laut.de-Biographie
Massive Töne
Die Geschichte von Showi, Ju, Wasi und DJ 5ter Ton beginnt 1991 in den gemütlichen Tiefen von Stuttgart. Alle vier Jungs kommen frühzeitig mit der Hip Hop-Kultur in Berührung und rappen schon bald auf der Straße die Texte ihrer Idole nach. Da ist es nicht weiter verwunderlich, dass man nur ein wenig später anfängt, an eigenen Beats und Raps zu basteln. Die Aufbruchstimmung ergreift nach und nach weite Teile des gesamten Stuttgarter Raums. Um die ganzen Rapper, Graffitisrpüher, Deejays und Breaker unter einen Hut zu bringen, gründet man 1993 die Kolchose. Die verschiedenen Künstler sollen sich so kreativ und geschäftlich gegenseitig helfen und anspornen. Zusammen mit den Tönen gehören noch Acts wie der Freundeskreis, Afrob, DJ Thomilla, Skillz En Masse oder die Breite Seite zu den bekanntesten Mitgliedern der Vereinigung.
In den folgenden Jahren sind die Massiven Töne Gast auf jedem Hip Hop-Jam in Mitteleuropa. So bestreiten sie zusammen mit Fettes Brot, Tobi und Bo, MC Rene oder den Coolen Säuen die Touren der "Klasse von '94 und '95". Nebenher veröffentlichte man zudem die EP "Dichter in Stuttgart". 12 Monate später setzt man mit dem Debut "Kopfnicker" ein Ausrufezeichen hinter den eigenen Namen, denn das Album gilt auch heute noch als Klassiker im deutschsprachigen Rap-Genre.
Wie so viele Hip Hopper der ersten Stunden machen die Töne 1998 den logischen Schritt zum Major. Man will eben genügend Geld verdienen, um unabhängig selbstständige Strukturen aufzubauen. Und dieses Vorhaben gelingt auch. Pünktlich zum Rapboom sind die Massiven mit "Unterschied" an vorderster Videofront und nehmen die Charts im Sturm. Auch das folgende Album "Überfall" kann sich in den Charts plazieren. Selbst das Video zum wahrhaftig nicht kommerziellen Track "Rapgame" mit dem US-Act Blahzay rotiert auf Viva rund um die Uhr.
Diesen goldenen Zeiten ist es dann auch zu verdanken, dass man mit Leuten wie den Gravediggaz, IAM oder den X-Ecutioners zusammenarbeiten darf und die Idee eines eigenen Hip Hop-Netzwerkes so langsam Gestalt annimmt. Da verwundert es schon, dass Ur-Ton Wasi die Band verlässt. Er möchte eine andere Richtung einschlagen als die anderen Drei, heißt es aus offiziellen Quellen. Man habe sich aber im freundschaftlichen getrennt, so Ju weiter.
Nach der Jahrtausendwende kümmert man sich dann um den Auf- und Ausbau von Kopfnicker Records (Skillz En Masse, Breite Seite), dem gleichnamigen Studio sowie der 0711 Bookingagentur. Zudem intensivierten die Drei ihre guten Verbindung nach Marseille, so dass ihr Beitrag zum "Taxi, Taxi"-Soundtrack nur logisch erscheint. Auch auf der Labelcompilation "Kopfnicker Records - Das Album" finden sich Mitglieder der französischen Supergruppe IAM wieder. Doch bis auf ein paar wenige Features wird es dann um die Jungs selbst ziemlich ruhig.
Erst rechtzeitig zur kommerziellen und kreativen Krisenzeit des deutschsprachigen Raps treten die Massiven Töne aus Stuggitown 2002 wieder ans schwächelnde Scheinwerferlicht der Musikwelt. Ganze drei Jahre sind ins Land gegangen, seitdem die Stuttgarter Buben mit "Überfall" eine der wichtigsten und erfolgreichsten Hip Hop-Platten aus unseren Landen veröffentlichen. Nun steht das in Method Man-Manier betitelte neue Werk "MT3" in den Läden. Doch auch den Big Names fällt es angesichts der großen Konkurrenz und mangelnder zündender Ideen zusehends schwerer, alte Fans zu begeistern und neue Leute anzusprechen.
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