laut.de-Biographie
Chic
Chic = Le Freak! Denkt man an Chic, denkt man an ihren größten Hit und die späten 70er. Bis heute ist es die meistverkaufte Single ihrer damaligen Plattenfirma Atlantic. Aber Chic auf "Le Freak" zu reduzieren, wäre, als begrenzte man die Beatles auf "Hey Jude".
Die kreativen Köpfe von Chic gehören Nile Rodgers (Gitarre, geb. am 19.9.1952 in New York) und Bernard Edwards (Bass, geb. am 31.10.1952 in Greenville, North Carolina). Nach ihrer Higschool-Zeit lernen sie sich 1970 in New York kennen. Ihre musikalische Seelenverwandtschaft schlägt sich schnell in einem gemeinsamen Projekt nieder. Ab 1972 touren sie mit ihrer Jazz-Rock-Fusion-Formation Big Apple Band durch die Soul-Clubs des großen Apfels New York. In wechselnden Besetzungen arbeiten sie in den folgenden fünf Jahren an ihrer Vision, den Soundtrack für das lebenshungrige und gesellschaftlich erstarkende schwarze Bildungsbürgertum zu liefern.
Nach gemeinsamen Ausflügen ins New Wave-Lager (Allah And The Knife Wielding Punks) formieren sie 1977 Chic. Unterstützt von Tony Thompson (Schlagzeug), Raymond Jones und Rob Sabino (beide Keyboards) und den Sängerinnen Norma Jean Wright und Alfa Anderson gelingt ihnen mit "Dance, Dance, Dance" aus dem Debütalbum "Chic" (1978) ihr erster Single-Hit. Später wird man diesen und die kommenden Erfolge als trendsetzend und stilbildend für eine ganze Generation würdigen. "Chic waren für die Disco-Musik, was Bob Marley für den Reggae und Weather Report für die Fusion-Musik bedeuteten" schreibt zu Recht der Melody Maker.
Trotz des sich abzeichnenden Erfolgs verlässt die Leadsängerin Wright zugunsten einer Solokarriere die Band. Sie ersetzt Luci Martin, mit der Chic noch im selben Jahr das Top 5-Album "C'est Chic" einspielen. Darauf enthalten: "Le Freak", der Song, der Chic unsterblich macht. Ein Jahr darauf folgt mit dem Longplayer "Risque" das dritte Album und mit ihm die Hits "I Want Your Love" und "Good Times".
Sowohl der Bandname als auch die Songtitel zeugen von einem unbeschwerten Lebensgefühl, das den Sound zum kosmopolitischen Nachtleben der ausgehenden 70er liefert. Diesen Status untermauern Rodgers und Edwards auch mit zahlreichen Kooperationen. Während sie im Ruhm der eigenen Band baden, produzieren sie für Sister Sledge deren Erfolgsalbum "We Are Family" und für Diana Ross die Megaseller "Upside Down" und "I'm Coming Out".
Doch damit nicht genug. Die Sugarhill Gang leiht sich vom Chic-Hit "Good Times" die Basslinie und produziert damit den ersten Rap-Song der Musikgeschichte: "Rapper's Delight" (1979). Damit beansprucht das Duo Rodgers/Edwards zu Recht, die Geburt des Hip Hop entscheidend vorbereitet zu haben.
Die Karriere der eigenen Band endet vorübergehend 1983. Rodgers und Edwards entscheiden sich, Chic auf Eis zu legen, um sich ihren zahl- und erfolgreichen Produktionskooperationen zu widmen. Bis zu diesem Zeitpunkt bringt Chic es auf insgesamt neuen Alben in fünf Jahren. 1992 starten sie mit "Chic-ism" ein nicht ganz ernst zu nehmendes Comeback. Die Zeit des Disco-Funk ist Anfang der 90er definitiv vorbei. Trotzdem erinnern die Ikonen mit "Chic-ism" und "The Best Of Chic, Vol. 2" (beide 1992) auf angenehme Art an die einstigen Erfolge.
1996 touren Chic zum 20-jährigen Jubiläum in Japan. Am 16. April spielen sie einen Gig, der als Retrospektive ihres Schaffens angelegt ist. Gemeinsam mit Steve Winwood, Sister Sledge und Slash realisieren sie das fulminante Konzert "Live At The Budokan". Zwei Tage später stirbt Bernard Edwards in einem Hotel in Tokio an einer Lungenentzündung. Das 48 Stunden vorher mitgeschnittene Konzert dient als Erbe eines der sensibelsten Bassisten der Black-Music-Geschichte. Aus dem Material entsteht eine TV- und eine Radio-Dokumentation, die Live-CD "Live At The Budokan" (1999) und die gleichnamige DVD, die 2004 veröffentlicht wird.
Im November 2003 erliegt der ehemalige Drummer Tony Thompson einem Krebsleiden, und Ende 2024 stirbt auch Alfa Anderson, die als Sängerin an vielen wichtigen Songs beteiligt war. Ein Ende von Chic bedeutet das aber nicht - als Chic ft. Nile Rodgers sind sie weiterhin auf Tour. Anfang 2015 kündigt Rodgers mit "It's About Time" sogar ein neues Studioalbum an. Es erscheint im Herbst 2018 und wartet mit zahlreichen Gästen wie Elton John, Lady Gaga, Emeli Sandé und Mura Masa auf. Für gute Laune sorgt die Platte auf jeden Fall. Auch hat sich an der Message von Chic seit mehr als 40 Jahren nichts geändert, wie der Mastermind in einem Interview für die SPEX betont: "Wir machen Musik, um die Menschen glücklich zu machen."
Noch keine Kommentare