songs. ... Meine Texte sind oft unbequem, manchmal schockierend. ... Ich denke, dass die Dinge, mit denen ich mich beschäftige, jeden etwas angehen."
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