laut.de-Kritik
Das Stuttgarter Trio mit sonnigen Clubtracks und aggressiven Abgehtunes.
Review von Stefan JohannesbergEins vorweg: Die Massiven Töne sind anders. Ja, ich gehe sogar so weit, dass man sie nicht mit normalen Rapmaßstäben messen kann. Warum, mag sich jetzt der eine oder andere kopfschüttelnd fragen, wenn er das Video zur neuen Single "Cruisen" sieht. Was ist an den drei Stuttgartern Schowi, Ju und DJ 5ter Tone besonders? Die Reime wirken oberflächlich, der Refrain ist mehr als peinlich, und mit den vielen Titten im Clip werfen sie nur noch mehr Klischeebrennholz ins Fegefeuer der Vorurteile. Die Antwort ist jedoch so einfach wie diskussionswürdig.
Bei den Tönen ging es und geht es in erster Linie um Gefühle und Stimmungen. Sie diggen nicht einfach nach den unbekanntesten Samples oder konstruieren um jeden Preis den komplexesten Doppel und - Dreifachreim. Nein, sie versuchen, eine echte Atmosphäre zu kreieren. Eine Atmosphäre, welche die Lebenseinstellung der Massiven 1:1 zum Hörer transportiert. Man nimmt sich ein wenig selbst auf die Schippe, weiß aber auch ganz genau, was Sache ist. Und hey, wer von uns fand diese eine blonde Maus im Video nicht sexy?
Denn wenn Ju "Im Club" folgende Zeilen rappt, "Heute ist die Nacht der Ladykiller, der Tequila und der Bailys Trinker, Mütter suchen sich nen Babysitter, die Mädels kichern, während sie zum DJ pilgern und sie klimpern mit ihren Fake-Wimpern, Augen zwinkern", dann sieht man sich selbst auf einmal in der Zappelbude abhotten. Er hat ein großes Herz und zeigt es auch immer wieder ("Traumreise", "Wer"). Auch wenn lyrische Feinheiten seine Sache nicht sind. Dafür sollte eigentlich Schowi sorgen, der aber die große Enttäuschung dieser Platte ist. Bis auf seine sehr guten, originellen Reime in "Deutschland, Deutschland" passiert da nicht viel. Eigentlich hatte ich ihn trotz der langen Pause für meine Top Ten der deutschsprachigen Emcees immer auf der Rechnung. Schade.
Die Beats zu guter Letzt sind weder wirklich schlecht noch richtig überragend, jedoch meist sehr variabel gehalten. Da wechseln sich deepe Primosounds ("Traumreise") mit treibenden Elektrofunk ("Wer") ab. Und es treffen sonnige Clubtracks ("Cruisen", "Im Club") auf aggressive Abgehtunes ("False One", "Laller"). Wie gesagt, mit einem Schowi in Höchstform hätte "MT3" ein Knaller werden können. So bleibt leider nur ein weiteres knapp überdurchschnittliches Werk übrig.
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