laut.de-Biographie
Bözemann
Bözemann ist den meisten Deutschrap-Hörern ein Begriff, allerdings nicht wirklich wegen seiner musikalischen Leistungen. Bekanntheit erlangt er vor allem über seine Boxkämpfe mit Sinan-G und Manuellsen. Zweiterer generiert aus mehreren Gründen allerhand Meme-Traffic, auch über Bözemanns eigene Bubble heraus.
Über Bözemanns Leben vor seiner Rap-"Karriere" ist zwar so manches im Umlauf, allerdings entstammen die Informationen hauptsächlich seinen eigenen Erzählungen in Interviews. Wie glaubwürdig all das ist ... schwer zu sagen.
Demnach jedenfalls soll der Stuttgarter mit kosovarisch-albanischer Herkunft in einer Haftanstalt zum Battle-Rap gefunden haben, beim ersten Haftantritt ist er in seinen Geschichten mal 14, mal 18 Jahre alt. Die Schule verlässt er laut eigenen Angaben nach der achten Klasse, im Jahr 1998 soll er sich außerdem als Scharfschütze am Kosovo-Krieg beteiligt haben. Diese Story überlappt allerdings verdächtig mit seinem vermeintlichen JVA-Aufenthalt, wir wollen hier aber nicht zu investigativ werden.
Sicher ist, dass Bözemann etwa ab dem Jahr 2006 als Rapper in Erscheinung tritt, einer seiner frühesten Tracks "Rapzeptur" findet sich noch auf YouTube. Von Anfang an versucht er, Reichweite mit Ansagen und Disstracks zu generieren, sein Beef mit Massiv schlägt erstmals weite Wellen.
Dem folgt direkt die erste Kontroverse: Im Musikvideo zu "Die Herausforderung" schaufelt Bözemann Massiv ein Grab, auf das Grabkreuz ist ein Davidstern gemalt. Der Staatsschutz ermittelt einige Zeit lang wegen Volksverhetzung, außerdem wirft der Stern dem Rapper Antisemitismus vor. Die Ermittlungen werden schließlich fallen gelassen, Bözemanns Erklärungsversuche erscheinen trotzdem denkbar abwegig. Er wollte nach eigener Aussage lediglich darauf aufmerksam machen, dass Massiv gegen Juden hetze. Ah, ja.
2008 erscheint sein erstes Album "Das Böze In Dir" mit dem recht erfolgreichen Herzschmerz-Song "Bitterkalt". Doch Bözemann baut nicht auf diesem Fundament auf, vielmehr verschwindet er für ganze 13 Jahre (!) von der Bildfläche. Wo er gewesen ist? "Hab' mich in den finstersten Ecken der Unterwelt bewegt! Knast rein, Knast raus!" Die Ungereimtheiten in seiner Vita lassen die Hypothese zu, dass er sich womöglich gar nicht in der Unterwelt bewegt hat. Beweisen können wir es allerdings nicht.
Was hingegen sicher ist, dass er 2021 mit der gewohnten Menge an Ansagen wieder in Erscheinung tritt. Er beeft unter anderem mit Farid Bang, Capital Bra, Arafat Abou-Chaker, Fler und Sinan-G. Zu dieser Zeit entwickelt Bözemann die eine Strategie, die öffentlichkeitswirksamer ist als seine Songs: bekanntere Rapper zu Boxkämpfen herausfordern. Sein erster Fight mit Sinan-G endet mit einem technischen K.O. von Bözemann, danach galt der Beef als beendet – so läuft das eben bei "ehrhaften" Rappern.
Das Konzept geht auf, der damals 43-Jährige sieht sich endlich wieder im Rampenlicht. Um einen Kampf mit Manuellsen zu provozieren, macht er einen rassistischen Witz über den Mülheimer Kollegen und fordert ihn auf, sich im Bözemann-Podcast "Platzaxt" mit einem AfD-Politiker zusammenzusetzen. Am Ende willigt Manuellsen in einen Kampf ein.
Das Duell der beiden Ansagenhauptmeister generiert entsprechend Aufmerksamkeit, vor allem die schwache Leistung und überraschende Niederlage des eigentlich 30 Kilo schwereren Manuellsen versorgt die deutschen Meme-Seiten wochenlang mit Content, der "schlafen geschickte" Rapper wird unter anderem in eine Kindergruppe gephotoshoppt. Auch unter dem YouTube-Video macht man sich über Manuellsen lustig, es folgen Kommentare wie: "Manuellsen hat gekämpft wie eine Möwe" und "Glaube, er wäre auch ohne Gegner nach 4 Runden k.o. gegangen."
Nachdem Bözemann Farid Bang in mehreren Videos als Stricher und Zuhälter bezeichnet, veröffentlicht dieser den Disstrack "Technisches K.O." als Anspielung auf den bereits erwähnten Sieg Sinan-Gs im gemeinsamen Boxkampf. Farid hinterfragt im Song den Lebenslauf Bözemanns (endlich sagts mal einer!) und bezeichnet auch dessen häufig beworbene Boxerkarriere als Lüge.
Bözemanns Antwort folgt promt, er stattet Farid einen erfolglosen Hausbesuch ab und veröffentlicht zunächst den Disstrack "Farid Schmitz", der außer zahlreichen homophoben und mutterfickenden Lines wenig Inhalt bietet, später holt er mit "Suge Knight" zum kaum gehaltvolleren zweiten Schlag aus. Farid releast zwischendurch seinen zweiten "Disstrack" "Pipimann", der inhaltlich allemal mehr als Bözemanns Beitrag bietet.
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